Gut verteilt sind die zehn Hektar rund um Gols, auf denen die Lehners ihren Wein anbauen. Einige Weingärten befinden sich in der Nähe des Neusiedler Sees, andere in Hanglage, an den Ausläufern des Wagrams.

„Ein Wachauer lacht mich aus, wenn ich Hanglage sage, aber für uns sind es – im Vergleich zu den Lagen Richtung See – steile Lagen“, sagt Junior-Chef Sebastian Lehner. Dadurch ist einerseits der Anbau unterschiedlicher Sorten möglich: Veltliner, Welschriesling, Chardonnay, Weißburgunder, Muskateller und die autochthone, also heimische Sorte Neuburger auf der weißen Seite, St. Laurent, Zweigelt und Blaufränkischer auf der roten Seite. Und andererseits hält sich das Risiko von Schäden durch Unwetter in Grenzen. „Hagel verläuft streifenweise“, weiß Sebastian.
Bei den Lehners steht der Generationswechsel an. Sebastians Vater Erwin ist bereits in Pension, hilft aber noch immer mit, seine Mutter Sigrid ist kurz davor. Die Eltern haben den Betrieb von Erwins Eltern übernommen, damals gab es Viehzucht und Ackerbau. Heute weidet kein Vieh mehr auf den Flächen und die Ackerflächen sind verpachtet. Geblieben ist der Weinbau.
Im pannonischen Klima mit den kalten Wintern, heißen Sommern und der – dank Neusiedler See – hohen Luftfeuchtigkeit wurzeln Reben gerne in die Böden hinein. Seit 2015 gibt es das Bio-Zertifikat, seit 2019 wird biodynamisch zertifiziert bewirtschaftet. Die Obstbäume, Sträucher und Gemüsepflanzen, die zwischen den Gärten angepflanzt sind, beleben die Erde und machen sie für die Weinpflanzen zu einem noch attraktiveren Wohnort. In der Biodynamie greift alles ineinander.
Ungeschönte Naturschönheiten
Gols ist Vorzeigeschüler in Sachen Biodynamie. Die Lehners sind in guter Gesellschaft. „Wir haben zehn biodynamische Betriebe im Ort“, sagt Sebastian, der außerdem noch auf dem biodynamischen Weingut von Judith Beck arbeitet. Und Teil einer sogenannten Präparategruppe ist, in der unterschiedliche Demeter-Betriebe gemeinsame Sache machen, wenn es um die Bodenbelebung mit natürlichen Hilfsmitteln geht.
„Das ist schon cool, da lernt man viel dazu.“ Und man kann sich ausprobieren. Zum Beispiel eine Spontangärung mit wilden Hefen (statt Reinzuchthefen) vornehmen, die dem Wein interessante geschmackliche Nuancen verleihen, ihm Charakter geben. „Wir füllen tendenziell auch eher später ab, damit die Weine Zeit haben, im Keller zu reifen“, sagt er. Das mache sie ausgewogener. Unfiltriert sind sie obendrein. „Wenn wir Schwefel dazugeben, dann nur eine minimale Menge bei der Füllung. Oft ist gar kein Schwefel enthalten.“
Im Sommer fährt Sebastian ganz früh raus zu den Reben, wenn die Temperatur noch erträglich ist. „Die Hitzephasen werden länger und intensiver. Vor allem die jüngeren Rebstöcke plagen sich mit der Hitze und Trockenheit“, sagt er. Der Blaufränkische komme mit den klimatischen Veränderungen besser zurecht als der blaue Zweigelt. Der Winter ist dem Winzer sympathischer. „Die schönste Arbeit für mich ist der Rebschnitt im Winter, mit dem man die Grundlage fürs neue Jahr legt. Das ist richtig meditativ.“ Ein wichtiger Schritt für die Weinwerdung. Danach wird kaum noch eingegriffen, nur begleitet.
Derzeit bekommt man die Weine der Lehners direkt ab Hof. Im Sortiment gibt es auch Orange-Weine, also Weißweine, die wie rote verarbeitet werden. Mit poetischen Namen wie „Luft & Leben“ oder „Wesen & Substanz“. Und Traubensäfte, Liköre, Brände, Verjus sowie Essig. Eine Zusammenarbeit mit Händlern und der Gastronomie ist geplant, die Wiedereröffnung des Heurigen ebenso. Um Letzteres kümmert sich Sebastians Schwester Victoria. Die Geschwister sind voller Tatendrang. Aber sie wollen mitnichten alles anders machen. „Von den Eltern haben wir die Freude am Tun mitbekommen. Und dafür sind wir ihnen sehr dankbar.“