Eieiei! Nur 12 Prozent unserer Eier sind bio

Jede zweite Person kauft Eier aus Bodenhaltung. Warum Österreich in Sachen Eierproduktion dennoch als Vorzeigeland gilt.
von Martha Miklin
Huhn
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Verquirlt, weich, hart, wachsig, pochiert, aufgeschlagen, im Kuchen oder gar roh: Das Ei ist ein kleines Faktotum und ganz zurecht ein besonders beliebtes Nahrungsmittel der Österreicher:innen. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt im Schnitt bei 248 Eiern pro Jahr, in absoluten Zahlen sind das jährlich rund 2,2 Milliarden Eier (Quelle: AMA Marketing 2024): eine stolze Zahl. Nur 12 % der Eier kommen aus Bio-Haltung, 37 % aus der konventionellen Freilandhaltung und 50,9 % aus Bodenhaltung. Was Bio betrifft, ist also noch Luft nach oben.

Was bedeutet der Code auf dem Ei?

@ Gaumen Hoch
Eiercode entschlüsseln
In der EU darf kein Ei ohne Stempel den Hof verlassen.
@ Gaumen Hoch
Eiercode entschlüsseln

Der aufgestempelte Code besteht aus drei Teilen: Die erste Ziffer bezieht sich auf die Haltungsform der Hühner.

ZIFFER 1: HALTUNGSFORM
Ökologische Haltung (0)
Freilandhaltung (1)
Bodenhaltung (2)
Käfighaltung (3)

Käfighaltung (3) ist in Österreich seit 2020 verboten, der Import von Käfigeiern ist allerdings nach wie vor erlaubt. Je niedriger die Zahl also, umso besser geht es den eierlegenden Hühnern. Die folgenden zwei Buchstaben stehen für das Land, aus dem das Ei kommt:

ZIFFER 2+3: HERKUNFTSLAND
AT für Österreich
DE für Deutschland
CH für Schweiz usw.

Die lange Zahl am Ende bezeichnet den erzeugenden Betrieb und gibt Auskunft darüber, aus welchem Bundesland die Eier stammen. Auf www.eierdatenbank.at kann man die Ziffern eingeben und so die genaue Herkunft ausfindig machen.

ZIFFERN DANACH: Erzeugender Betrieb + Bundesland

Welche Hühner-Haltungsform ist die tierfreundlichste?

Die ökologische Haltung oder Bio-Haltung (0) ist die tierfreundlichste – und gleichzeitig die beste für Mensch und Umwelt. Die Hennen bekommen Futter aus biologischem Anbau, sie können draußen frei herumlaufen, auf der Wiese grasen und unter schattenspendenden Bäumen Siesta halten. Sie können also ein Hühnerleben führen, wie es sein soll.

Hühner-Freilandhaltung
Bei der Bio-Haltung müssen pro Huhn draußen mindestens 10 m2 Auslauf gegeben sein und im Stall dürfen maximal sechs Hühner pro m2 gehalten werden.

Viele Bio-Betriebe gehen über diese Vorgaben hinaus, indem sie dem Gefieder noch mehr Platz zur Verfügung stellen. Oder sie in mobilen Ställen unterbringen, so wie es im Biohof Maurer in Wien der Fall ist: „Hühner entfernen sich aus Angst vor natürlichen Fressfeinden ungern von ihrem Zuhause. Wenn der Hühnerstall einen fixen Platz hat, ist bald alles abgegrast. Unsere mobilen Ställe stellen wir alle zwei Wochen um, sodass die Hühner immer eine frische Wiese haben“, sagt Andreas Maurer vom Biohof Maurer.

Was ist der Unterschied zwischen Bio-Haltung und Freilandhaltung?

Eine Bio-Haltung ist immer auch gleichzeitig eine Freilandhaltung. Die mit (1) gekennzeichnete Freilandhaltung ist aber eine konventionelle Tierhaltung. Das heißt, dass das Futter nicht aus Bioanbau stammen muss und Pestizide enthalten kann. Bei der Freilandhaltung teilen sich sieben bis acht Hühner einen m2 im Stall, draußen müssen pro Tier 8 m2 zur Verfügung stehen. Freilandhühner haben also Auslauf, aber weniger als in der Bio-Haltung.

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Hühner-Freilandhaltung

Kann man guten Gewissens zu Bodenhaltungs-Eiern greifen?

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Hühner-Bodenhaltung
Hühner in Bodenhaltung bekommen kein Tageslicht zu sehen, auf den m2 kommen 8-9 Tiere.

Hühner in Bodenhaltung (2) befinden sich ausschließlich im Stall, Freilauf haben sie keinen. Sie bekommen kein Tageslicht zu sehen und sind in ihren natürlichen Bedürfnissen massiv eingeschränkt – glückliche Hühner sind etwas anderes. Auf den m2 kommen acht bis neun Tiere, da wird es ohne Auslauf sehr eng. Die Bodenhaltung ist die derzeit tierunfreundlichste Haltung, nachdem die Käfighaltung (3) in Österreich seit 2020 verboten ist. Wer die Möglichkeit hat, sollte Eier aus Freiland- oder Bio-Haltung wählen.

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Hühner-Käfighaltung
Käfighaltung ist in Österreich seit 2020 verboten.

Was sind Zweitnutzungshühner?

Eine Legehenne legt heutzutage im Schnitt 300 Eier pro Jahr (Quelle: Statistik Austria 2022). Zweitnutzungshühner hingegen sind Tiere, die ein Alter erreicht haben, in dem sich ihre Haltung wirtschaftlich nicht mehr auszahlt: Ein- bis eineinhalbjährige Hühner legen einfach zu wenig Eier, um noch als Legehühner durchzugehen.

