„Viele wissen gar nicht, dass es in Österreich Wasserbüffel gibt“, sagt Manfred Forthofer, der sich mit seiner Lebensgefährtin Monika Kaufmann im niederösterreichischen Nöchling seit 2020 auf die biologische Haltung und Verarbeitung der Tiere spezialisiert hat. Ein Beitrag im ORF im letzten Jahr über seine Büffel zog Anrufe überraschter Menschen nach sich – vor allem, was das Fleisch betrifft. Bekannter ist Büffel-Mozzarella, den Betriebe anbieten, die die kräftigen Rinder als Milchvieh halten.
Aber das zarte, fettarme und nährstoffreiche Fleisch der Büffel, die wie Rinder Nose to Tail verarbeitet werden können, ist hierzulande eine Rarität. Die robusten Tiere mit der dicken Haut sind in Österreich nicht heimisch, Manfred musste sie importieren lassen. Dementsprechend gering ist die Population. Den Betrieb mit 32 Hektar Landwirtschaft und 21 Hektar Wald hat Manfred 2008 von seinen Eltern übernommen, die ihre Milchwirtschaft bereits 1994 biozertifizieren haben lassen. Damals waren Bio-Produkte in Österreich noch Nischenprodukte.
Als Manfred und Monika an der Reihe waren, wollten sie, wie es oft beim Generationenwechsel der Fall ist, mit der Zeit etwas verändern. Nach über einem Jahrzehnt mit Milchkühen loteten sie Alternativen aus, besuchten andere Betriebe und entschieden sich schließlich mit dem Wasserbüffel ebenso für eine Nische.
„Unser Betrieb hat sich von einer traditionellen Milchviehhaltung zu einem vielseitigen, nachhaltigen Hof mit Wasserbüffeln gewandelt. Früher war der Alltag stark von festen Melkzeiten und der Abhängigkeit von Molkereien geprägt. Heute stehen unsere Wasserbüffel im Mittelpunkt, deren Haltung mehr Freiheit und Nähe zur Natur ermöglicht.“ Mit dieser intensiven Betreuung und nachhaltigen Ausrichtung kombinieren Manfred und Monika nun naturnahe Landwirtschaft mit einem respektvollen Umgang mit den Tieren.
„Wir können den Tieren geben, was sie brauchen. Wir haben viel Grünland und auch Feuchtwiesen, und wir haben immer schon beweidet – was optimal für den Wasserbüffel ist.“
Warum gerade Wasserbüffel?
„Wir können den Tieren geben, was sie brauchen. Wir haben viel Grünland und auch Feuchtwiesen, und wir haben immer schon beweidet – was optimal für den Wasserbüffel ist“, sagt Manfred. Zusätzlich installierte Manfred Wasserstellen, in denen sich die Tiere ab 20 Grad Außentemperatur suhlen. Sie haben aufgrund ihrer dicken Haut weniger Schweißdrüsen als Rinder und sind hitzeempfindlicher. Der Schlamm, der sich wie ein Film über die massigen Körper legt, schützt sie vor Ungeziefer.
„Und dann braucht man noch einen guten Zaun, sonst kann man sie suchen gehen“, sagt Manfred. Aber das wär’s dann auch im Großen und Ganzen. Die Tiere seien unkompliziert, wie er sagt. Sie sind nicht anfällig für Krankheiten, und die Geburten verlaufen meistens problemlos. „Den Tierarzt sieht man sehr, sehr selten.“
Landschaftspfleger Wasserbüffel
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass auf den Wiesen und begrünten Ackerflächen Kreislaufwirtschaft möglich wird. Kraftfutter müssen Manfred und Monika keines zukaufen. Die Tiere grasen die Flächen ab, sie gelten auch deshalb als gute Landschaftspfleger. „In Österreich gibt es sowieso zu wenig Beweidung“, sagt Manfred. „Wasserbüffel könnten hier eine Schlüsselrolle übernehmen.“ Der Dung der Tiere kommt wiederum dem Boden zugute.
„Am Anfang haben wir woanders geschlachtet, aber wenn ein Tier aus der Herde genommen und woanders hingebracht wird, steht es unter Stress. Das wollten wir vermeiden.“
Geschlachtet wird mittlerweile am Hof selbst, so schonend wie möglich. „Am Anfang haben wir woanders geschlachtet, aber wenn ein Tier aus der Herde genommen und woanders hingebracht wird, steht es unter Stress. Das wollten wir vermeiden.“ Stresshormone wirken sich auf die Qualität des Fleisches aus. Am Hof selbst ist eine schnelle, stressfreie Schlachtung möglich. „Und wenn es am geplanten Tag nicht passt, können wir es immer noch verschieben.“ Die Herde umfasst etwa 60 Tiere, davon sind 23 Mutterkühe und der Rest Jungtiere. Zwei Jahre Haltung sind das Minimum, bevor die Tiere geschlachtet werden. Manfred und Monika versuchen die weiblichen Jungtiere zur Zucht weiterzugeben, was aufgrund der nischigen Marktsituation nicht immer möglich sei – obwohl die Kühe die perfekten Zuchttiere sind. Sie sind sehr fruchtbar und bekommen noch im Alter von 20 Jahren Kälber.
Fleischrarität mit Potenzial
Das hört sich alles so gut an, dass man sich fragt, warum es nicht mehrere Menschen gibt, die Wasserbüffel halten. „Mit einer Nische ist immer ein Risiko verbunden“, sagt Manfred. Abgesehen davon, dass die Bedingungen passen müssen – dass also großzügige, nicht hier und da verteilte Weideflächen mit Wasserstellen vorhanden sein müssen – muss man die Vermarktung des Fleischs, von dem viele nicht mal wissen, dass es das hierzulande gibt, selbst in die Hand nehmen.
Man muss lernen, wie Marketing funktioniert, und die Direktvermarktung aktiv angehen. Manfred und Monika machen Ab-Hof-Verkauf und vertreiben ihre Produkte über eine Website. Ihre Pastrami wurde vor kurzem auf der BIO ÖSTERREICH Messe in Wieselburg in der Kategorie „BIO AUSTRIA“ als „Bio-Produkt des Jahres 2025“ ausgezeichnet. „Ich würde mich freuen, wenn der Wasserbüffel in Zukunft als Fleischrarität bekannt wird“, sagt Manfred. „Auch Kooperationen mit der Gastronomie möchten wir in Zukunft weiterentwickeln und ausbauen.“