5 Dinge, die du über die Erbse noch nicht wusstest

Die wenigsten wissen, woher die Erbse eigentlich kommt, welche Sorten es gibt und was sie unserem Körper Gutes tun kann.
von Nick Pulina
Erbsenpfanze
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Erbse an der Pflanze

Sie ist eines der beliebtesten Kindheitsgemüse überhaupt: die Erbse. Nicht nur ist sie eine gern genutzte Requisite in den Märchenbüchern der Herren Grimm und Andersen, sondern oftmals auch ein fester Teil des Speiseplans. Wer das Glück hatte, die grünen Schoten direkt in Omas Garten vom Strauch pflücken und ihren Inhalt naschen zu können, wird sich sicherlich bis heute an ihre Süße und ihr volles Aroma erinnern können. Für die eingedoste Kombination mit gezuckerten Mini-Möhren gilt das wohl weniger. Und obwohl die Erbse hierzulande jedem wohlbekannt sein dürfte, wissen doch nur die wenigsten, woher sie eigentlich kommt, welche Sorten es gibt und was sie unserem Körper Gutes tun kann.

1. Die Erbse ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt

Archäologische Funde beweisen, dass Menschen bereits vor rund 10.000 Jahren Erbsen als Nahrung zubereitet und zu sich genommen haben. Es wird davon ausgegangen, dass auch die landwirtschaftliche Kultivierung der Hülsenfrucht zu dieser Zeit begann. Damit zählt die Erbse zu den ältesten aktiv von Menschen angebauten Kulturpflanzen. Ihren Ursprung haben die grünen Schoten im Norden der Arabischen Halbinsel, an der östlichen Mittelmeerküste und im Gebiet der heutigen Türkei. Von dort verbreiteten sie sich schnell im gesamten Mittelmeerraum und traten einen Siegeszug nach Ostasien an. China und Indien sind heute die weltweit führenden Anbauregionen der Erbse.

2. Auch in Österreich hat die Erbse Tradition

In unsere Breiten gelangte die Erbse während der Jungsteinzeit. Gemeinsam mit anderen Hülsenfrüchten war sie eines der Grundnahrungsmittel früher Bauernstämme und behielt diesen Status über die Jahrtausende. Das hat auch rein praktische Gründe: Die Erbse ist im Anbau keine allzu anspruchsvolle Pflanze. Besonders was die klimatischen Bedingungen angeht, ist sie recht hart im Nehmen. Schon bei Temperaturen von ein bis zwei Grad kann sie zu keimen beginnen und auch überleben, wenn es noch einmal etwas kälter wird: Die meisten Sorten sind nicht allzu frostempfindlich. Außerdem sind sie relativ hoch und beständig im Ertrag und seit der Entdeckung des Trocknens auch noch sehr gut haltbar.

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Erbse

Es verwundert also nur wenig, dass Erbsen jahrtausendelang hauptsächlich in den ärmeren Bevölkerungsgruppen ein beliebtes oder zumindest viel verspeistes Nahrungsmittel waren. Ihren Ruf als ‚Arme-Leute-Gemüse‘ sind sie erst im vergangenen Jahrhundert mehr und mehr losgeworden. Das liegt auch an ihrer zunehmenden Beliebtheit in der Spitzengastronomie. Heute gilt sie mit 10,498 konsumierten Tonnen als eine der beliebtesten Gemüsesorten Österreichs (Quelle: Statistik Austria). Und auch im Anbau ist sie weiterhin stark: Im Jahr 2022 wurden in Österreich auf rund 6,4 Hektar für den menschlichen Verzehr angebaute Erbsen kultiviert (Quelle: Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit).

3. Aus Erbse entsteht Erbse

Die Frage mag banal erscheinen, aber was essen wir eigentlich, wenn wir eine Erbse essen? Wie bei allen Hülsenfrüchten, die wir als Nahrungsmittel nutzen, gilt auch bei der Erbse: Das, was wir verzehren, sind in der Regel die Samen der Pflanze. Aus jeder der etwa drei bis neun Millimeter großen, grünen Kügelchen könnte also eigentlich wieder eine ganze Erbsenpflanze gedeihen, wenn man sie einpflanzen würde. Jedes von ihnen steckt mit bis zu neun weiteren Samen in der namensgebenden Hülse. Diese kann, je nach Sorte, bis zu 12 Zentimeter lang und unterschiedlich gefärbt sein.

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Erbse

Wer gern gärtnert oder es lernen möchte, kann auch durchaus einfach einmal selbst sein Glück versuchen und ein paar frische Erbsen ins Beet oder in einen geeigneten Blumentopf setzen. Das sollte zwischen Ende Februar und Ende Mai passieren, damit zwischen Ende Juni und September geerntet werden kann. Die genauen Daten sind allerdings auch hier von der Sorte abhängig. Viel falsch machen kann man nicht. Wichtig zu bedenken ist nur, den Pflanzen schon früh die Möglichkeit zum Ranken zu geben. Doch das muss nicht immer unbedingt nach oben passieren. Wer die Erbsen in ein Hochbeet sät, kann die Ranken auch am Beet herunterleiten.

4. Erbse ist nicht gleich Erbse

Dass es verschiedene Sorten von Erbsen gibt, wurde nun oft genug erwähnt. Höchste Zeit, diese genauer zu betrachten. Zunächst einmal unterscheidet man Körner – von Futtererbsen. Den Löwenanteil des globalen Anbaus machen letztere aus, ist die Erbse neben der Sojabohne doch eines der beliebtesten Futtermittel für Nutztiere. Für den menschlichen Verzehr sind diese Erbsen jedoch nicht geeignet. Sie sind hart, mehlig und werden auch beim Kochen nicht weicher. Diejenigen Erbsen, die auf unseren Tellern landen, sind daher immer Körnererbsen. Doch auch innerhalb dieser Gruppe müssen weitere Unterscheidungen getroffen werden.

