Als im Jahr 2011 im Wimitzgraben in der Kärntner Gemeinde Kraig nördlich von St. Veit an der Glan das erste Bier aus der Abfüllanlage floss, gaben die meisten Leute der kleinen Naturbrauerei eine Lebenszeit von einem Jahr.
Mittlerweile hat man das zehnjährige Firmenjubiläum schon lange im Rückspiegel, und der köstliche, naturbelassene Gerstensaft erfreut in acht verschiedenen Sorten vom klassischen Märzen über das Landpils bis hin zu Sonnwendbock und India Pale Ale längst Biergenießer:innen über die Region hinaus und wird auch in Gourmettempeln wie dem Steirereck in Wien oder am Pogusch ausgeschenkt.
Die Philosophie der Gründer, ein Bio-Naturbier herzustellen, bei dem der Natur nichts hinzugefügt und dem Bier nichts Natürliches genommen wird, wurde allen Unkenrufen zum Trotz ein Erfolgsprojekt. Eines, das natürlich in den ersten Jahren auch seine bitteren Lektionen parat hatte. Aber nichts änderte je die klare Vision, die bei der Gründung dieser Brauerei Pate stand und die Miteigentümer und Geschäftsführer Josef Habich so umreißt: „Wir haben von Anfang an gesagt: Wenn wir dieses Projekt denken, dann tun wir das kompromisslos ehrlich, was die Naturbelassenheit betrifft. Unser Ziel war immer, ein nachhaltiges Bio-Bier, hergestellt aus ausschließlich biologischen Grundrohstoffen, auch nachhaltig zu verankern.“
„Wir wussten schon beim Startschuss, dass diese Brauerei ein Generationenprojekt wird, von dem wirtschaftlich vielleicht einmal die Enkel profitieren werden.“
Wie „Gefährlich ehrlich“ zum Slogan wurde
Die anfängliche Skepsis der Leute dem Projekt Wimitzbräu gegenüber war zum Teil auch in der tatsächlich kuriosen Entstehungsgeschichte begründet. Denn die Initialzündung für die Idee, eine Brauerei ins Leben zu rufen, erfolgte bei einem Ausritt. Das ist außergewöhnlich, aber ziemlich passend für die Entstehung dieser Naturbrauerei, denn auch für jeden der vier Gründer war dieser Akt ein „Ausritt“ aus dem gewohnten beruflichen Umfeld.
Aber der Reihe nach: Josef Habich, zu dieser Zeit als Unternehmensberater tätig, war mit seinem Freund, einem Chirurgen, wieder einmal auf einem Wanderritt, als die beiden vor nunmehr 16 Jahren von einem Nachbarn angehalten wurden. Der, ein früherer Braumeister, lud sie ein, „einmal ein g’scheites Bier“ zu trinken. Während er das Selbstgebraute kredenzte, erzählte er mit zunehmender Wehmut, wie weit sich die Massenbierproduktion schon von der früheren Braukunst entfernt hätte und dass es wirtschaftlich eine gefährliche Sache geworden sei, ein natürliches, ehrliches Bier zu brauen – wegen geringerer Haltbarkeit, reduzierterer Transportfähigkeit und anderer erschwerender Faktoren.
Die beiden Reiter ließ die Geschichte nicht mehr los, und bald steckten sie mit zwei weiteren Freunden, einem BOKU-Absolventen und einem Maschinenbauer, die Köpfe zusammen und brüteten so lange am Projekt, bis dieses dann 2011 im Wimitzgraben „schlüpfte“. Vier Freunde für ein bieriges Halleluja. Keiner vom Fach, aber jeder mit spezieller Expertise und vor allem mit nahezu überbordender Begeisterung für das Vorhaben. Der Slogan lag nach dem Monolog des alten Braumeisters auch auf der Hand. Man begab sich auf die risikoreiche Reise, ein naturbelassenes, authentisches Bier zu brauen – „gefährlich ehrlich“ war geboren.
„Die Qualität des Bieres steht und fällt mit der Qualität des Wassers, das man verwendet. Wir haben zwei Jahre nach der passenden Quelle gesucht und sie schließlich im Wimitzgraben gefunden.“
Unabhängigkeit als zweiter Grundpfeiler
Die Naturbelassenheit war die erste tragende Säule der kleinen Brauerei, an der von Anfang an nicht gerüttelt wurde. Die zweite entwickelte sich mit den (Lehr-)Jahren – die Unabhängigkeit. Seit 2014 baut Wimitzbräu in Kooperation mit Bio-Bäuerinnen und -Bauern aus der Umgebung eigene Bio-Wintergerste an, womit der Malzbedarf weitgehend selbst gedeckt werden kann. Seit 2015 gibt es eine eigene Flüssighefe-Vermehrung im Betrieb, und seit 2016 wird auch Hopfen selbst angebaut, womit die kleine Privatbrauerei eine alte Tradition dieser Region wiederbelebt.
Denn schon Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der St. Veiter Hopfen bei der Welthopfenprämierung in Dijon mit dem 3. Platz ausgezeichnet und hielt sich bis zum Ersten Weltkrieg stets im Spitzenfeld. Dank der gar nicht mehr so kleinen Privatbrauerei, die mittlerweile 4000 Hektoliter Bier pro Jahr produziert, erlebt nun auch der Hopfenanbau auf diesem geschichtsträchtigen Kärntner Boden seine Renaissance.