Der Bio-Hof Trummer, ein Demeter-Betrieb in der Oststeiermark, hat sich auf die Haltung dieser Zweitnutzungshühner spezialisiert: „Wir übernehmen sie im Alter von etwa 13 Monaten von einem Bio-Betrieb. Bei uns haben sie dann noch eine zweite Legeperiode“, sagt Irene Trummer. Die Legeleistung nehme zwar um 60 % ab, aber der Geschmack der Eier sei besonders gut, wie sie sagt. Und nach der Mauser, einer regenerativen Phase, in der sich das Federkleid erneuert, steigt die Leistung wieder auf 70 %. Die Hühner grasen die Wiesen der Bio-Obstgärten ab und bekommen zusätzlich eine Bio-Getreidemischung, die sich positiv auf den Geschmack auswirkt.

Darum gilt Eierproduktion in Österreich als Vorbild

  • Käfighaltung ist verboten. Die Eierproduktion in Österreich gilt international als Vorbild – nicht nur, weil Käfighaltung untersagt ist.
  • Männliche Küken dürfen nicht getötet werden. Seit 2022 ist es verboten, männliche Küken, die keine Eier legen können und daher nicht als Nutztiere eingesetzt werden können, zu töten und zu entsorgen. Sie müssen entweder verfüttert oder aufgezogen werden. Zweiteres geschieht oft in Bio-Betrieben, wo männliche Küken am Leben gelassen und gemästet werden, obwohl sie kaum Fleisch ansetzen.
  • Legehennen-Schnäbel dürfen nicht gekürzt werden. Eine andere Besonderheit in der österreichischen Eiproduktion besteht darin, dass Schnäbel von Legehennen nicht gekürzt werden, wie es weltweit üblich ist, damit sich die Tiere nicht gegenseitig verletzen.
  • Gentechnikfreie Fütterung. Weltweit einzigartig ist auch, dass sich die gesamte Eierbranche in Österreich auf eine gentechnikfreie Fütterung der Legehennen verständigt hat.
  • Soja aus dem EU-Donauraum. Und dass das Soja, das verfüttert wird, nicht aus Übersee kommt, sondern aus dem erweiterten europäischen Donauraum.
  • Dokumentation von Antibiotika und Impfungen. Zudem gibt es hierzulande ein umfangreiches Netzwerk für Tiergesundheit: Alle Landwirte und Landwirtinnen, die Eier herstellen oder Hennen aufziehen, sind Mitglieder im Geflügelgesundheitsdienst, der alle Antibiotikaeinsätze und Impfungen dokumentiert.
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Küken
Seit 2022 ist es in Österreich verboten, männliche Küken, die keine Eier legen können und daher nicht als Nutztiere eingesetzt werden können, zu töten.

Sind Bio-Eier gesünder?

Nach dem aktuellen Forschungsstand kann man keinen klaren Gesundheitsvorteil ausmachen, wobei Eier von Bio-Hühnern oft über mehr Omega-3-Fettsäuren verfügen als Eier aus konventioneller Haltung. Weil Bio-Hühner nicht mit gentechnisch verändertem Futter gefüttert werden, ist der Geschmack der Eier oft aromatischer; dafür ist ihr Dotter kleiner. Andreas Maurer vom Biohof Maurer findet, dass man den Unterschied schmeckt: „Sie schmecken frischer, man schmeckt das Futter nicht so durch. Werden bestimmte Zusatzmittel verwendet, kann der Geschmack leicht fischig sein.“

Hat der Dotter im Bio-Ei eine intensivere Farbe?

Nicht zwangsläufig. Meistens ist sogar das Gegenteil der Fall. Das liegt daran, dass konventionell gehaltene Hühner oft Futter bekommen, das Farbstoffe enthält. Der Dotter enthält dadurch eine orange, intensive Farbe, die aber im Grunde eine Mogelpackung ist. Der Dotter im Bio-Ei ist oft eher gelb.

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Eidotter verschiedene Farben
Konventionell gehaltene Hühner fressen oft Farbstoffe mit dem Futter mit, welches den Dotter orange macht. Dotter im Bio-Ei ist oft eher gelb.

Haben Eier nicht einen hohen Cholesteringehalt?

Eier sind eine gute Quelle für gesundes Eiweiß, Mineralstoffe, fettlösliche Vitamine (A, D, E, K) und B-Vitamine. Und ja, ihr Cholesteringehalt ist hoch. Aber mittlerweile geht die Wissenschaft davon aus, dass die Nahrung einen geringeren Einfluss auf den Cholesterinspiegel hat als vermutet, weil der Körper die eigene Produktion drosselt, wenn Cholesterin über die Nahrung aufgenommen wird. Laut der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) werden bis zu drei Eier pro Woche empfohlen, wobei es von der ÖGE keine festgelegte Höchstmenge gibt. Eindeutige Empfehlungen gibt es nicht, wobei auch hier sicherlich gilt: Die Dosis macht das Gift.

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Avocado-Eier-Toast
Laut der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) werden bis zu drei Eier pro Woche empfohlen.

Was war zuerst da: Das Huhn oder das Ei?

Diese alte philosophische Frage, mit der sich schon Aristoteles beschäftigt hat, ist nach wie vor ungeklärt. Das Henne-Ei-Problem ist dafür zu einer Metapher für Fragestellungen geworden, bei denen sich die Suche nach einer Antwort nicht lohnt. Vielleicht kann es auch als Anreiz verstanden werden, nicht zu viel nachzudenken – und mehr zu genießen. Zum Beispiel ein frisches, weiches Bio-Ei zum Frühstück von einem Huhn, das fröhlich durch Obstgärten flaniert.

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Huhn oder Ei

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