„Love it or hate it“ lautete einst der Werbeslogan für einen (fast ausschließlich) in Großbritannien beliebten Brotaufstrich. Der Satz wäre aber auch zutreffend für den Kümmel, der auf der Liste der beliebtesten Gewürze nicht unbedingt ganz oben steht.

Mit seinem süßlichen Duft und dem herb-bitteren Geschmack spaltet das aus den getrockneten Früchten der Kümmelpflanze gewonnene Würzmittel die Geister – und das nicht erst seit einigen Jahrhunderten. Mit rund 5.000 Jahre zurückreichenden Ausgrabungsfunden gilt der Echte Kümmel, wie die Art offiziell heißt, als das älteste vom Menschen genutzte Gewürz.
Von Anbau, Blüte und Trocknung
Kümmel, der wie Anis und Fenchel zur Familie der Doldenblütler gehört, wird heute hauptsächlich in den Niederlanden und Ägypten, aber auch in Österreich und einigen Ländern Osteuropas angebaut. In Vorderasien und in den mediterranen Regionen Europas lässt sich an den Wegesrändern aber auch wild wachsender Kümmel entdecken. Zwischen Mai und Juli ist das merklich erleichtert, da erreichen die Kümmelpflanzen nämlich ihre Blütephase, bevor sie im August ihre Früchte ausbilden. Nach der Ernte und Trocknung ergibt sich schließlich das sichelförmig gebogene Gewürz, das wir meinen, wenn wir von Kümmel sprechen.
Zeitloser Helfer
Und das tun wir oft. Im Gegensatz zu manch anderer (vermeintlichen) Würz- und Heilpflanze hat es der Kümmel geschafft, seit jeher fester Bestandteil der Alltagskultur zu sein und es auch zu bleiben. Ob als Gewürz, Tee oder Öl: Er ist in aller Munde – und das ganz ohne Trends und Hypes. Kein Wunder, wenn man einmal einen Blick auf die Inhaltsstoffe des Kümmels wirft.
Ballaststoffe, Flavonoide, Mineralstoffe und eine Menge ätherischer Öle. Vor allem letztere machen den Kümmel zu einem der beliebtesten Hausmittel gegen eine Vielzahl von Beschwerden.
Verwechslungsgefahr!
Auch wenn sie ähnlich heißen, haben Kreuz- und Schwarzkümmel nur wenig mit unserem Echten Kümmel zu tun. Zwar stammen beide aus derselben Pflanzenfamilie, hinsichtlich Vorkommen, Anbau und Geschmack unterscheiden sie sich jedoch frappant. Schwarzkümmel entstammt der Familie der Hahnenfußgewächse und sieht mit seiner schwarzen, tropfenartigen Form dem Echten Kümmel nicht sehr ähnlich. Kreuzkümmel hingegen verfügt über einen weit intensiveren Eigengeschmack als der normale Kümmel und wird aufgrund der deftig-intensiven Würze vorderhand in der orientalischen Küche und in jener des Nahen Ostens verwendet.
Schmackhaft und gesund
Dass Kümmel Sauerkraut, Schweinsbraten, Brot oder Krautfleckerln das gewisse aromatische Etwas verleiht, ist kein Geheimnis. Dass er aber ursprünglich weniger als Gewürz, sondern vielmehr als verdauungsfördernde Arznei beigemischt wurde, ist längst nicht allen bekannt – obwohl wir noch heute davon profitieren.
Dank seiner vielen ätherischen Öle und seines hohen Ballaststoffgehalts ist das halbmondförmige Gewürz ein wahrer Tausendsassa in Sachen Darmgesundheit. Kümmel regt die Durchblutung der Darmschleimhaut an. Dadurch entspannt sich die Muskulatur, was Blähgefühl und Krämpfe lindert. Außerdem wirkt Kümmel bis zu einem gewissen Grad antibiotisch, tötet also bestimmte unerwünschte Bakterien und Pilze im Darm ab.
Kümmelöl als Wärmepflaster
Äußerlich angewendet ist Kümmelöl ein veritabler Ersatz für teure Wärmecremes. Bei Muskel- und Gelenkschmerzen, Verspannungen oder Menstruationsbeschwerden wirkt eine Massage mit dem natürlich wärmenden Öl wahre Wunder. Aufgrund seiner Verträglichkeit und nachgewiesenen Wirksamkeit wird diese Therapieform sogar schon bei Säuglingen eingesetzt, hauptsächlich bei Koliken und Verdauungsbeschwerden.
Das Beste: Kümmelöl lässt sich ganz einfach zu Hause herstellen. Einfach zwei leicht zerstoßene Teelöffel Kümmel mit 200 ml reinem pflegendem Öl, wie Olivenöl oder Arganöl, mischen, in eine Flasche füllen und das Öl für knapp zwei Wochen an einem dunklen Ort ziehen lassen. Dabei die Flasche mindestens einmal täglich auf den Kopf und wieder zurückdrehen, damit sich alles gut vermischt.