Die Gassners machen keine halben Sachen: „Uns war klar: Wenn wir mit dem Weinbau anfangen, dann gehen wir nach strengsten Richtlinien vor. Was wir von Anfang an nicht produzieren wollten, sind konventionelle Weine. Wir haben uns bewusst für die Biodynamik entschieden, um wirklich nachhaltig zu wirtschaften und damit einen Beitrag zum Wohle der Erde zu leisten“, sagt Robert. Und ergänzt: „Das, was schon immer da war, freizulegen und Nicht-Sichtbares sichtbar zu machen, ist die Philosophie, die mich und meine Frau Marianne antreibt.“
Weingut Gassner goes Amerika
Der Demeter-Weinbaubetrieb liegt mitten in der Ruster Altstadt. Das Gemäuer des Weinguts und des Weinkellers steht seit dem 16. Jahrhundert und bietet nicht nur eine ausgezeichnete Reifungsumgebung und Lagermöglichkeit für den Wein, sondern auch ein besonderes Ambiente. „Wir bearbeiten eine Fläche von nur drei Hektar, davon 1,5 Hektar am Rusterberg und 1,5 Hektar am Kreidestein. Der Kreidestein liegt am Leithaberg und bietet reinen Kalkboden als Unterlage für den Cabernet Sauvignon und den Pinot Noir. Dass der Cabernet Sauvignon nach Amerika exportiert wird, freut mich ungemein.“
„Wine should not have a taste of something, but of somewhere!“
Den Boden bezeichnet Gassner als sein größtes Kapital. Diesen gilt es zu stärken, indem Humus aufgebaut und Biodiversität gefördert wird. „Nur ein gesunder Boden bringt eine gesunde, widerstandsfähige Pflanze zum Gedeihen und letztendlich eine gute Frucht und einen hervorragenden Wein hervor“, sagt Gassner.
Nach wo, nicht nach was
„Wine should not have a taste of something, but of somewhere!“, sagt Robert. Wein solle demnach nicht nach „irgendwas, sondern nach irgendwo schmecken“. „Mit einer künstlichen Hefe kann man zwar immer einen Grünen Veltliner herstellen, aber die wahre Kunst ist es, ohne auszukommen. Der Wein muss die Handschrift der Winzerin oder des Winzers haben und die Identität des Ortes widerspiegeln.“
„Der Wein soll dort entstehen, wo die Rebe heranwächst und die Früchte geerntet werden.“
Die nötige Zeit, nach einem Ort schmecken zu können, gewährt der Teilzeit-Winzer seinen Weinen durch einen langen Reifeprozess: „Die Rotweine kommen immer erst ab dem dritten oder vierten Jahr auf den Markt. Zuerst liegen sie lange im Fass, danach mindestens ein Jahr in der Flasche. Das Abfüllen bewegt den Wein, und das schmeckt man auch.“
Übrigens: Etwa 5000 bis 6000 Flaschen werden im Jahr im Weingut Gassner produziert. Seit einigen Jahren verfolgen die Winzer den Ansatz: „Der Wein soll dort entstehen, wo die Rebe heranwächst und die Früchte geerntet werden. Wir haben in einem Weinberg Amphoren vergraben und mit den Trauben befüllt. Der Wein darf den Boden, wo er als Pflanze das ganze Jahr über gewachsen ist, auch in der Weinwerdung nutzen. Der Boden dient zugleich als natürliche Kühlung und ist fast das ganze Jahr über temperaturkonstant und es erfolgt ein langsamer, gleichmäßiger Gärungsprozess. So entstehen kraftvolle, erdige und herkunftsbezogene Weine.“
Der Traktor bleibt stehen
Robert Gassner legt am liebsten selbst Hand an. „Es ist ein Unterschied, ob man zu Fuß durch die Weingärten geht oder mit dem Traktor fährt. Man kommt dadurch mit den Reben und dem Boden mehr in Verbindung. Bei der Handarbeit sehen wir den Zustand der Reben, können besser spüren und im Kreislauf der Natur arbeiten.“
Der geschlossene Kreislauf vieler Maßnahmen bildet einen für das Weingut Gassner wichtigen Hoforganismus: „Der Kompost, den wir herstellen und mit den speziellen Präparaten impfen, bringt Leben und Energie auf den Boden. Ein weiterer Schritt ist die Weidebewirtschaftung mit Schafen. Diese schafft ein spezielles Mikrobiom und eine Mikroflora im Weingarten und wirkt sich positiv auf die Pflanzen aus, ebenso wie die von uns gepflanzten Olivenbäume im Weingarten. Nur so können energetisch hochwertige und gesunde Produkte entstehen.“ Und letztendlich sichtbar gemacht werden.