Mit einem Supermarkt hat der Bioladen Kredenz.me in Klosterneuburg nur eines gemein: Man bekommt hier so gut wie alles, was man zum Leben braucht – vom Waschmittel über die Küchenrolle bis zu Gemüse, Wein und Bier. „Wir haben mittlerweile ein Sortiment von etwa 2.000 Produkten“, sagt Dominik Horvat, der den Bioladen leitet. Das Angebot ist mit den Wünschen der Kundinnen und Kunden organisch gewachsen.

Es ist einfach, hier einzukaufen. „Wir wählen vorab alles aus, sodass man blind ins Regal greifen und sich sicher sein kann, dass wir uns darüber Gedanken gemacht haben“, sagt Dominik. Diese kuratierte Produktauswahl erspart Zeit und Stress. Man muss sich nicht mit irreführenden Etiketten auseinandersetzen, à la „Tomatensauce aus italienischen Bio-Tomaten mit Tomaten aus Nicht-EU-Landwirtschaft“ oder ähnlichem.
„Wir kennen die Betriebe, von denen wir beziehen, alle persönlich.“
Die kognitive Überlastung, die sich ab einer Auswahl von mehr als fünf Produkten derselben Kategorie einstellt (wissenschaftlich beweisen!), fällt weg. Sowie das Gefühl, vielleicht die falsche Auswahl getroffen zu haben. Was in den Regalen steht oder unverpackt in den Behältern weilt, tut das mit gutem Grund.
„Wir kennen die Betriebe, von denen wir beziehen, alle persönlich“, sagt Dominik. Es sind mittlerweile über 80 kleinere Produzenten und Produzentinnen aus der Umgebung, bei denen er direkt einkauft. Zum Beispiel beim Bio-Weinhändler Ubl-Doschek in Kritzendorf oder Sonja Weitz, der kleinen Honigproduzentin aus Klosterneuburg.


Oder bei den Bio-Gemüsebauern Distelfink, der auf Artenvielfalt achtet und die besondere Qualität des Saatguts, und Stefan Leitzinger („Bester Spargel!“), beide aus St. Andrä Wördern. „Man muss nur die Augen offenhalten“, sagt er. Und offen sein für die Entdeckungen der Kundinnen und Kunden, die Dominik zum größten Teil mit Vornamen anspricht, weil sie immer wieder kommen.
Mitglieder kaufen zum Einkaufspreis
Die Grundidee hinter dem Bioladen Kredenz.me war, den Menschen aus der Umgebung leistbare Bio-Lebensmittel zugänglich zu machen. Inspiriert von einem Mitgliedersystem, das Dalida Horvat, Dominiks Mutter, in Deutschland kennengelernt hat: Jede:r zahlt, je nach Haushaltsgröße, einen monatlichen Mitgliedsbeitrag und bekommt die Lebensmittel fast zum Einkaufspreis.


2015 probierte Dalida das System mit einer Freundin im Keller eines benachbarten Hauses aus. In Österreich waren sie damit Pionierinnen. Drei Jahre später zogen sie – mit finanzieller Unterstützung des Geschäftspartners Peter Lieber, der vier Bioläden in Wien und Umgebung leitet – in das Geschäftslokal, in dem der Kredenz.me heute noch ist. Etwa 200 Mitglieder hat die Community, die hier regelmäßig einkauft. Der Laden steht auch allen anderen offen.
„Im Bistro verkochen wir am liebsten das, was sonst übrigbleiben würde.“
Seit Dalidas plötzlichem Tod vor wenigen Monaten, eine Erschütterung für alle, musste Dominik von einem Moment auf den anderen den Laden mit den neun Mitarbeiter:innen übernehmen. Er baut auf dem starken Fundament auf, das ihm die Mutter gelegt hat, für die Bio immer schon mehr Pflicht als Kür war. Diesen Esprit hat auch Dominik mitbekommen, und er gibt ihn weiter.
Zum Mittagessen bleiben
Der Laden ist mehr als ein Ort, an dem die Leute frische Bio-Lebensmittel aus der Region bekommen. Es ist ein Ort der Ruhe, an dem man hier und da ein paar Worte wechselt oder auch mal zum Mittagessen bleibt. „Im Bistro verkochen wir am liebsten das, was sonst übrigbleiben würde“, sagt Dominik. Eine Zero-Waste-Policy, die konsequent durchgezogen wird.


Denn die Lebensmittel sind auch unverpackt. Trotz des Mehraufwands, den Dominik und sein Team dadurch haben, vom Einfüllen über das Abwiegen bis zur Reinigung. „Wir haben allein 80 offene Gewürze“, sagt Dominik. Aber das System kommt gut an. Die Leute kommen mit ihren eigenen Behältnissen oder leihen sich welche vom Laden. Und freuen sich darüber, dass ihre Mülleimer zuhause leer bleiben. Da läuft einiges sehr richtig, im Bioladen Kredenz.me. „Wenn wir Ausfälle haben, kann es sogar vorkommen, dass Kunden und Kundinnen ihre Hilfe anbieten“, sagt Dominik. „Es ist wirklich kein normaler Laden“. Eher einer, in dem alle aufeinander schauen – so wie auf Lebensmittel, die sie konsumieren.


















