Biohof Hafner

Bio-Gänse und -Hühner, die ein Leben haben, bevor sie am Hof geschlachtet werden: Das ist seit 2005 Wolfgang Waldmanns Metier.
Biohof Hafner Gänse
© Biohof Hafner

Ein Faible fürs Federvieh

von Martha Miklin

346 Menschen leben in Maria Rojach, einem beschaulichen Ort im Lavanttal am Fuße der Koralpe. Einer von ihnen ist Wolfgang Waldmann, mittlerweile Landwirt im Hauptberuf.

© Biohof Hafner
Biohof Hafner Gänse

Bis zu seiner Pension war er bei der Autobahnpolizei Wolfsberg tätig und hat den Biohof Hafner nebenerwerblich geführt. „Wie sich das alles ausgegangen ist, weiß ich auch nicht“, sagt er. Er hat heute noch alle Hände voll zu tun. Auf seinem Hof leben über das Jahr hinweg circa 1.800 Hühner und 900 Weidegänse. Der Herbst ist die intensivste Zeit für Wolfgang. „Wenn das Jahr gut läuft, sollte am Wochenende nach Martini keine Gans mehr am Hof stehen.“ Das heißt, dass etwa 900 gut genährte Gänse am Hof geschlachtet werden müssen. Darum kümmert er sich hauptsächlich selbst. 

Den Biohof Hafner bewirtschaftet er schon seit 20 Jahren biologisch. Davor hatte er Milchkühe, „aber das ist mir zu stressig geworden und dann sind wir auf Geflügel umgestiegen.“ Waldmanns Tochter und dessen Partner haben heute einen Biohof mit Milchkühen und -schafen, wo sie Käse herstellen.

Seit dem Tod seiner Lebensgefährtin 2011 kümmert sich Wolfgang fast im Alleingang um alles: die Beschaffung der flauschigen Küken von Bauernhöfen in der Nähe und dem Geflügelhof Spernbauer in Oberösterreich und um deren Haltung, Fütterung und Schlachtung. 

„Ich lasse die Tiere raus, wenn es morgens hell wird, und führe sie in den Stall, wenn es dunkel wird.“
Wolfgang Waldmann

Im Unterschied zur konventionellen Haltung sind die Tiere länger am Leben, laufen mehr herum und werden besser gefüttert. „Ich lasse die Tiere raus, wenn es morgens hell wird, und führe sie in den Stall, wenn es dunkel wird“, sagt Wolfgang. Das Futter produziert er selbst. Auf dem Biohof Hafner baut er abwechselnd Bio-Mais und -Getreide an, das er vollständig an das Federvieh verfüttert. Mit der Fruchtfolge, also dem Wechsel von Nutzpflanzen zur Stärkung der Bodengesundheit, kennt er sich aus. Reicht das Futter nicht aus, kauft er Bio-Futter dazu. 

© Biohof Hafner
Biohof Hafner Gänse
Mindestens 140 Tage leben die Bio-Weidegänse von Wolfgang Waldmann in Kärnten, ehe sie direkt auf dem Hof geschlachtet werden.

An den Hendln ist was dran

Im Gegensatz zur ungarischen Mastgans, deren nicht artgerechte Lebenszeit nur 90 Tage beträgt, sind es bei Bio-Weidegänsen mindestens 140 Tage – ohne Stopfen, Rupfen und Antibiotika. Sie werden direkt am Hof geschlachtet. Dadurch bleibt der Stress, der mit einem Transport zu einem Schlachthof verbunden ist, aus. Das schmeckt man dann auch, denn Stresshormone wirken sich auf die Qualität des Fleisches aus. 

„Bei mir bleiben sie länger als die gesetzlich vorgeschriebene Dauer, weil sie dann zwei bis zweieinhalb Kilo wiegen.“
Wolfgang Waldmann

Bei den Hühnern ist es ähnlich. Auch sie werden am Biohof Hafner in Freiluft aufgezogen, mit Bio-Futter gefüttert und erst geschlachtet, nachdem sie ein Leben hatten. „Bei mir bleiben sie länger als die gesetzlich vorgeschriebene Dauer, weil sie dann zwei bis zweieinhalb Kilo wiegen“, sagt Wolfgang. Seine Kundinnen und Kunden kommen auch deshalb gerne zu ihm: An den Hendln ist ordentlich was dran. Neben Privatkundinnen und -kunden, die ab Hof einkaufen kommen und einfach telefonisch oder per SMS bestellen, beliefert er die Gastronomie in der Umgebung mit seinem Federvieh. 

Bei der Haltung sind Gans und Huhn übrigens ein bisschen wie Katz und Maus. Nicht, dass die einen die anderen jagen würden. Aber eine getrennte Haltung muss sein. „Wenn man zwei verschiedene Geflügelsorten hat, müssen die Herden strikt getrennt werden, sonst können sich Krankheiten verbreiten“, sagt Waldmann. Krankheiten sind der größte Risikofaktor für den Betrieb. Er arbeitet mit Zäunen und getrennten Containern. Frische Hühner gibt es alle 14 Tage, die Gänse dann nur zur Martini-Hochsaison im Herbst. Mäh-, Wald- und Ackerarbeiten kommen noch dazu, zur Tierhaltung. „Fad wird mir nicht“, sagt er.

Wolfgang Waldmann

So einfach und so gut, welches Gericht ist das für dich? 
Das eigene Geflügel.
Lieblingsobst?
Ich esse Obst nur frisch vom Baum runter. Wenn ich an zum Beispiel einen Apfel runterbrocken kann, dann esse ich den. Ansonsten esse ich eigentlich kein Obst.
Ein Gericht deiner Kindheit?
Geschnittene Nudeln und Erdäpfelsuppe.
Der erste Job deines Lebens?
Ich bin gelernter Sägefacharbeiter und hab den Job schon als Lehrling gemacht. 
Was möchtest du noch lernen?
Ich hätte gern, dass das, was ich vergessen hab, wiederkommt. Was Neues muss nicht unbedingt sein: Irgendwann reicht’s dann auch.

ist Mitglied von Gaumen Hoch*

*Gaumen Hoch ist eine Gemeinschaft von Menschen aus der Gastronomie, der Landwirtschaft, aus dem Weinbau, der Hotellerie, dem Lebensmittel-Verkauf und der -Verarbeitung, die sich mit ihrem verantwortungsvollen Handeln für einen gastronomischen Wandel einsetzen. Mit ihrer Mitgliedschaft leisten sie einen Beitrag, um diese Veränderung zu unterstützen. Gaumen Hoch-Mitglieder bekennen sich zu unserem Wertemanifest und werden jährlich von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle geprüft.

Neu bei Gaumen Hoch

Unsere Bewegung wächst: Um Menschen, die Lebensmittel verantwortungsbewusst herstellen oder verarbeiten. Und uns inspirieren, uns gesünder zu ernähren.

UNSER NEWSLETTER

Werde jetzt Teil unserer Bewegung und melde dich für unseren kostenlosen Newsletter an!

Mit deiner Anmeldung erlaubst du die regelmäßige Zusendung eines Newsletters und akzeptierst die Bestimmungen zum Datenschutz.