Biohof Achleitner

In Eferding betreibt die Familie Achleitner eine Bio-Landwirtschaft mit Restaurant, Supermarkt und Großhandel. Grundlage sind humusreiche Böden, die Kompost brauchen.
Biohof Achleitner
© Biohof Achleitner

Kompost gegen Krisen

von Lucas Palm

Über 10.000 Bio-Kisterln verschickt der Biohof Achleitner – pro Woche. So, damit haben wir eure Aufmerksamkeit – und vermitteln auch einen ersten Eindruck, was diesen Familienbetrieb im oberösterreichischen Eferding so faszinierend macht: Große Mengen und hohe Bio-Qualität sind hier kein Widerspruch.

© Biohof Achleitner
Biohof Achleitner

Im Gegenteil: Fast scheint es, als bedingen sie einander, damit dieses ökologische Gesamtkunstwerk seine Ansprüche erfüllt. „Unser Gesamtbetrieb besteht aus vier Säulen“, erklärt Andreas Achleitner, seit Anfang 2024 Herr über dieses vielschichtige Wunderding. „Einmal wären da besagte Bio-Kisterln, die es in 14 Ausführungen gibt und die wir wöchentlich verschicken“, erklärt Achleitner. „Dann gibt es unseren Frischemarkt mit über 6000 Bio-Produkten. Dort befindet sich übrigens auch unser Restaurant, das Kulinarium, in dem täglich frisch gekocht wird. Zusätzlich haben wir unseren Großhandel mit Bio-Obst und Gemüse. Und das Herz von alledem ist natürlich unsere Bio-Landwirtschaft auf rund 85 Hektar.“ Wer Achleitner zuhört, merkt schnell: Der 38-Jährige kennt diesen vielschichtigen Betrieb in- und auswendig.

Jahreszahlen, Prozentanteile, Mengenangaben: Es ist, als hätte Achleitner all das von klein auf aufgesogen. Dabei war er jahrelang weit, weit weg von Eferding. Und hätte sich vor einigen Jahren nicht im Entferntesten vorstellen können, zu Hause als Bio-Bauer tätig zu sein. 

Von der Software zur Saft-Ware

Fast acht Jahre lang hat er auf vier verschiedenen Kontinenten gelebt und gearbeitet. Begonnen hat alles mit dem Studium der internationalen Betriebswirtschaft in Wien.

© Biohof Achleitner
Biohof Achleitner
Auf den Feldern des Biohofs wachsen über 40 Gemüse- und Obstsorten.

Nach einem USA-Aufenthalt dann der große Sprung zurück nach Europa, wo Achleitner eine steile Karriere startet: „Ich habe rund fünf Jahre für Google in Dublin gearbeitet. Da habe ich bemerkt: Cool, wenn ich mich wo hineinbeiße, dann trägt das Früchte. Die Sache war nur: Diese Früchte bei Google waren nicht wirklich essbar. Eh schön, man bekommt dort jede Menge gratis Essen und wird mit allem Möglichen hofiert, aber mir fehlte immer mehr die Sinnhaftigkeit. Bis ich festgestellt habe: Was mir wirklich wichtig ist, ist eigentlich alles zu Hause, nämlich: ein gesunder, nachhaltiger Lebensstil.“

„Hochwertige Lebensmittel sind einfach Bio – Punkt! Das weiß ich, seit ich ein Kind bin!“
Andreas Achleitner

Ohne hochwertige Lebensmittel sei ein solcher Lebensstil gar nicht erst möglich, ist Andreas überzeugt. Und: „Hochwertige Lebensmittel sind einfach Bio – Punkt! Das weiß ich, seit ich ein Kind bin!“ Achleitner spielt damit auf seine Eltern an, die die Landwirtschaft 1986 von den Großeltern väterlicherseits übernommen und 1990 auf Bio umgestellt hatten. In ihrem Fall sei der etwas überstrapazierte Begriff der „Bioniere“ sehr wohl gerechtfertigt.

© Biohof Achleitner
Biohof Achleitner
Naturnahes, biologisches Wirtschaften ist für Andreas Achleitner eine Selbstverständlichkeit.

