Es ist ein Hügel des Superlativs, der da westlich von Langenlois aus der Gegend wächst, auch wenn er gar nicht so aussehen mag und auch ganz durchschnittlich heißt – aber es stimmt: Mittelberg ist tatsächlich die höchstgelegene Weinbaugemeinde im Kamptal, stattliche 420 Höhenmeter, terrassierte Kellergasse, Weingärten in urwüchsiger Pracht, Blick ins weite Land, also wenn das kein Bilderbuch-Weinberg ist.
Markus und Gabi Gruber betreiben hier, in einer 200-Seelen-Ortschaft westlich von Langenlois, ihr kleines, aufstrebendes Bio-Weingut. Es trägt den Namen Gruber43, das hat ganz pragmatische Gründe: In Mittelberg heißen ungefähr 40 Menschen Gruber – „und bei uns in der Gasse gibt es nacheinander drei Weingüter, die alle Gruber heißen. Da besteht schon eine gewisse Verwechslungsgefahr.“ Die Zahl im Namen stammt von der Hausnummer, und ein Besuch an der korrekten Adresse sei hiermit dringend empfohlen, nicht nur des guten Weines und der Gästezimmer wegen, sondern weil man bei Markus und Gabi Gruber auf eine sehr angenehme Weise erleben kann, wie nachhaltige, bewusste Landwirt- und Gastfreundschaft heute aussehen kann.
Eigentlich wollte Markus nach der Weinbauschule erst einmal nach Frankreich gehen, um dort Erfahrungen zu sammeln. Dann aber stieg er früher als geplant in den elterlichen Betrieb ein, weil der Vater sich aus gesundheitlichen Gründen zurücknehmen musste. Mitte der 1990er-Jahre war das weinmäßig eine ganz andere Ära. Aber: „Ich habe nicht damit gehadert, weil ich auf diese Weise unbeeinflusst viele Erfahrungen selbst machen konnte.“
Es waren wohl auch ein paar Irrwege oder Fehler dabei, aber am Ende trugen diese Lehrjahre ganz besondere Früchte, die natürlich von der besonderen Lage hier in der Kamptaler Höhe profitieren, aber vor allem auch vom Handwerk der Winzer:innen: Markus und Gabi Gruber bauen ihre Weine – die auf biologisch bewirtschafteten Rieden wachsen – tendenziell ohne große Intervention möglichst naturnah aus, was aber in ihrem Fall eine erstaunliche Bandbreite ermöglicht zwischen klassischem Geschmacksbild und stoffiger Würze. Markus pflegt die Vielfalt nicht nur im Weingarten, sondern auch im Keller, wo ein Pinot-Blanc-Sekt (Brut Nature) genauso seinen Platz hat wie ein klassischer Kamptal DAC oder der hochkomplexe, maischevergorene Grüne Veltliner namens „The Essential“.
„Ich hab mich mit den chemischen Mitteln nie wohlgefühlt.“
Zu Beginn von Markus‘ Winzerlaufbahn, tief in den 1990er-Jahren, war Bio-Weinbau noch eine Sache für Freaks, auf der Schule war damals jedenfalls keine Rede davon, „aber ich hab mir mit dem systemischen Pflanzenschutz immer schon schwergetan und mich mit den chemischen Mitteln nie wohlgefühlt.“ Die heutige Bio-Landwirtschaft war aber schon vorgezeichnet, durchaus auch von der Elterngeneration: „Als wir 2014 auf Bio umgestellt haben, war das ein wichtiger Schritt und gleichzeitig ein sanfter Übergang. Die Eltern haben ja schon früher eine Biodiversität im Weingarten zugelassen, mit Begrünung gearbeitet und uns gesunde Böden ohne Herbizid-Altlasten übergeben.“
Die Höhenlage in Mittelberg ist dabei sicher auch ein Vorteil: „Vor 30 Jahren haben sie uns hier heroben noch belächelt, weil die Weine wirklich oft nur knapp in die Reife gekommen sind. Inzwischen haben wir mit den steigenden Temperaturen da einen echten Standortvorteil.“ Überhaupt erscheint dieses kleine, feine Mittelberg als aufstrebender Weinort, in dem eine engagierte junge Generation am Werk ist, die auch den Zusammenhalt pflegt, und wo man weiß, dass sich niemand groß neu erfinden muss, wenn das Alte auch schon in Ordnung war.
„Vor 30 Jahren haben sie uns hier heroben noch belächelt, (…) inzwischen haben wir mit den steigenden Temperaturen da einen echten Standortvorteil.“
Zum Beispiel das traditionelle Flaschenrecycling: Die Grubers nehmen leere Weinflaschen selbstverständlich wieder zurück, waschen und verwenden sie wieder. „Das haben wir eigentlich immer schon so gemacht“, erinnert sich Markus. Und es war gut so.