Dein Jahr beginnt dort, wo andere nur vorbeifahren: am Feldrand, im Stall, in der Werkstatt, im Blick auf eine Fläche, die mehr ist als Besitz. 2025 hat diesen Blick geschärft. Was früher einfach „der Hof“ war, zeigt sich dir heute als lebendes System, das auf alles reagiert – auf Wetter, auf Märkte, auf politische Launen, auf deine Müdigkeit.
Was dich beschäftigt
Im Alltag trägst du viele Schichten übereinander: Boden, Pflanzen, Tiere, Maschinen, dazu Formulare, Vorgaben, Gespräche mit Leuten, die es gut meinen und doch wenig Ahnung von deinem Rhythmus haben. Du spürst, wie knapp es an manchen Stellen geworden ist: Zeit, Wasser, Nerven. Gleichzeitig wächst das Interesse an dem, was du tust. Menschen wollen „regional“, „bio“, „enkeltauglich“, doch selten sehen sie, was es bedeutet, das im Alltag auszuhalten.
Zwischen Melkstand, Traktor und Ackerschlagkartei suchst du nach einer Linie, die nicht nur von Saison zu Saison reicht. Wie viel Fläche kannst du wirklich verantworten? Welche Kulturen vertragen sich mit deinem Boden, statt ihn auszubeuten? Und wo hörst du auf, zu reagieren, und beginnst, aktiv zu gestalten?
Gesundheit
Gesundheit ist für dich etwas, das durch viele Hände geht. Du siehst sie im Fell der Tiere, im Wurzelwerk der Pflanzen, in der Krümelstruktur deines Bodens – und in deinem eigenen Rücken am Abend. Wenn du durch den Acker gehst, spürst du, wie sehr ein lebendiger Boden deine Arbeit leichter macht. Wasser versickert anders, Pflanzen stehen stabiler, Fehler verzeiht das System besser.
Gleichzeitig meldet sich dein Körper deutlicher. Die langen Tage zur Ernte, die Winter, in denen sich die Büroarbeiten stapeln, die ständige Erreichbarkeit für Lieferanten, Behörden, Kund:innen: All das hinterlässt Spuren. Du beginnst, kleine Schutzräume einzubauen – eine Pause, die nicht sofort wieder verstellt wird, ein Abend ohne Maschine, eine Aufgabe, die du endlich abgibst. Nicht als Luxus, sondern als Voraussetzung, weiter tun zu können, was du tust.
Spirit
Spirit zeigt sich bei dir im Respekt vor Zyklen, die größer sind als du selbst. Du weißt, wie sich ein Jahr anfühlt, in dem alles gegen dich zu laufen scheint, und du kennst die stille Erleichterung, wenn eine Ernte gelingt, die so nicht mehr selbstverständlich ist. Zwischen diesen Erfahrungen entsteht eine innere Ruhe, die nicht mit Gleichgültigkeit zu verwechseln ist.
Manchmal ist es nur ein Moment: der Geruch von frischer Erde nach einem ruhigen Regen; eine Herde, die auf neue Weide zieht und sofort zur Ruhe kommt; ein Baum, der einen Sturm besser übersteht als erwartet. In solchen Augenblicken wird spürbar, warum du geblieben bist, als andere aufgegeben haben. Die Erde antwortet, langsam, aber sie antwortet.
Was du loslässt
Dieses Jahr verabschiedest du dich Stück für Stück von der Vorstellung, alles allein tragen zu müssen. Das Bild vom Hof, der nur dann etwas gilt, wenn eine Person ihn „im Griff“ hat, verliert an Kraft. Du lässt Hilfe zu, Kooperationen mit Nachbarhöfen, Absprachen mit Verarbeiter:innen, gemeinsame Maschinen oder Vermarktungswege. Nicht jede Verantwortung muss an deiner Tür enden.
Du beginnst auch, konsequenter „Nein“ zu sagen: zu Kulturen, die deinen Boden auslaugen; zu Verträgen, die dich auf Jahre festnageln; zu Erwartungen, die dich im Namen der Tradition überfordern. Was bleibt, ist weniger Spektakel, aber mehr Stimmigkeit. Ein Betrieb, der vielleicht weniger beeindruckend aussieht, dafür aber eine Chance hat, zu bestehen.
Was kommt
In den kommenden Jahren wird deine Rolle als Hüter:in sichtbarer, auch wenn du selbst nicht nach Sichtbarkeit suchst. Städte und Dörfer werden stärker spüren, wie sehr ihre Versorgung an Menschen wie dir hängt. Es werden neue Fragen kommen: nach Wasserrechten, nach Bodenversiegelung, nach regionalen Kreisläufen. Du wirst nicht alle beantworten wollen. Aber du wirst merken, dass deine praktische Erfahrung oft mehr Orientierung bietet als jede Strategiepapierseite.
Für deinen Hof bedeutet das: behutsame Verdichtung statt Wachstum um jeden Preis. Mehrjährige Kulturen, agroforstähnliche Strukturen, längere Pachtzeiträume, verlässliche Partnerschaften mit denen, die deine Produkte verarbeiten oder direkt beziehen. Vielleicht sind es am Ende nicht die großen Sprünge, die den Unterschied machen, sondern die vielen stillen Entscheidungen zugunsten eines Bodens, der auch in zehn, zwanzig Jahren noch tragen kann. Hüter:innen der Erde hinterlassen selten Denkmäler – aber sie hinterlassen Spuren, auf denen andere gehen können.
Landwirtschaft, die so arbeitet, bleibt oft im Hintergrund – obwohl sie die Grundlage für alles andere ist. Gaumen Hoch macht diese Arbeit sichtbar, ohne sie zu vereinfachen. Als Teil der Gemeinschaft entsteht Austausch, Öffentlichkeit und Verbindung zu Betrieben, die ähnlich denken. Wie Landwirtschaft bei Gaumen Hoch sichtbar wird
