„Sie waren damals in einer Bubble von Gleichgesinnten, denen naturnahe Landwirtschaft und das Thema extrem wichtig waren“, erinnert er sich. „Dadurch haben sie sich gegenseitig motiviert und auch viel Überzeugungsarbeit außerhalb dieser Bubble geleistet – auch wenn das damals alles andere als einfach war.“ 

Krisenfeste Böden

Rund 40 verschiedene Obst- und Gemüsesorten pro Saison wachsen auf dem eigenen Feld in Eferding – Gemüseraritäten und Exoten inklusive. Außerdem gedeihen in den über 4500 m2 großen Foliengewächshäusern allerhand frische Salate, knackiges Wurzel-, Kohl- und Fruchtgemüse. Bei uns werden 99 Prozent aller Lebensmittel verkauft“, sagt Andreas. Der Rest wird so optimal wie möglich verwertet: So verfügen die Achleitners über einen Schnapsbrenner, der aus den Obstresten Edelbrände macht. 

© Biohof Achleitner
Biohof Achleitner
Familienbande: Ilse und Günter und Andreas Achleitner (v.l.n.r.) arbeiten gemeinsam auf dem Biohof.

Was sonst noch an hochwertigem Bio-Gemüse übrigbleibt, wird an Sozialmärkte gespendet, im eigenen Bio-Restaurant verkocht und zu Hausg’mocht Gerichten im Glas eingekocht. „Oder es wird über die Kompostierung wieder zu hochwertigem Humus für unsere Landwirtschaft“, sagt Andreas – und spricht damit einen zentralen Punkt der achleitnerischen Landwirtschaft an. Besagter Kompost ist im Biohof Achleitner nämlich mehr als ein Nice-to-have – er ist die Basis der gesunden Böden. Bereits in den 1990ern eröffneten seine Eltern eine der ersten Kompostieranlagen Österreichs, weil sie wussten: Nur auf gesunde Böden wachsen langfristig gesunde Lebensmittel.

„Der Humusaufbau, der durch den Kompost möglich ist, unterstützt den Boden bei der CO2-Speicherung massiv“, erklärt Andreas. „Das ist also auch eine aktive Maßnahme gegen den Klimawandel. Der Boden kann dadurch mehr Stoffe und Wasser aufnehmen. Das sehen wir immer wieder nach Extremregen: Auf unseren Feldern steht dann wesentlich weniger Wasser als auf Böden, in denen der Humusgehalt niedriger ist.“ Auch deswegen sieht Andreas die familieneigenen Äcker für die Zukunft gewappnet: „Unsere Böden sind krisenfest – und damit sind es auch wir als Betrieb – selbst in Zeiten wie diesen!“

Andreas Achleitner

Andreas Achleitner

Dein Lieblingsgemüse?
Melanzani.
Wann hast du das letzte Mal so richtig gut gegessen und wo?
In der Gastwirtschaft Hansberg nach der Taufe unserer Tochter im April.
Worauf bist du stolz?
Dass ich mit meiner Arbeit in vielen kleinen Schritten zu einem enkeltauglichen Österreich beitragen darf.
Ein Gerücht, mit dem du aufräumen willst?
„Dieses Bio ist eh nett, aber kann doch nie die Welt ernähren.“
Biohof Achleitner

Biohof Achleitner ist Mitglied von Gaumen Hoch*

*Gaumen Hoch ist eine Gemeinschaft von Menschen aus der Gastronomie, der Landwirtschaft, aus dem Weinbau, der Hotellerie, dem Lebensmittel-Verkauf und der -Verarbeitung, die sich mit ihrem verantwortungsvollen Handeln für einen gastronomischen Wandel einsetzen. Mit ihrer Mitgliedschaft leisten sie einen Beitrag, um diese Veränderung zu unterstützen. Gaumen Hoch-Mitglieder bekennen sich zu unserem Wertemanifest und werden jährlich von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle geprüft.

Neu bei Gaumen Hoch

Unsere Bewegung wächst: Um Menschen, die Lebensmittel verantwortungsbewusst herstellen oder verarbeiten. Und uns inspirieren, uns gesünder zu ernähren.

UNSER NEWSLETTER

Werde jetzt Teil unserer Bewegung und melde dich für unseren kostenlosen Newsletter an!

Mit deiner Anmeldung erlaubst du die regelmäßige Zusendung eines Newsletters und akzeptierst die Bestimmungen zum Datenschutz.