In 25 Bezirken in sechs Bundesländern Österreichs gilt derzeit ein stark erhöhtes Risiko für die Vogelgrippe (auch Geflügelpest oder hochpathogene – also stark krankmachende – aviäre Influenza Typ A(H5N1)). Dabei handelt es sich um eine „ansteckende Viruserkrankung für Vögel und auch Hausgeflügel“, sagt Dr. Irene Zimpernik, Veterinärmedizinerin AGES, „die innerhalb kürzester Zeit zum Tod von vielen Tieren führen kann.“
„Die Vogelgrippe ist eine ansteckende Viruserkrankung für Vögel und auch Hausgeflügel.“
Der Virus wird über Wildvögel – zum Beispiel von Zugvögeln – übertragen. Seit September wurden mehrere Ausbrüche der Vogelgrippe sowohl bei Wildvögeln als auch in Geflügelbetrieben und Hobbyhaltungen bestätigt. Bislang gab es keine bestätigte Übertragung des H5N1-Virus von Mensch zu Mensch und es wurden auch keine aktiven Fälle von Infektionen mit der Vogelgrippe beim Menschen in der EU gemeldet.
Ausgebrochen ist die Vogelgrippe in Österreich 2024 am 29. Oktober in einem großen Geflügelhaltungsbetrieb im Bezirk Amstetten (NÖ). Seitdem sind Ausbrüche in weiteren Geflügelbetrieben gemeldet worden. Mehr als 150.000 Tiere wurden bisher in Niederösterreich nach Angaben des Landes durch eine niederländische Firma getötet und anschließend in Lkw-Zügen abtransportiert.
Das sagen heimische Hühnerhalter:innen
Paul Reiner von Reiners Erdbeeren und Gemüse betreibt eine kleine Legehennenhaltung im Burgenland: „Krankheiten die von Tieren stammen, entwickeln sich eben nicht im Freiland, auf der Wiese, sondern dort wo viele Tiere, auf engem Raum, mit wenig Frischluft zusammen‚leben‘ müssen.“
„Würde Geflügel artgerecht gehalten und vor Ort geschlachtet, hätten wir all diese Probleme vermutlich nicht.“
Das sieht auch Bio-Hühnerzüchter Patrick Birkl vom K&P Hendlhof, der als Berater für die Geflügelbranche tätig ist, so: „Die großen Ausbrüche passieren dort, wo viele Hühner auf engem Raum gehalten werden. Die Vogelgrippe wird mit Massen- und Intensivtierhaltung assoziiert, dort ist sie auch ausgebrochen. Die Leute kaufen deshalb ihre Hühner lieber bei uns.“ Dass man kleinere oder kleinstruktierte Betriebe die in einem entsprechenden Standard produzieren, leben lässt und unterstützt, sei laut Birkl unerlässlich. Ansonsten hätten wir am Ende nur noch Großbetriebe: „Wenn sich meine 500 Hühner anstecken, muss ich 500 Hühner töten. Wenn die Hühnergrippe aber in einem Massenbetrieb wie dem in Amstetten ausbricht, muss man 100.000 Hühner auf einmal töten.“
„Es ist wichtig, dass man kleinere oder kleinstrukturierte Betriebe unterstützt.“
Ein klein strukturierter Betrieb ist auch der Innauer Hof von Caprice Innauer: „Wir sind sehr froh, dass es in Vorarlberg keine Fälle gibt, denn es wäre uns zuwider, unser Geflügel in den Stallungen einsperren zu müssen. Wir sind überzeugt, dass gerade die artgerechte Haltung im Freigelände einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Tiere hat. Eine Stallpflicht ist kontraproduktiv für Gesundheit und Herdenverhalten. Grundsätzlich wird unser Geflügel dreimal geprüft, bevor es an die Konsumentinnen und Konsumenten übergeben wird. Wenn stets die Kühlkette und zu Hause die Küchenhygiene eingehalten wird, kann Geflügel bedenkenlos gegessen werden.“
„Wenn stets die Kühlkette und zu Hause die Küchenhygiene eingehalten wird, kann Geflügel bedenkenlos gegessen werden.“
Kann ich mich durch Vögel oder Haustiere mit der Vogelgrippe anstecken?
Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) bewertet derzeit das Risiko für die breite Öffentlichkeit als gering und das Risiko für Personen, die mit infizierten Vögeln und Säugetieren arbeiten oder in Kontakt kommen, als gering bis mäßig. Die meisten Virusstämme der Vogelgrippe wie der Typ A(H5N1), der derzeit in Österreich grasiert, sind relativ harmlos und infizieren den Menschen nicht.
Bislang wurden keine Erkrankungen von Menschen mit der Vogelgrippe beobachtet.
Bei sehr engem Kontakt mit infizierten Vögeln (z. B. Arbeiter:innen in Geflügelbetrieben) kann es in seltenen Fällen zu einer Übertragung von Vögeln auf Menschen kommen. Dabei führt die Infektion zu grippeähnlichen Symptomen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde weltweit noch nicht beobachtet.
Kann ich mich durch das Essen von Hühnerfleisch anstecken?
