
Manche Menschen reden einfach über das, was sie tun. Marlis Groß-Söchstl, die Betreiberin der feinen, kleinen Genuss-Boutique „Gute Sachen“ in Breitenbrunn am Neusiedlersee hingegen, vermittelt schon im Gespräch den Eindruck, als wäre man zu einer Verkostung im Reich der Sinne eingeladen. Spricht sie über ihre burgenländische Heimat, schafft sie es, einem den Geruch von frischem Majoran in die Nase steigen zu lassen. Erzählt sie von den Olivenbauern in Spanien, zaubert sie feinste Aromen auf die Geschmacksknospen des Zuhörers. Marlis bietet nicht einfach Waren feil, sie ist eine begnadete Erzählerin von Gaumenfreuden aller Art, und aus jeder Silbe quillt die pure Leidenschaft für ihr Tun. Nach vielen Berufsjahren als Bankerin hat die 60-Jährige vor zwei Jahren offensichtlich ihre Berufung darin gefunden, andere an den von ihr erforschten und entdeckten Genusswelten teilhaben zu lassen.
„Den Geschmack von frischem Obst und Gemüse trage ich in mir, seit ich als Kind mit meiner Oma in deren Garten war. Und schon die hat ihren Garten ganz ohne Chemie bewirtschaftet.“
Handverlesenes Netzwerk
Die Reise zu unverfälschten kulinarischen Köstlichkeiten dauert schon ihr ganzes bisheriges Leben an. Was als Kind in Großmutters Garten begann, erfuhr während Marlis‘ Zeit als Au-Pair in Frankreich den Feinschliff: „Ich war bei einer Familie, die sehr großen Wert auf gemeinsamen Genuss gelegt hat. Das hat meine gesamte Esskultur geändert und geprägt.“ Vier Jahrzehnte und ein Masterstudium „Sustainability & CSR-Management“ später hat sich das für die Genussbotschafterin zur Lebenseinstellung entwickelt: „Ich beschäftige mich sehr damit, was ich esse – und meine Kinder und zukünftig die Enkel. Ich bin überzeugt davon, dass man Lebensmittel ganz natürlich und ohne Chemie herstellen kann, und als ich mein Unternehmen eröffnete, war klar, dass sich das widerspiegeln muss. Das heißt, dass in meinem Shop nur biologisch oder biodynamisch erzeugte Produkte Platz haben.“
Die Palette reicht mittlerweile von burgenländischem Safran bis zu Sardinen aus den Rías Gallegas in Galicien, von Obstleder aus dem Seewinkel bis zum erlesenen Olivenöl aus Katalonien, von Ajvar aus Serbien bis Artischockenherzen aus der Rioja – alles in Bio-Qualität natürlich und in der Regel von kleinen, regionalen Produzentinnen und Produzenten: „Mein Ziel war immer, Gutes aus der Ferne mit Gutem von daheim in Verbindung zu bringen und dabei gleichzeitig kleine Hersteller:innen zu unterstützen, die bei uns in Österreich nicht allein auf den Markt kommen können“, bringt Marlis die Philosophie von „Gute Sachen“ in Breitenbrunn auf den Punkt. Dass sie dabei ganz genau weiß, was sie tut, hängt damit zusammen, dass die Burgenländerin eine Weile in Spanien und Frankreich gelebt hat und dabei auch kulinarisch auf Entdeckungsreise gegangen ist: „Da war bei meinen Abstechern nach Hause der Kofferraum jedes Mal bummvoll mit Köstlichkeiten. Etliches, das ich heute im Laden anbiete, gehörte bei mir privat schon davor zur Grundausstattung.“
„Die höchste Form von Genuss erleben wir im Einfachen und Reduzierten.“
Marlis‘ Produkte kann es auch bei der Bäckerei und unserem Mitglied Ährensache erwerben.
Gute Sachen in Breitenbrunn mit Einzigartigem aus den Regionen
Die Eintrittskarte in Marlis‘ Sortiment ist dabei immer Qualität – und die Verpflichtung zu biologischer, nachhaltiger Herstellung unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten. Das spiegelt sich zum Beispiel beim Olivenöl wider, das bei „Gute Sachen“ in Breitenbrunn in großer Vielfalt angeboten wird: „Ich versuche da immer, autochthone Olivensorten zu finden. Da steht oft nicht der Ertrag im Vordergrund, sondern man pflegt das, was in der jeweiligen Region zu Hause ist – für mich ein wunderschöner Gedanke.“ Einer ihrer Produzenten revitalisiert brachliegende Haine, ein anderer pflanzt regionaltypische alte Sorten wieder neu an: „Das ergibt einzigartige Geschmacksnoten, und ich kann sagen, dass man manches in Österreich wirklich nur bei mir im Laden findet.“
„Ich sehe mich nicht einfach nur als Verkäuferin von Produkten. Ich will, dass sich die Menschen in diese Genusswelten hineinschmecken und -riechen und sie dadurch besser verstehen lernen.“
Marlis besucht ihre Produzentinnen und Produzenten regelmäßig, und durch Mundpropaganda wächst auch ihr Netzwerk beständig an: „Das wird dann so eine Community, in der immer jemand irgendjemanden kennt, der einem weiterhelfen kann oder etwas Interessantes produziert.“ Die „Gute Sachen“-Chefin braucht diesen zwischenmenschlichen Austausch im selben Ausmaß wie gute und hochwertige Waren: „Wenn man die Geschichte der Produkte und der Menschen kennt, die sie herstellen, versteht man auch diese Genusswelt besser“, sagt sie.
Deshalb ist das Storytelling auch in ihre Geschäftsidee integriert. Man kann bei Marlis zum Beispiel privat geführte Olivenöl-Verkostungen buchen und in diesen zwei Stunden umfassend in das Thema „hineinschmecken“. Denn wie gesagt: Diese Frau redet nicht einfach nur darüber, was sie tut – sie lädt auch verbal zu einer Verkostung im Reich der Sinne.