Es ist ja immer so eine Sache mit dem Weinbau in Oberösterreich. Erstens glaubt niemand, dass es den überhaupt gibt. Und zweitens: wenn schon, dann vielleicht als exotisches Hobby. Weil erstens: Bier, Most und Efko. Und zweitens: das Klima. Andreas Kreuzwieser, Weinbauer aus Hartkirchen in Oberösterreich, kann dazu allerlei einwenden, zum Beispiel, dass er hier, am Rand des Eferdinger Beckens, schon seit zwanzig Jahren Wein macht: Perlwein und Sekt insbesondere, daneben auch Weinbrand und Traubensaft. Das funktioniert nicht nur gegenwärtig ganz hervorragend und in bester Bio-Qualität, sondern hat auch eine echte Zukunft:
„Der Weinbau hier ist schon etwas, bei dem ich mir vorstellen könnte: mit dem werde ich alt.“
Gemüsegroßvertrieb, Hofladen und Weinbau
Bis dahin hat Kreuzwieser freilich noch jede Menge Zeit. Er nutzt sie intensiv: als Geschäftsführer des Bio-Obst- und Gemüse-Großvertriebs Meleco, als Betreiber des Hofladens Butz & Stingl in Pasching, vor allem aber, von ganzem Herzen, als Weinbauer. Das Interesse daran erwachte früh, als er 17, 18 Jahre alt war und gerade eine Kindheit am Bio-Bauernhof hinter sich hatte: „Ich habe nie etwas anderes kennengelernt als Bio-Landwirtschaft. Das war schon bei meinen Eltern so, mit ihrer gemischten Landwirtschaft, und das ist immer so geblieben.“ Beim Obst- und Weinbaustudium in Bozen habe er dann „geschaut, dass ich das, was mich am meisten interessiert, auch Bio hinbekomme“ – also eben den Weinbau in Oberösterreich.
„Ich will zwar Bio-Landwirtschaft betreiben, aber auch keinen Bauchfleck landen.“
Kein Bio-Bauchfleck dank PIWI-Sorten
2005 hat er daheim seinen ersten Weingarten ausgesetzt, heute bewirtschaftet er fünf Hektar, in denen vor allem PIWI-Sorten wachsen, das sind pilzwiderständige Züchtungen wie Muscat Bleu und Solaris. „Das hat natürlich auch damit zu tun, dass ich zwar Bio-Landwirtschaft betreiben, aber mit meinen Kulturen auch keinen Bauchfleck landen will“, sagt Andreas. Insgesamt sei das Terroir seiner Anlagen aber wie gemacht für seine Zwecke: „Das sind lauter Südhänge am nördlichen Rand des Eferdinger Beckens, daher auch vor Spätfrost gut gefeit, auf reichhaltigen, lehmigen Böden, teils auch sandigem Lehm. Das ist schon super, ja.“
„Im Eferdinger Beckens gab es historisch eigentlich seit dem Mittelalter Weinbau.“
Mittelalterliche Weinbauweisheiten
Andreas Kreuzwieser ist freilich nicht der Erste, dem das auffällt: „Hier gab es historisch eigentlich seit dem Mittelalter Weinbau, von Klöstern wie Kremsmünster oder Wilhering betrieben. Sehr viele Flurnamen bei uns daheim haben auch immer noch den Wein erhalten, die heißen dann Weingarten, Weinriede oder Am Weinberg. Auf alten Kupferstichen sieht man neben Häusern und Dorfkirchen oft rundherum eine undefinierbare Bepflanzung. Und wenn man genau hinschaut, erkennt man, dass das eigentlich Weingärten sind.“ Der letzte Weingarten in Aschach an der Donau, wo auch Andreas Kreuzwieser Anlagen hat, wurde im Jahr 1904 gerodet, er hat dann ziemlich genau hundert Jahre danach die Renaissance des Eferdinger Bio-Weinbaus eingeläutet.
„Ich habe mir keine großen Gedanken darüber gemacht, ob ich irgendwas anders machen könnte. Sondern habe gemacht, was ich gern mache.“
Wobei Kreuzwieser auch in seiner Wirtschaftsweise ein bisschen alte Schule ist: „Wir pflegen bei den Trauben, vor allem den blauen Sorten, gern die Doppelnutzung.“ Sprich: Ein gewisser Teil der Trauben wird nach der Lese als Tafeltrauben in den Verkehr gebracht, ein anderer zu Wein verarbeitet – bei den blauen Sorten zu einem fruchtigen Frizzante, die weißen Rebsorten eignen sich besser für Stillweine.
Und ja, „natürlich war das am Anfang schon eher nischig hier. Aber ich habe mir keine großen Gedanken darüber gemacht, ob ich irgendwas anders machen könnte. Sondern ich habe gemacht, was ich gern mache.“ Also Bio-Weinbau in Oberösterreich.