Nein, eine Übertragung durch Lebensmittel auf den Menschen kann ausgeschlossen werden, auch durch das Verspeisen von Eiern kann man sich nicht anstecken. Der EFSA zufolge werden Fleisch- und Geflügelerzeugnisse aus infizierten Beständen in jedem Fall vernichtet und gelangen nicht in die Lebensmittelkette.
„Man kann rein theoretisch ein an Vogelgrippe verendetes Tier essen und man kann nicht sterben. Ist halt etwas unapettitlich.“
Wie immer gilt hier: Ein sicherer Umgang mit rohem Fleisch und anderen rohen Lebensmitteln, gründliches Durchgaren und gute Küchenhygiene können den von kontaminierten Lebensmitteln ausgehenden Risiken vorbeugen oder sie verringern.
Wie kann ich meine Hühner vor der Vogelgrippe schützen?
Geflügelhalter:innen können ihre Tiere schützen, indem sie diese vor dem Kontakt mit Wildvögeln abschirmen. Besonders gefährlich für Geflügelhalter:innen sind wilde Wasservögel, wie zum Beispiel Enten, Wildgänse oder Schwäne. Deren Kot kann man bei Spaziergängen beispielsweise über die Schuhe aufnehmen, deshalb sollte man diese wechseln, ehe man in den Hühnerstall geht. Schon kleinste Mengen reichen hier aus, um die Hühner mit der Vogelgrippe anzustecken. Der Virus ist in dem Kot zudem über Wochen und Monate lang überlebensfähig, vor allem dann, wenn er feucht gehalten wird.
„Es ist sinnvoll, den Auslauf mit vogelsicheren Netzen abzugrenzen und eventuell eine Überdachung zu bauen, um den Zuflug von Wildvögeln zu verhindern und jeden direkten Kontakt mit Wildvögeln zu vermeiden“, sagt Dr. Zimpernik von der AGES. „Zusätzlich ist die Fütterung unter Dach bzw. im Stall ein sehr probates Mittel, damit diese Wildvögel nicht angelockt werden.“
- Möglichst wenigen Leuten Zutritt zum Hühnerstall gewähren. Schon mit kleinen Mengen Kot am Schuh kann das Virus eingeschleppt werden.
- Vor dem Betreten des Hühnerstalls Hände waschen und Schuhe wechseln. Die Stallschuhe in einer witterungsbeständigen Box mit Deckel vor dem Hühnerstall aufbewahren. Am besten eine eigene Stallkleidung zulegen und Maßnahmen zur Bekämpfung von Nagetieren in den Haltungen treffen.
- Das Futter in einem geschlossenen Behälter lagern, damit Wildvögel nicht angelockt werden.
- Andere Haustiere, wie Hunde oder Katzen, nicht in den Hühnerauslauf und -stall lassen, damit sie keine Kotreste an den Pfoten einbringen können.
- Keine rohen Eierschalen von anderen Geflügelhaltungen an die Hühner verfüttern, denn auch mit Eierschalen kann der Virus übertragen werden.
- Kein Wasser aus Sammelbecken verwenden, zu dem Wildvögel Zugang haben.
- Enten und Gänse müssen von anderem Geflügel getrennt gehalten werden.
- Tot aufgefundene Wasservögel wie Schwäne und Enten sowie Greifvögel müssen bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde bzw. bei den Amtstierärzt:innen gemeldet werden. Die Tiere nicht berühren und am Fundort belassen.
Können sich meine Haustiere mit Vogelgrippe anstecken?
Säugetiere wie Katzen, Schweine und Mäuse können sich ebenfalls mit der Hühnergrippe infizieren und erkranken. Bei Säugetieren verläuft eine Infektion mit aviären Influenzaviren oft symptomlos oder mit milden grippalen Symptomen.
Hunde und Katzen können sich mit der Vogelgrippe anstecken. Sie haben meistens keine oder geringe grippale Symptome.
Was wird seitens des Staats gegen die Vogelgrippe unternommen?
Um die Ausbreitung einzudämmen, wird mit 8.11. ganz Österreich zum Gebiet mit erhöhtem Risiko erklärt. 25 Bezirke in Nieder- und Oberösterreich, der Steiermark, Salzburg, Kärnten und im Burgenland werden zudem als Gebiete mit einem stark erhöhten Risiko eingestuft. Dort gilt eine generelle Stallpflicht, unabhängig von der Betriebsgröße.
Rund um betroffene Geflügelbetriebe werden Schutz- und Überwachungszonen eingerichtet. In diesen Regionen gilt zusätzlich bis auf Weiteres eine generelle Stallpflicht für Geflügelhalter:innen mit mehr als 50 Tieren.
Betriebe mit weniger als 50 Tieren sind von dieser Stallpflicht ausgenommen, sofern eine Trennung von Enten und Gänsen sichergestellt und ihre Tiere vor dem Kontakt mit Wildvögeln geschützt sind.
Alle Betriebe werden von Amtstierärzt:innen kontaktiert und untersucht. Hier bekommt man auch seine Fragen zur Vogelgrippe beantwortet.
Muss ich mich als Hobbyhalter:in melden?
Jede Geflügelhaltung ist bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zu melden.
Wichtige Links
Neuigkeiten vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz