„Da Opfimå is do!“ (für alle Nicht-Mostviertler:innen: „Der Apfelmann ist da!“) ist nicht nur ein geschwungenes Wort meiner Kindheit, sondern auch ein Ausspruch, den die Lieferantinnen und Lieferanten vom Lehof regelmäßig hören. Die schönen Bio-Äpfel der Sorten Gala und Topaz werden unter anderem als Jausenäpfel an Schulen und Firmen geliefert. („An apple a day …“ und so) „Wenn man ein Qualitätsprodukt direkt vermarkten will, muss das makellos sein. Vor allem Kinder sind da sensibel“, erklärt Bio-Bauer Martin Wagner. Nur mit intensiver Betreuung werden die Äpfel so knackig und schön, wie gewünscht – und das ganz natürlich.
„Mir war Bio eigentlich noch immer zu wenig.“
Weiterentwicklung über Generationen
Der studierte Landwirt ist auf dem Lehof, der seit dem zwölften Jahrhundert besteht, aufgewachsen und hat den Betrieb 2007 von den Eltern übernommen. Von Anfang an war klar: Konventionelle Landwirtschaft kommt nicht in Frage. Martin beschäftigte sich schon während seines BOKU-Studiums mit Bio-Landwirtschaft und stellte relativ schnell auf Demeter um.
„Mir war Bio eigentlich noch immer zu wenig“, meint er. „Schon als Kind hat mir das Spritzen gar nicht getaugt und ich wollte es anders machen.“ Mit Demeter fand Martin ein Konzept, das den Menschen und sein Handeln in die Arbeit mit der Natur miteinbezieht.
Alle Formen und Farben erlaubt
Heute werden die 95 Hektar Fläche von der ganzen Familie Wagner mit Fokus auf Hofkreisläufe bewirtschaftet. Auf 65 Hektar Acker werden Mais, Weizen, Gerste, Soja, Ackerbohne und Luzerne angebaut. Das Herzstück des Betriebs ist aber der Obstbau. Zwölf Hektar der Fläche bestehen aus Streuobstwiese. Hier dürfen die Äpfel auch ihre optischen Makel haben, sie werden ohnehin verarbeitet. Aus der Apfelverarbeitung entsteht eine ganze Produktpalette: Säfte, Moste, Essig, Cider, Dörrobst, Marmeladen, Müsli oder Apfelringe. Abgesehen vom Saft, der extern abgefüllt wird, werden die Obstprodukte am Hof von Hand verarbeitet. Im eigenen Hofladen gibt‘s zusätzlich Eier und Nudeln zu kaufen.
Direktvermarktung, aber praktisch
Neben dem Hofladen beliefert der Lehof auch den Einzel- und Großhandel sowie die Gastronomie. „Lokale Wirtshäuser, aber auch größere Ketten zählen zu unseren Kundinnen und Kunden“, erzählt Maria Wagner. „Wir haben bei der Vermarktung mit dem Großhandel gestartet und das sukzessive verringert, um unabhängiger und gleichzeitig direkter an der Kundschaft zu sein“, erklärt Martin. Ihr liebstes Konzept sind allerdings die Selbstbedienungsläden, wo es ausschließlich Produkte von den umliegenden Landwirtschaften gibt. Die Wagners planen, ihren Hofladen demnächst zu vergrößern, ins Ortszentrum von Strengberg zu verlegen und mehr Produkte aus der Region anzubieten. „Wir wollen den Zugang verbessern und alles kombinieren. So müssen die Kund:innen nicht mehr zu fünf verschiedenen Bäuer:innen fahren, sondern haben alles kompakt in einem Einkauf“, erklärt Landwirtin Maria.
Mit der Natur gehen
Langweilig wird der Familie ohnehin nicht so schnell: „Unsere Pläne entstehen oft spontan“, meint Maria. So wie der Legehennenstall in Massivholzbauweise, der gerade errichtet wird. Die Nachfrage nach Demeter-Eiern ist groß und der vorherige Stall für Kleingruppenhaltung war für aktuelle Herausforderungen, wie Hygienekonzepte, nicht mehr ideal gewappnet. Die neuen Stallungen sollen sich – wie alles – gut in den Hofkreislauf einfügen. Der Hühnerauslauf wird gleichzeitig von den Old English Southdown Babydolls – also der Schafherde – beweidet. Zwar wird das Lammfleisch auch vermarktet, die Schafe gehören mit ihrem sanften Wesen aber trotzdem zur Familie und prägen das Naturidyll zwischen blühenden Obstbäumen.
„Unsere Lebensmittel und unsere Gesundheit sind unser höchstes Gut.“
Die Obstblüte ist jedes Jahr wieder ein optisches Highlight und gleichzeitig essenziell für den weiteren Verlauf. „Letztes Jahr hatten wir zum ersten Mal einen Totalausfall“, schildert Maria. Die Obsternte ergab nur fünf Prozent des normalen Ertrags. Grund war Frost im Frühjahr. „Die Übergänge zwischen den Jahreszeiten fehlen. Es wechselt von extrem kalt zu sehr warm und dann wieder zu Frost. Die Natur ist unberechenbar und diese Klimaveränderungen bringen uns zum Nachdenken“, sagt sie.
Trotzdem gibt es keinen Zweifel daran, dass Martin und Maria, genauso wie die vier Kinder, das Arbeiten mit der Natur wertschätzen. „Unsere Lebensmittel und unsere Gesundheit sind unser höchstes Gut“, ist Maria sicher. Auch wenn die Äpfel von der Streuobstwiese in allen Formen und Farben daherkommen. Oder gerade deshalb.
Maria und Martin Wagner
Martin: Alle Gerichte meiner Frau.
Martin: Tageweise Aufträge vom Maschinenring und ich war auch kurz Lastwagenfahrer.
Maria: Kirschen vom Baum.
Maria: Es gibt so viele kreative Sachen, die ich gerne mache. Schneidern würde ich gern lernen. Die Nähmaschine meiner Oma hätte ich schon.