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Weingut Erwin Tinhof am Leithaberg

Seit 11 Generationen wurzeln die Tinhofs am Leithaberg. Erwin führt die Tradition respektvoll, doch innovativ in die Zukunft.
Weingut Tinhof - Erwin Tinhof
© Gaumen Hoch

Bio ist das neue Normal

von Marko Locatin

Bio, oder nicht Bio? Das war für ihn keine Frage. Ganz im Gegenteil: „Mein Wunsch, mein Traum zur Kennzeichnung: Alle anderen müssen auf die Weine schreiben, dass sie nicht Bio sind. Wir müssen nix mehr drauf schreiben“, meint Erwin Tinhof. „Wenn meine Weine gut sind und zusätzlich noch Bio, oder noch mehr als Bio, dann hab ich schon g’wonnen.“ Wobei Erwin trotz langer Tradition die biologische Landwirtschaft nicht in die Wiege gelegt wurde. Aber: „Ich hab Verantwortung übernommen, das alles hier schonend weiterzuführen für spätere Generationen.“

© Weingut Tinhof
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Der Neubeginn

Ja natürlich, das Weingen hat er, die elfte Generation der Tinhofs, vom Vater geerbt. Der, zwar leidenschaftlicher Winzer, werkte im Brotberuf allerdings als Finanzbeamter: „Vielleicht kann ich deshalb auch so gut rechnen.“ Erwin studierte auf der Boku in Wien, ehe er 1990 einen Neustart unter der Marke Tinhof lancierte. Einen Neubeginn mit kompromisslosem Qualitätsanspruch.

„Da geht‘s aber wieder ums G’spür für den richtigen Zeitpunkt.“
Erwin Tinhof

Denn die Ahnen pflegten ja, wie damals üblich, gemischte Landwirtschaft. Weinbau diente der Selbstversorgung, produziert wurde nebenbei. „Wir wissen aus deren langen Erfahrung, wo sich welches Mikroklima ausprägt. Diese oft mündlich überlieferten Erfahrungen, kombinieren wir mit neuesten Erkenntnissen. Es geht uns aber auch viel um G’spür und natürlich um Qualität.“

Das G’spür

So ist das Weingut seit 2012 bio-zertifiziert. Handlese ist so selbstverständlich, wie Hefen vom eigenen Weinberg. Alle Weine – Weiß wie Rot – dürfen sich einige Monate und länger mit der Feinhefe austauschen. „Bringt Fitness, Eleganz sowie Lagerfähigkeit hinein“, meint Tinhof „Da geht‘s aber wieder ums G’spür für den richtigen Zeitpunkt.“

© Weingut Tinhof
Die Weingärten in Ried
© Weingut Tinhof
Ausblick aus den Weingärten Tinhofs

Mein Neuburger ist nicht fad!

Tinhofs spezielle Passion gilt übrigens dem Neuburger. Einer Weißweinsorte, die sich im Rotweinland Burgenland am Leithaberg – durch Wald und See gekühlt – seit Generationen pudelwohl fühlt.

„Mein Neuburger passt vom Schnitzel bis zum Bergkas!“
Erwin Tinhof

Zwar wird es auch hier immer wärmer, bei traditionell wenig Niederschlag, doch „den Klimawandel muss man nehmen, wie er ist und sich darauf einstellen. Auch hier ist ein gesunder, biologischer Stock im Vorteil. Wie ein gesunder Mensch, ist er resistenter gegen Krankheiten und Umwelteinflüsse.“ Der genügsame Neuburger hat also Zukunft. Geschmacklich sowieso, denn: „Er ist ein bekömmlicher Wein. Ich mein damit aber nicht fad! Vom Schnitzel bis zum Risotto, von Eierschwammerln über den Saibling bis zum Bergkäse passt er.“

© Weingut Tinhof
Erwin Tinhof vor seinem Weingarten

Wein ist Kultur

Gutes Stichwort. Bärlauch, Spargel, Kürbis, Kirschen, Wild. „Wir brauchen kein Thunfisch-Carpacccio.“ Das Steirereck schätzt Tinhof, auch und gerade wegen der kompromisslosen Regionalität, ja vielmehr der Kultur, die Reitbauers hier pflegen und vermitteln. „Österreich wird als vielschichtiges Kulturland wahrgenommen, und das ist gut so. Essen und Trinken gehören dazu.“

„Ich gewinn lieber Heim- als Auswärtsspiele.“
Erwin Tinhof

Natürlich passt da regionaler Wein, wobei bei Tinhof – ein wenig schmerzt es ihn – 50 Prozent der Produktion ins Ausland gehen. Der größte Anteil in die D-A-CH-Region. Asien und USA sieht er weniger als Markt, er „gewinnt lieber Heim- als Auswärtsspiele“, hätte aber auch kein Problem, wenn seine Weine in Österreich noch mehr geschätzt würden. Erwins Schlusswort: „Der Prophet zählt halt im eigenen Land oft nichts. Ich finde, die Einstellung zum Produkt, eigentlich zum Leben, sollte sich in Österreich nachhaltig ändern.“

Erwin Tinhof

Wärst du nicht Winzer geworden – welchen Beruf würdest du jetzt ausüben?
Gute Frage (denk nach). Ehrlich, ich hatte nie eine andere Idee!
Wo trifft man dich an, wenn du nicht in der Arbeit bist?
Bei Rotary oder im Tennisclub.
Was magst du gar nicht?
Unehrlichkeit.
Wann hast du das letzte Mal so richtig gut gegessen und wo?
Im Steirereck. Das Gesamtpaket war sensationell!
Deine nächste kulinarische Reise?
Wir wollen mit der Familie einen Sommerurlaub in Apulien verbringen.
Weingut Erwin Tinhof

Weingut Erwin Tinhof ist Mitglied von Gaumen Hoch*

*Gaumen Hoch ist eine Gemeinschaft von Menschen aus der Gastronomie und Landwirtschaft, die sich mit ihrem verantwortungsvollen Handeln für einen gastronomischen Wandel einsetzen. Mit ihrer Mitgliedschaft leisten sie einen Beitrag, um diese Veränderung zu unterstützen. Gaumen Hoch-Mitglieder bekennen sich zu unserem Wertemanifest und werden jährlich von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle geprüft.

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