Es war die Kombination, gastronomisch performen zu können und dabei die ganze Welt kennenzulernen, die schon den jungen Andreas Birngruber an Kreuzfahrtschiffen faszinierte. Deshalb machte der heute 59-Jährige nach der HAK-Matura in Wels gleich auch noch eine Kellnerlehre und heuerte bei der ersten Gelegenheit auf der M/S Sagafjord an.
Nachdem er auch noch das Boston College abgeschlossen hatte, arbeitete er in Nagasaki in der Mitsubishi-Werft für Crystal Cruises und später bei einem Schweizer Unternehmen. „Das waren wirkliche Hardcore-Jobs“, erinnert sich Andreas. Aber er erfüllte sich damit seinen großen Traum, sah sehr viel von der Welt und lernte seine gastronomische Performance immer weiter zu verbessern.
Bis ihn dann mit knapp 30 Jahren etwas ereilte, das er scherzhaft „meine Midlife-Crisis“ nennt: „Ich habe eine Familie gegründet, ein Haus gebaut und beschlossen, mich selbständig zu machen – da habe ich wirklich das volle Programm durchgezogen.“
40 Suppentassen brachte er als Mitgift in seine neue gastronomische Selbständigkeit an Land mit, und ein Auftrag in der weltberühmten Scalaria in St. Wolfgang am Wolfgangsee wurde zu seinem Sprungbrett als Caterer in der Eventbranche. Schnell kamen Toscana Congress in Gmunden oder das Kurhaus in Bad Ischl dazu, und der damals noch Dreimannbetrieb legte einen fulminanten Senkrechtstart in der Cateringbranche hin.
„Das Faszinierende am Event-Catering ist für mich Folgendes: Du gehst in einen leeren Raum und spielst in Gedanken schon eine ganze Veranstaltung durch, noch bevor der erste Strich zu Papier gebracht ist.“
Erweckungserlebnis in München
Der nächste und für Andreas in der Rückschau wichtigste Entwicklungsschritt seines Unternehmens erfolgte im Jahr 2007 in München: „Wir bekamen damals die Möglichkeit, das Tollwood-Festival zu bespielen, also das Grand Chapiteau, dieses große Menütheater. Ich kam dort hin, und da sagten die mir: Bei uns ist alles bio. Als ich dann erleben durfte, dass die das aus echter Überzeugung machen, war ich nur noch fasziniert.“
Das war der Startschuss für die Chef Partie, ein lupenreiner Bio-Caterer zu werden. Andreas erinnert sich mit einem Schmunzeln: „Aus der Zeit der Umstellung am Anfang habe ich vieles schon verdrängt, aber es war definitiv der richtige Schritt. Und die Kompromisslosigkeit, mit der wir die Umstellung auf Bio betrieben haben, hat uns letztlich immer weiter nach vorne gebracht.“
„Glaubhaft ist man mit Bio nur dann, wenn man nicht nur in eine hype, chice Marktnische hineinstoßen will, sondern ehrlich überzeugt davon ist. Wenn der Respekt vor den Lebensmitteln aufrichtig gegeben ist, macht man auch keine Kompromisse mehr.“
Produzentinnen und Produzenten zu finden, war das eine, die passenden Mitarbeiter:innen für ein reines Bio-Catering an Bord zu holen, das andere, erinnert sich Andreas Birngruber: „Du fängst wieder an, richtig zu kochen, du machst die Jus, die Saucen, wirklich alles selbst. Und wir verarbeiten das ganze Tier, das ganze Gemüse.“ Wobei in dem „Riesenapparat“, zu dem das einstige Dreimann-Unternehmen längst herangewachsen ist, das Essen und Trinken fast schon der kleinste Teil der Herausforderung geworden ist. Am aufwendigsten ist die Logistik, wenn man Locations wie die Salzburg Arena oder Events wie die Ski-WM in Saalbach oder diverse Messen bespielt: „Du brauchst heute rote Sessel und runde Tische, morgen grüne Sessel und ovale Tische und übermorgen transparente Sessel und eckige Tische. Wir statten mittlerweile Veranstaltungen mit 2000 bis 5000 Leuten selbst aus, erst danach beginnen wir mit dem Zumieten“, sagt der Firmenchef nicht ohne Stolz.
Abstimmung mit „Dr. Ostbahn“
Der Name „Chef Partie“ entstand übrigens bei einem Brainstorming der drei Mann starken Ursprungsbesatzung des „Catering-Kreuzers“ und sorgte bald einmal für Turbulenzen. Denn „Chefpartie“ hieß auch die Band von „Dr. Ostbahn“ Willi Resetarits, und da verirrten sich schon einmal Mails in beide Richtungen, erinnert sich Andreas: „Der Willi hat dann eines Tages gesagt: Schreibt es einfach anders, dann wird’s schon passen. Und so haben wir das auseinandergeschrieben und eine Kochhaube dazwischengesetzt.“
Andreas Birngrubers „Chef Partie“ ist als Bio-Caterer längst unverwechselbar geworden. Ein paar Kunden von früher gingen den Weg nicht mit, aber andere waren dafür vom nachhaltigen Konzept tief beeindruckt und kamen als neue Geschäftspartner dazu. Es wurde eine Erfolgsgeschichte, was sich in Zahlen unter anderem auch darin ausdrückt, dass man nach 28 Jahren die diversen Utensilien bereits auf knapp 3000 Quadratmetern Fläche lagern muss. In diesem Raum steht übrigens auch ein Regal, das als Ehrenplatz dient – für die 40 Suppentassen, mit denen Andreas seine Reise ins Ungewisse einst begann.