Rosa & Marie, das sind Emilia (Orth-Blau) und Fiona (Saurer), ihr Firmenname setzt sich aus ihren Zweitnamen zusammen. „Erlebniskulinarik, die ballert“ versprechen die beiden in ihrem Claim: „Wenn man mein Essen mal gegessen hat, dann weiß man, was ich damit meine“, sagt Emilia.
Die 23-jährige Unternehmerin wird als Gastrojungtalent gehandelt, und sie ist keine, die lange fackelt. Mit Verve und „konzentrierter Intensität“, wie sie sagt, kocht sie als Private Chef und setzt Caterings um, von denen keines dem anderen gleicht. Verarbeitet werden dabei nur hochwertigste Zutaten, alle regional und saisonal, das meiste davon in Bio-Qualität und „from farm to fork“.
Eine steigt auf die Bremse, eine aufs Gas
Der Fokus liegt auf vegetarischen Gerichten. Fleisch wird als Beilage verstanden, die Produkte werden möglichst ganz verarbeitet, und zwar vor den Augen der Gästinnen und Gäste. Und, ganz wichtig: Anderen kredenzen sie nur, „was uns selbst umhaut“. Erlebniskulinarik eben. Gerichte, die in Erinnerung bleiben und kompromisslos in Sachen Geschmack sind. „Ich sag immer: Fiona ist die Bremse, ich bin das Gas. Deshalb ergänzen wir uns so gut.“
Kochkurse geben die beiden außerdem. Der Tag könnte für Emilia wohl doppelt so lang sein und sie hätte keine Langeweile. Ein gewisses Maß an Chaos ist für sie Voraussetzung, um kreativ sein zu können, während Fiona als Managerin für Struktur sorgt.
Kein Anfängerglück
Wer jetzt denkt, die beiden würden aus einer jugendlichen Laune heraus agieren und hätten Anfängerglück, liegt falsch. Denn ihr Konzept ist wohlüberlegt, auch an Erfahrung mangelt es nicht. Fiona hat Business Administration studiert, in New York gelebt und im Marketing gearbeitet. Emilia hat das Modul abgeschlossen, Unternehmensführung studiert und unter anderem bei Sternekoch Christian Petz gelernt.
„Es triggert mich, wenn man mir sagt: ‚Du musst, du musst.‘“
Das unternehmerische Mindset, die Hands-on-Mentalität hat ihr schon die selbstständige Mutter mitgegeben, und als sie 2020 während des ersten Corona-Lockdowns ein paar Monate auf einem Bauernhof in der Steiermark lebte, wo sie Lämmer auf die Welt brachte, Hasenställe ausmistete und dabei ziemlich glücklich war, wurde ihr klar: „Ich brauche eine Arbeit, bei der ich selbst entscheiden kann. Es triggert mich, wenn man mir sagt: ‚Du musst, du musst.‘“
Meal Prep, Take-away und Burger-Pop-up
Nach der Zeit auf dem Bauernhof zog Emilia in ein Studentenwohnheim in Wien. Dort hatte sie schon bald die Idee eines Meal Preps und Take-aways für Studierende und Menschen im Homeoffice. Ihre Kreationen fanden schnell eine Fanbase, und als es die Menschen nach dem Lockdown wieder rauszog, machte sie drei Monate lang ein Burger-Pop-up im Prater. „Dabei wurde mir klar: Wenn du zu groß wirst, verlierst du das, was du am meisten liebst: den Kundenkontakt.“ Bei Rosa & Marie ist der Austausch mit den Kundinnen und Kunden daher zentral.
Multiplikatorinnen des guten Geschmacks
Der Autor und renommierte Unternehmensberater Simon Sinek sagt: „Die Leute kaufen nicht, was du tust. Sie kaufen, warum du es tust.“ Das sehen Rosa & Marie ebenso. Motivation, also das Warum, ist ausschlaggebend für den Erfolg eines Unternehmens – sowie die Werte, die einen dabei leiten.
„Nichts ist selbstverständlich auf der Welt. Man muss das Essen jeden Tag wertschätzen, und deshalb sind wir auch streng mit unseren Kundinnen und Kunden. Wir schauen genau, wer unser Angebot in Anspruch nimmt. Denn ist es nicht egal, ob das Hendl aus Österreich kommt oder nicht.“
Mitnehmen erwünscht
Emilia und Fiona wollen Bewusstsein herstellen für den Wert von Lebensmitteln, ihre Herkunft und die Potenziale, die in der Verarbeitung liegen. Sie wollen nicht nur kulinarische Erinnerungen schaffen, sondern auch zum Nachdenken anregen und zu Kreativität, Impulse setzen, die eigenen Werte auf die Kundschaft übergehen lassen.
„Wenn du nicht auf den Tisch haust, wirst du über den Tisch gezogen.“
„Wir wollen nicht nur unseren Job gut machen, sondern dass die Leute etwas mitnehmen.“ Das ist ihr Warum. Angefeuert wird es von dem Wunsch, sich weiterzuentwickeln: „Das Schöne am Kochen ist, dass du nie aufhörst, noch besser zu werden.“ Und en passant passiert auch noch Persönlichkeitsentwicklung. „Wir sind zwei Frauen, wir sind sehr jung und wenn du nicht auf den Tisch haust, wirst du über den Tisch gezogen. Du musst lernen, immer bei dir selbst zu bleiben, egal wer vor dir steht.“
Auch diese Attitude ballert – und zwar im besten Sinn.