Biohof Petschko-Eibel

Familie Petschko-Eibel setzt auf Erdbeeren in Stadtnähe und Soja mit großem Zukunftspotenzial.
Josef Petschko am Feld © Petschko-Eibel

Josef und die Zauberbohne

von Anna Gugerell

„Das wird nicht funktionieren!“ hörten Josef und Petra Petschko nicht nur einmal, als sie 2019  den landwirtschaftlichen Betrieb des verstorbenen Schwagers übernahmen und zur Gänze auf biologische Bewirtschaftung umstellten.  „Wir wollten wieder im Einklang mit der Natur wirtschaften und Verantwortung für den Boden, die Tiere und die kommenden Generationen übernehmen“, so Josef. 

„Biologische Bewirtschaftung ist für uns eine Investition in die Zukunft – für unseren Betrieb, unsere Familie und unsere Region.“
Josef Petschko

Und ob das funktioniert hat. Wider allen Zweifler:innen und negativen Prognosen haben Josef und Petra ihre tiefe Überzeugung erfolgreich umgesetzt: Durch Verzicht auf chemisch synthetische Dünger und Pestizide können die natürlichen Abläufe im Boden wieder Fuß fassen. Dieser gesunde Boden ist die Grundlage für gesunde Lebensmittel, die natürlich gewachsen sind. „Biologische Bewirtschaftung ist für uns eine Investition in die Zukunft – für unseren Betrieb, unsere Familie und unsere Region“, ist sich Josef sicher.

© Petschko-Eibel
Bio-Erdbeeren vom Feld.

Erdbeeren in der Stadt

Sojabohnen © Petschko-Eibel

Die Familie bewirtschaftet im Nebenerwerb rund 60 Hektar Fläche, die rund um St. Pölten liegt. Angebaut werden die üblichen Getreidearten wie Gerste, Weizen, Hafer, Roggen und Dinkel. Die zwei Aushängeschilder sind aber Erdbeeren und Sojabohnen. Direkt an der Stadt gelegen, gibt es die Erdbeeren in der Saison frisch vom Feld. Auch das Selbstpflücken ist erlaubt und funktioniert. Ein respektvoller Umgang mit den Pflanzen und Früchten ist dabei von allen gefordert. Ein Bio-Erdbeerfeld  mitten in der Stadt, das sogar fußläufig oder mit Öffis erreichbar ist, ist nämlich doch etwas Besonderes und das Feld als „grüne Insel in St. Pölten“ wird gut angenommen. In der Erdbeersaison ist auch der direkte Kontakt mit den Kundinnen und Kunden vermehrt im Fokus. „Von den positiven Gesprächen am Feld und dem guten Feedback, schöpfen wir das ganze Jahr über Energie und Motivation“, meint Josef.

Der Großteil der Erdbeeren wird frisch verkauft, teils auch an die Gastronomie, zum Beispiel an die Seedose oder an Werner Punz vom Vinzenz Pauli in St. Pölten sowie Restaurants in Wien wie das Wildling oder The Ritz Carlton. Neben dem Verkauf direkt am Feld gibt es die Erdbeeren noch in Bioläden in Wien. Was übrig bleibt, wird zu Saft oder Frizzante. „Heuer haben wir auch zum ersten Mal vakuumiert und eingefroren“, erzählt Josef. Für die Weiterverarbeitung gibt es noch einiges an Ideen – vor allem für das zweite Standbein: Soja.

Der Kontakt zu den Konsument:innen und zur Gastronomie gibt wichtige Inputs und Impulse für die Produktfindung.
Josef Petschko
© Petschko-Eibel
Qualitätskontrolle von Anfang an gehört dazu.

Pflanzliche Proteine als Zukunftsprodukt

Der Fokus auf die Sojabohne hat sich für Josef natürlich ergeben. „Die Pflanze passt gut in unsere Fruchtfolge. Wir haben einen Wechsel zwischen Hackfrucht und den Halmfrüchten, also Getreide. Soja ist für uns eine sehr schöne Kultur, mit den tollen Rhizobien, also den Knöllchenbakterien, die aus der Luft den Stickstoff gewinnen und so eigentlich ihre eigene Düngerfabrik an Bord haben“, erklärt er. Die Eiweißfrucht ist für den Betrieb aber keinesfalls „nur“ Futtermittel, sondern wird bei Soy Austria in Uttendorf für die Lebensmittelindustrie/-handel weiterverarbeitet – und das alles bei kürzesten Transportwegen.

Aktuelle Bestseller sind die proteinreichen Soja-Chunks, die als Fleischersatz auch in der Gastronomie gut ankommen. Sowohl Erdbeeren als auch Soja-Chunks werden direkt vermarktet, letztere sind in Unverpackt-Läden, Regionalläden und auf Plattformen wie „Ja zu Nah“ oder Bersta Naturkost erhältlich. Sojaprodukte, aus österreichischer Landwirtschaft kommen ohne Gentechnik aus und haben einen hohen Bioanteil – das macht sie international gefragt. Josef war es wichtig, das aktuell so gefragte Produkt regional und bio zu erzeugen und auch regional zu verkaufen. Und das ist erst der Anfang. 

© Petschko-Eibel
Koch Werner Punz bringt neue Ideen für Gerichte mit Soja-Chunks.

Produktentwicklung als Teamwork

Von unterschiedlichen Größen und Verarbeitungsformen der Chunks bis zu weiteren Sojaprodukten wie Sojaöl – die Möglichkeiten der Produktentwicklung sind zahlreich. Dafür ist die Schnittstelle zur Gastronomie entscheidend: „Der Kontakt zu den Konsument:innen und zur Gastronomie gibt wichtige Inputs und Impulse für die Produktfindung. Ein Koch wie Werner Punz findet nochmal ganz neue Ansätze und zaubert aus einem Produkt echte Gerichte. Die Zusammenarbeit sehe ich als Chance und als Notwendigkeit.“

Schaffung und Weiterentwicklung von Vielfalt ist für die Landwirtschaft Petschko-Eibel ohnehin ein zentrales Thema. Einerseits im Produktsortiment, das stetig neu gedacht wird, aber auch in der Pflanzenvielfalt und vor allem: im Arbeitsalltag. „Ich liebe, dass meine Arbeit so abwechslungsreich ist“, meint Josef. Und Lasagne mit den eigenen Soja-Chunks mit feinem, nussigem Geschmack – die liebt er auch.

Josef Petschko

Was war denn dein allererster Job?
Das war bei der Tabakernte von meinem Onkel und meiner Tante. Da war ich als kleiner Junge dabei.
Was ist dein Lieblingsessen?
Lasagne mit unseren Bio-Soja-Chunks.
Und hast du ein Lieblingsgemüse und Lieblingsobst?
Natürlich Erdbeeren.
Was möchtest du noch lernen?
Italienisch und Schach.

ist Mitglied von Gaumen Hoch*

*Gaumen Hoch ist eine Gemeinschaft von Menschen aus der Gastronomie, der Landwirtschaft, aus dem Weinbau, der Hotellerie, dem Lebensmittel-Verkauf und der -Verarbeitung, die sich mit ihrem verantwortungsvollen Handeln für einen gastronomischen Wandel einsetzen. Mit ihrer Mitgliedschaft leisten sie einen Beitrag, um diese Veränderung zu unterstützen. Gaumen Hoch-Mitglieder bekennen sich zu unserem Wertemanifest und werden jährlich von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle geprüft.

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