Manche Veränderungen beginnen ganz klein – und doch machen sie den Unterschied. Im Hotel Ammerhauser fällt beim Frühstück eines sofort auf: Es gibt keinen Orangensaft. Den aus dem typischen Plastikbehälter aus Übersee.

Stattdessen stehen regionale Bio-Säfte bereit: Apfel, Karotte, Rote Rübe. Was vielen Gästen anfangs fremd war, ist heute längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Doch der Verzicht auf Orangensaft ist nur ein Beispiel dafür, wie im Ammerhauser jede Entscheidung bewusst getroffen wird – für Gäste, Umwelt und Zukunft.
Maria Ammerhauser kennt das Hotelleben schon von klein auf. Die Hausaufgaben wurden in der Küche gemacht und die Gaststube war ihr Wohnzimmer. Einige Jahre später haben sich sowohl das Hotel als auch ihre Aufgaben verändert. Gemeinsam mit ihrem Partner Raimund und ihrer Mutter ist sie heute Pionierin rund um Anthering bei Salzburg und zeigt, wie es anders und nachhaltiger geht.
„Denk. weiter.“
Das steht auf den Servietten im Hotel Ammerhauser. Zu sagen, das Haus habe sich über die Jahre verändert, wäre fast eine Untertreibung. „1948 war mein Vater Viehhändler, und nach dem Handel kehrte man oft im kleinen Gasthaus nebenan ein, um ein Bier zu trinken. Als meine Mutter im Jahr 1968 dazukam, begann sie mit Renovierungen, baute Zimmer dazu – bis schließlich ein 4-Sterne-Hotel daraus wurde“, sagt Maria.
„Wir leben Nachhaltigkeit einfach und reden nicht nur groß. Für uns ist das selbstverständlich“
Es wurde aber noch weitergedacht. Mit dem Generationenwechsel, als Maria und ihr Mann Raimund das Hotel übernahmen, wehte rasch frischer, „grüner“ Wind durchs Haus. „Wir leben Nachhaltigkeit einfach und reden nicht nur groß. Für uns ist das selbstverständlich“, betont Maria. Mit dieser Macher:innen-Mentalität konnten die Ammerhausers über die Jahre einige Nachhaltigkeitszeichen und Gütesiegel für sich gewinnen, wie das Green-Sign-Hotel-Zertifikat und das Österreichische Umweltzeichen und das EU Eco-Label.
„Bei uns gibt es vegetarische und vegane Gerichte, aber natürlich auch Schnitzel oder ein gekochtes Pinzgauer Jungrind.“
Keine Gurken im Winter
Nicht nur das Orangensaftangebot wurde hinterfragt, sondern auch, ob im Winter Tomaten und Gurken auf dem Buffet landen. Küchenchef Gert Seebauer hat saisonale Alternativen wie geschmorte Karotten oder gekochte Rüben in die Karte integriert. „Mittlerweile beschwert sich keiner mehr darüber – auch wenn das früher nicht vorstellbar gewesen wäre“, erzählt sie.
Anthering ist zwar ein überschaubarer Ort, aber die Nähe zu Salzburg – nur knapp zehn Kilometer entfernt – bringt einen städtischen Kontrast mit sich. „Wir bewahren Tradition und wissen, wo wir herkommen, aber gleichzeitig sind wir offen für das Moderne und Neue“, sagt Maria. „Bei uns gibt es vegetarische und vegane Gerichte, aber natürlich auch Schnitzel oder ein gekochtes Pinzgauer Jungrind.“
„Ich freue mich so, dass wir teilweise Mitarbeiter:innen haben, die schon 25 Jahre bei uns arbeiten. Diese Loyalität ist unbezahlbar.“
Mitarbeiter:innen oder Buddys?
Nachhaltigkeit bedeutet für Maria nicht nur, an die Umwelt zu denken, sondern vor allem auch an die Menschen, die hier arbeiten. „Wir können nicht nur schauen, dass es den Gästen gut geht. Die Mitarbeiter:innen sind genauso wichtig.“ Als Hotelierin durch und durch und mit einer systemischen Coach-Ausbildung verbindet sie psychologisches Know-how mit viel Empathie und sorgt so dafür, dass sich ihre insgesamt 35 Angestellten wertgeschätzt fühlen.
„Ich freue mich so, dass wir teilweise Mitarbeiter:innen haben, die schon 25 Jahre bei uns arbeiten. Diese Loyalität ist unbezahlbar“, schwärmt Maria. Aber auch für die Neuen im Team ist gesorgt: Für neue Lehrlinge wurde ein Buddy-System ins Leben gerufen – so ist immer jemand zum Austausch da.
Regelmäßige Nachhaltigkeits-Talks
Diese Wertschätzung für das Team spiegelt sich nicht nur in der Arbeitsatmosphäre wider, sondern auch in der Qualität der Dienstleistungen. So wurde Hotel Ammerhauser bereits mehrfach als bestes Seminarhotel ausgezeichnet – bereits 18 Mal für Salzburg und sieben Mal für ganz Österreich. Das kommt nicht von irgendwoher. „Die Seminarräume sind bestens ausgestattet von modernster Technik bis zum komplett ausgestattetem Moderationskoffer bis hin zu recyceltem Papier, sowie die perfekte Rundumbetreuung durch das geschulte Team“ , sagt Maria.
„Obwohl wir bereits einige Preise und Siegel für unsere Nachhaltigkeitsbemühungen gewonnen haben, hatten wir das Gefühl, dass vielen in unserer Umgebung gar nicht bewusst war, was wir alles machen. Das wollten wir ändern.“
Doch die Auszeichnungen sind für das Hotel Ammerhauser kein Selbstzweck, sondern Motivation, sich weiterzuentwickeln und auch über die eigenen Hotelmauern hinaus zu wirken. So entstand die Veranstaltungsreihe TALK AMM.GRÜNEN, bei der das Hotel als Plattform für den Austausch über Nachhaltigkeit dient.
„Obwohl wir bereits einige Preise und Siegel für unsere Nachhaltigkeitsbemühungen gewonnen haben, hatten wir das Gefühl, dass vielen in unserer Umgebung gar nicht bewusst war, was wir alles machen. Das wollten wir ändern.“ Bei jedem Talk kommen drei Vortragende aus verschiedensten Branchen und erzählen, wie sie in ihren Betrieben Nachhaltigkeit implementieren, was funktioniert und was nicht. „Wir müssen wirklich alle zusammenhelfen, dass wir die Erde, so wie wir sie bekommen haben, auch erhalten. Vor allem für die kommenden Generationen“, betont Maria.
Und der Orangensaft?
Der fehlt niemandem mehr – genau wie Tomaten und Gurken im Winter. Im Hotel Ammerhauser geht es längst um mehr: um echte Veränderung, um gemeinsame Verantwortung und darum, mit kleinen Entscheidungen große Wirkung zu erzielen. Was mit einem bewussten Schritt am Frühstücksbuffet begann, hat sich zu einer selbstverständlichen Haltung entwickelt: konsequent weiter denken – für die Gäste, für das Team und für die Zukunft.