BioWeinGut Lehner

In der burgenländischen Biodynamie-Hochburg Gols setzen die Lehners auf ein breites Spektrum ungeschönter Weine, darunter auch die autochthone Sorte Neuburger.
BioWeinGut Lehner
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Geschmack ohne Filter

von Martha Miklin

Gut verteilt sind die zehn Hektar rund um Gols, auf denen die Lehners ihren Wein anbauen. Einige Weingärten befinden sich in der Nähe des Neusiedler Sees, andere in Hanglage, an den Ausläufern des Wagrams.

© Matthias Klugsberger
BioWeinGut Lehner

„Ein Wachauer lacht mich aus, wenn ich Hanglage sage, aber für uns sind es – im Vergleich zu den Lagen Richtung See – steile Lagen“, sagt Junior-Chef Sebastian Lehner. Dadurch ist einerseits der Anbau unterschiedlicher Sorten möglich: Veltliner, Welschriesling, Chardonnay, Weißburgunder, Muskateller und die autochthone, also heimische Sorte Neuburger auf der weißen Seite, St. Laurent, Zweigelt und Blaufränkischer auf der roten Seite. Und andererseits hält sich das Risiko von Schäden durch Unwetter in Grenzen. „Hagel verläuft streifenweise“, weiß Sebastian.

Bei den Lehners steht der Generationswechsel an. Sebastians Vater Erwin ist bereits in Pension, hilft aber noch immer mit, seine Mutter Sigrid ist kurz davor. Die Eltern haben den Betrieb von Erwins Eltern übernommen, damals gab es Viehzucht und Ackerbau. Heute weidet kein Vieh mehr auf den Flächen und die Ackerflächen sind verpachtet. Geblieben ist der Weinbau.

Im pannonischen Klima mit den kalten Wintern, heißen Sommern und der – dank Neusiedler See – hohen Luftfeuchtigkeit wurzeln Reben gerne in die Böden hinein. Seit 2015 gibt es das Bio-Zertifikat, seit 2019 wird biodynamisch zertifiziert bewirtschaftet. Die Obstbäume, Sträucher und Gemüsepflanzen, die zwischen den Gärten angepflanzt sind, beleben die Erde und machen sie für die Weinpflanzen zu einem noch attraktiveren Wohnort. In der Biodynamie greift alles ineinander.  

Ungeschönte Naturschönheiten

Gols ist Vorzeigeschüler in Sachen Biodynamie. Die Lehners sind in guter Gesellschaft. „Wir haben zehn biodynamische Betriebe im Ort“, sagt Sebastian, der außerdem noch auf dem biodynamischen Weingut von Judith Beck arbeitet. Und Teil einer sogenannten Präparategruppe ist, in der unterschiedliche Demeter-Betriebe gemeinsame Sache machen, wenn es um die Bodenbelebung mit natürlichen Hilfsmitteln geht.

© Weingut Lehner
BioWeinGut Lehner
Ein traumhafter Blick von den Weingärten der Familie Lehner.

„Das ist schon cool, da lernt man viel dazu.“ Und man kann sich ausprobieren. Zum Beispiel eine Spontangärung mit wilden Hefen (statt Reinzuchthefen) vornehmen, die dem Wein interessante geschmackliche Nuancen verleihen, ihm Charakter geben. „Wir füllen tendenziell auch eher später ab, damit die Weine Zeit haben, im Keller zu reifen“, sagt er. Das mache sie ausgewogener. Unfiltriert sind sie obendrein. „Wenn wir Schwefel dazugeben, dann nur eine minimale Menge bei der Füllung. Oft ist gar kein Schwefel enthalten.“

Im Sommer fährt Sebastian ganz früh raus zu den Reben, wenn die Temperatur noch erträglich ist. „Die Hitzephasen werden länger und intensiver. Vor allem die jüngeren Rebstöcke plagen sich mit der Hitze und Trockenheit“, sagt er. Der Blaufränkische komme mit den klimatischen Veränderungen besser zurecht als der blaue Zweigelt. Der Winter ist dem Winzer sympathischer. „Die schönste Arbeit für mich ist der Rebschnitt im Winter, mit dem man die Grundlage fürs neue Jahr legt. Das ist richtig meditativ.“ Ein wichtiger Schritt für die Weinwerdung. Danach wird kaum noch eingegriffen, nur begleitet.

© Matthias Klugsberger
BioWeinGut Lehner
Damit die Weine ausgewogener sind, gibt die Familie Lehner ihnen mehr Zeit im Keller zu reifen und füllt sie tendenziell eher später ab.

Derzeit bekommt man die Weine der Lehners direkt ab Hof. Im Sortiment gibt es auch Orange-Weine, also Weißweine, die wie rote verarbeitet werden. Mit poetischen Namen wie „Luft & Leben“ oder „Wesen & Substanz“. Und Traubensäfte, Liköre, Brände, Verjus sowie Essig. Eine Zusammenarbeit mit Händlern und der Gastronomie ist geplant, die Wiedereröffnung des Heurigen ebenso. Um Letzteres kümmert sich Sebastians Schwester Victoria. Die Geschwister sind voller Tatendrang. Aber sie wollen mitnichten alles anders machen. „Von den Eltern haben wir die Freude am Tun mitbekommen. Und dafür sind wir ihnen sehr dankbar.“

BioWeinGut Lehner

Sebastian Lehner

Was ist deine Lieblingstraube im Anbau und warum?
Welschriesling und Blaufränkisch, weil es pflegeleichte Rebsorten sind, die auch spannend in der Aromatik und im Geschmack sind.
Das schönste Lob, das du bekommen hast?
Es freut mich immer, wenn Leute kommen und sagen, dass ihnen das taugt, was wir machen und wie wir es machen.
Wenn du nicht Winzer wärst, was würdest du machen?
Büromensch bin ich keiner, also etwas Handwerkliches, vielleicht mit Holz.  
Wofür bist du dankbar?
Dass ich von meinen Eltern die Möglichkeit bekommen habe, die familieneigenen Weingärten zu bewirtschaften und eigenen Wein zu machen.
Ein Tipp für die perfekte Wein- und Speisenkombination?
Schnitzel und Neuburger.

BioWeinGut Lehner ist Mitglied von Gaumen Hoch*

*Gaumen Hoch ist eine Gemeinschaft von Menschen aus der Gastronomie und Landwirtschaft, die sich mit ihrem verantwortungsvollen Handeln für einen gastronomischen Wandel einsetzen. Mit ihrer Mitgliedschaft leisten sie einen Beitrag, um diese Veränderung zu unterstützen. Gaumen Hoch-Mitglieder bekennen sich zu unserem Wertemanifest und werden jährlich von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle geprüft.

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