Die Frage, was zuerst da war, die Henne oder das Ei, ist auf dem Biohof Speckl in Rohrau im Bezirk Bruck an der Leitha leicht zu beantworten: das Schwein.

Zwar gackerte auf diesem Hof, den Andreas Speckls Vorfahren bereits 1845 zu bewirtschaften begannen, schon immer ein gutes Dutzend Hühner, aber viele Jahre lang prägte neben dem Ackerbau die Schweinezucht das Geschehen der Landwirtschaft – bis Andreas‘ Eltern diesen Zweig des Betriebs einstellten: „Als ich dann den Hof 2015 übernahm, wollte ich unbedingt wieder Tiere haben, und Bio-Schweine in Freilandhaltung konnte ich mir sehr gut vorstellen“, erinnert sich Andreas.
Er fuhr auf Messen und traf schon alle Vorbereitungen, doch dann machte sich im benachbarten Ungarn die Schweinepest breit: „Plötzlich gab es keine Genehmigung mehr für Freilandhaltung von Schweinen, und damit war dieses Projekt gestorben.“ Eine neue Idee hatte sich bei seinen Messebesuchen aber quasi im Vorbeigehen bereits verankert.
Dem niederösterreichischen Landwirt waren als technikaffinem Menschen nämlich die mit allen möglichen Finessen ausgestatteten mobilen Hühnerställe aufgefallen: „Ich möchte fast sagen, es war aus dem Affekt heraus, dass ich entschieden habe: Okay, wenn wir Schweine nicht dürfen, dann machen wir halt Hühner. Denn Tiere mussten unbedingt her.“
„Unsere mobilen Stallungen sind offenbar perfekt klimatisiert. Manchmal schaut es so aus, als würden sich die Hendln denken ,Heute ist’s mir draußen zu heiß oder zu windig‘ – und dann bleiben sie einfach drinnen.“
„Nomadenhühner“ statt Versiegelung
Die mobilen Stallungen hatten es Andreas aber nicht nur wegen ihrer beeindruckenden Technik von der Klimatisierung bis zur Futterdosierung angetan. Sie ermöglichten es dem Landwirt, der binnen zwei Jahren nach der Übernahme die Landwirtschaft auf Bio-Betrieb umgestellt hatte, trotz höherer Anschaffungskosten seine Überzeugung zu leben: „Eine fixe Halle für die Hühnerställe wäre wesentlich günstiger gekommen. Aber man kann ja nicht grundsätzlich gegen immer noch mehr Versiegelung sein und dann bei der ersten Gelegenheit wieder betonieren.“ So picken Andreas Speckls mittlerweile 6.500 Hühner, die täglich um die 5.000 Eier legen, ihre Nahrung von den Wiesen der Landwirtschaft auf und genießen durch die mobilen Stallungen ein freies Leben mit viel Auslauf.
Mit einem kleinen mobilen Stall hat Andreas begonnen. Inzwischen sind drei große für jeweils 2000 Hühner dazugekommen – und im Herbst 2025 wird mit einem vierten großen nachgerüstet. Den braucht er auch, weil der Biohof seit geraumer Zeit die Großhandelskette Billa mit den hochwertigen Bio-Eiern aus der Region Carnuntum beliefert. Dass einander Landwirtschaft im perfekten Einklang mit der Natur und modernste Apparaturen nicht ausschließen, freut den technikbegeisterten Andreas: „Ich kann die Ställe mit dem Smartphone steuern – von der Videoüberwachung über die Belüftung bis zur Futterdosierung kann ich so alles perfekt durchtakten.“ Ob er die Ställe im Geburtsort des berühmten Komponisten Joseph Haydn auch mit Sinfonien des großen Meisters beschallt, wollen wir nicht ganz im Ernst wissen: „Nein“, sagt Andreas lachend, „diesen Part überlassen wir den rührigen Leuten vom Haydn-Haus in Rohrau.“
„Meine Motivation, auf Bio umzustellen, war ganz einfach: Ich wollte kein Pflanzengift aufbringen, das war für mich immer der größte Jammer.“
Immer wieder Neues auf den Äckern
Das zweite Standbein neben den Bio-Eiern ist auf dem Biohof Speckl der Ackerbau. Dinkel, Sonnenblumen und Buchweizen werden hier schon lange angebaut, mit Kümmel hat Andreas vor drei Jahren aufgehört. „Der ist vor allem am Anfang in unserem Klima ein recht schwieriges Gewächs.“ Dafür hat der engagierte Landwirt anderes gesät. Inzwischen gedeihen auf den Ackerflächen auch Kichererbsen, Linsen und Mohn, und auch der Sojaanbau ist eine tragende Säule.
„Wir sind nicht arrondiert, also müssen wir teilweise recht weit zu unseren Feldern fahren“, erklärt Andreas. „Das hat aber den Vorteil, dass wir verschiedene Bodentypen haben, und da kann man natürlich dann auch unterschiedliche Früchte angehen.“
Andreas und seine Ehefrau Renata sind mit ihrem Mix so glücklich, dass sie sagen: „Der Hof ist nicht nur ein Betrieb, sondern auch unser Zuhause und unsere Leidenschaft.“ Heute, nachdem es mit den Hühnern so gut läuft, ist fast schon vergessen, dass diese einst nur das Notprogramm gewesen waren, und Andreas stimmt wohl zu, dass man die damalige Schicksalsfügung, die zur Entscheidung Eier statt Stelzen geführt hat, kurz so zusammenfassen könnte: Schwein gehabt.