Markerbsen

Bei Markerbsen handelt es sich um die ‚klassische‘ Form der Erbse, wie sie auch in Österreich schon seit Jahrtausenden zu finden ist: prall, sattgrün und aromatisch. Sie können direkt vom Strauch roh verzehrt, aber auch gegart genossen werden. Erbsen aus dem Glas, der Dose oder aus der Tiefkühlung sind im Regelfall Vertreter dieser Sorte.

Palerbsen

Palerbsen eignen sich nur bedingt für den rohen Verzehr, da ihre Samen mit voranschreitender Reife viel Stärke ausbilden und dadurch immer fester und mehliger werden. Als Basis für die beinahe ewig haltbaren Trockenerbsen sind sie daher perfekt geeignet. Gut eingeweicht lassen sich daraus schließlich deftige Suppen, Eintöpfe oder Currys zubereiten.

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Trockenerbse

Zuckererbsen

Die zarteste unter den Erbsensorten ist die Zuckererbse. Da die reifen Samen ihr volles Aroma eigentlich nur zeigen können, wenn sie direkt nach der Ernte gegessen werden, gibt es Zuckererbsen nur selten zu kaufen. Und doch liegen sie inzwischen in jedem gut sortierten Supermarkt: als Kaiserschoten. Da bei dieser Sorte auch die Hülsen über ein leckeres, saftiges Fruchtfleisch verfügen, ist es immer beliebter geworden, diese vor der eigentlichen Reife der Samen zu ernten und noch geschlossen zu verkaufen. Dünn aufgeschnitten im Salat oder im Ganzen als Teil eines knackigen Wok-Gemüses sind sie ein echter Genuss. Wer allerdings die Gelegenheit hat, einmal frische, reife Zuckererbsen aus der Schote naschen zu können, sollte diese unbedingt nutzen!

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Zuckerschoten

5. Die Erbse ist ein Kraftpaket

Spätestens seit vegetarische und vegane Ernährungsweisen immer populärer werden, ist das Erbsenprotein in aller Munde. Das Super Food dient als Basis für Fleischersatzprodukte oder pflanzlichen Milchersatz. Doch von dem hohen Eiweißgehalt des grünen Gemüses kann längst nicht nur profitieren, wer sich tierproduktfrei ernährt. Mit knapp 5,4 Gramm Protein pro 100 Gramm ist die Erbse ein echter Kraftmeier. Gerade für Menschen, die von vermehrt eiweißreicher Kost profitieren, z. B. Sportler:innen oder Diabetiker:innen, kann die Erbse ein wichtiger Bestandteil der Ernährung sein. Aus Erbsenmehl lässt sich mittlerweile außerdem Pasta herstellen, die dem Original aus Weizen sehr ähnlich ist, aber kein Gluten enthält und somit auch für an Zöliakie leidende Menschen verträglich ist.

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Erbse im Garten

Beinahe nebenbei weist die Erbse auch noch eine hohe Konzentration an Ballaststoffen auf, beinhaltet signifikante Mengen an Vitamin B und C, enthält viel Kalzium, Magnesium, Zink, Lezithin und Saponine sowie eine ganze Reihe essenzieller Aminosäuren.

Umso verständlicher und erfreulicher ist es da, dass uns die Erbse ihre guten Dienste nun schon seit zehntausend erweist und sie es mittlerweile auch auf den Speiseplan von uns Genießerinnen und Genießern geschafft hat. Freuen wir uns also auf die nächsten zehntausend Jahre Seite an Seite mit der Erbse.

Erbsen rund um die Welt

Erbsensuppe (Österreich)

Der Klassiker im mittel- und osteuropäischen Raum. Getrocknete Erbsen werden eingeweicht, in Wasser oder Brühe gekocht, ggf. püriert und mit einer Einlage versehen.

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Erbsensuppe

Mushy Peas (Großbritannien)

An der Seite des britischen Nationalgerichts Fish and Chips sind sie populär geworden: die Mushy Peas. Dazu werden getrocknete Erbsen über Nacht in Wasser und Backpulver eingelegt und anschließend zu einem Brei gekocht. Durch das Backpulver werden die Erbsen schneller weich und sämig.

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Mushy Peas
Mushy Peas

Spezzatino con piselli (Italien)

Das einfache Rinder- oder Kalbsgeschnetzelte mit vielen prallen, grünen Erbsen und Schmorsoße ist ein klassischer Secondo-Gang, wird also nach einer Pasta oder einem Risotto als zweites Hauptgericht gegessen.

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Spezzatino con piselli
Spezzatino con piselli

Aloo Matar (Indien)

Dieses deftige Gemüsecurry stammt aus der nordindischen Küche und lässt sich auch hierzulande auf vielen indischen Speisekarten finden. Dafür werden Kartoffeln und Erbsen in einer cremigen Tomatensoße gekocht und serviert.

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Aloo Matar
Aloo Matar

Chǎo hélándòu (China)

Besonders Kaiserschoten haben einen festen Platz in beinahe jeder Regionalküche Chinas. Aus Shanghai stammt eine der beliebtesten Zubereitungsweisen. Dazu werden die Schoten kurz bei hoher Temperatur mit reichlich Erdnussöl, Bambussprossen und Kochschinkenwürfeln durch den Wok geschwenkt.

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