Search
Close this search box.

Weingut Schödl Family

Die drei Schödl-Geschwister aus dem östlichen Weinviertel wirbeln die Branche auf – mit spannenden Naturweinen und feinen Sparklings.
© Mike Rabensteiner

Ein Faible für Sparklings

von Martha Miklin

Viktoria Schödl ist gerade in Seoul, als unser Interview stattfindet. Dieses Mal übernimmt sie die Kund:innenbesuche in Asien, „ein spannender Markt für unsere Stilistik“, wie sie sagt. Nächster Halt: Japan, davor waren sie in Taipei.

© Mike Rabensteiner

2019 brachten sie und ihre Brüder Mathias und Leonhard den ersten Jahrgang ihrer Bio-Weine heraus. Ihre mittlerweile 18 Hektar Weingärten bewirtschaften sie seit 2020 biodynamisch, also ohne Chemie und minimalinvasiv. Bis die Böden umgestellt sind und sie den Biodynamie-Stempel bekommen, dauert es zwei Jahre. Beim Verein „respekt-BIODYN“ sind sie jedenfalls schon dabei. „Dass wir uns als sehr junges Weingut mit den Winzerikoninnen und – ikonen austauschen können, zu denen wir immer aufgeschaut haben, ist schon eine Ehre“ sagt Viktoria. „Jedes Treffen inspiriert zu neuen Ideen. Außerdem ist es motivierend, gemeinsam an positiven Veränderungen in der Landwirtschaft zu arbeiten.“

„Das Weinviertel war damals für uns ziemlich langweilig, wir wollten alle raus.“
Viktoria Schödl

Es hätte auch anders kommen können. Als Viktoria und ihre Brüder noch in die Schule gingen, wollten sie eigentlich nur eins: raus aus der Provinz und hinein in die Welt. „Das Weinviertel war damals für uns ziemlich langweilig, wir wollten alle raus. Ich wollte in die verrückten Großstädte dieser Welt“, sagt sie. Ein paar Wanderjahre folgten, Viktoria studierte Kunst- und Kulturmanagement und arbeitete in New York und London, ihre Brüder in Südafrika und Kalifornien.

Aber letztlich zog es sie wieder zurück nach Loidesthal, wo auch ihre Eltern leben, die den Weinbau eigentlich nur hobbymäßig auf drei Hektar betrieben hatten. Aber keineswegs unkundig: Ihr Vater unterrichtet an der Weinbauschule Klosterneuburg und an der BOKU Wien die Önologie, also die Lehre und Wissenschaft vom Wein.

„Die Champagne ist groß geworden, warum nicht auch das Weinviertel?“
Viktoria Schödl

Mit Wein meinen die Schödls auch immer Schaumwein. „Früher waren wir oft in der Champagne. Unser Vater hat dort auf den Feldern bei den Traktoren angeklopft und die Winzer:innen gefragt, ob sie uns in den Keller mitnehmen“, sagt Viktoria. Zum Verkosten und Beobachten braucht man keine Französischkenntnisse, und Wörter wie Tirage und Dosage verstanden sie auch so.

Es folgten die ersten Bubbles-Experimente im Weinviertel, aus Pinot-Noir-Trauben kreierte der Vater einen „Blanc de Noir“, seitdem werden auch Weißburgunder und Chardonnay zu Sekt gekeltert. Ihre Schaumweine reifen lange in Holzfässern heran und kommen ganz ohne Schwefel aus, dadurch werden sie schön cremig und aromatisch. „Wir haben in unserer Region sehr gute Konditionen für Schaumwein, das wollen wir immer mehr auskosten. Die Champagne ist groß geworden, warum nicht auch das Weinviertel?“

© Mike Rabensteiner

Auf der Suche nach Leichtigkeit

Bio-Winzersekte und PetNats – was übrigens für „Pétillant Naturel“ steht, also natürlich perlend – sind zwar Nischenprodukte, aber auch sehr en vogue. Vor allem bei den LOHAS, die Viktoria und ihre Brüder mit ihren Tropfen erreichen wollen – Menschen mit einem „Lifestyle of Health and Sustainability“. „Sekt ist energetisch“, sagt Viktoria. „Da steckt Leichtigkeit drinnen.“ Ein Gefühl, nach dem sich in Zeiten wie diesen viele sehnen.

„Ich hoffe, dass der Trend, sich gesund und gut zu ernähren, anhält und der biodynamische Weinanbau dadurch einen größeren Marktanteil gewinnt.“
Viktoria Schödl

Ist von Zeiten wie dieser die Rede, ist der Klimawandel mitgemeint. „Im Weinviertel wird uns immer weniger Wasser vorhergesagt, und die Extreme in den Wetterbedingungen machen es uns immer schwieriger.“ Schnelle Reaktionen sind entscheidend für die biodynamische Anbauweise. Damit einher geht das Thema Arbeitskräfte: Zum richtigen Zeitpunkt genügend Hände zu haben, die ordentlich mitanpacken, ist eine Herausforderung, die nicht nur das Weingut Schödl betrifft.

© Mike Rabensteiner

Apropos Klimawandel: Fernreisen wie die aktuelle Asientour sind vielmehr Ausnahmen als die Regel, aber Marketing ist Part of the Game. In Sachen Packaging und Naming – die Weine nennen sich Safari White, Rosé Supernova oder Bloody Muscat – treffen die Geschwister jedenfalls schon den Nerv der Gegenwart. „Ich hoffe, dass der Trend, sich gesund und gut zu ernähren, anhält und der biodynamische Weinanbau dadurch einen größeren Marktanteil gewinnt“, sagt Viktoria.

Dazu gehört für sie und ihre Brüder, ein Bewusstsein herzustellen für die Art und Weise, wie die Weine entstehen; deshalb gehen sie auch auf Verkaufsmeetings, machen regelmäßig Verkostungen und erzählen gerne ihre Geschichte, die sich auch in Zukunft auf etwa 18 Hektar abspielen wird: „Wir wollen nach wie vor jedem Fleckchen Erde, das wir bewirtschaften, Aufmerksamkeit schenken“, sagt Viktoria. „Also klein bleiben, aber mehr Gewicht bekommen.“

Viktoria Schödl

Welche ist deine Lieblingstraube im Anbau und warum?
Pinot Noir, weil sie für mich sowohl Leichtigkeit als auch Struktur und Tiefe hat.
Welcher Wein geht für dich immer?
Sparkling, am besten Méthode Traditionelle– egal aus welchem Gebiet. Handwerklich produziert und zero dosage!
Wärst du nicht Winzerin geworden – welchen Beruf würdest du jetzt ausüben?
Ich habe Kunst- und Kulturmanagement studiert und die Liebe dazu ist mir privat auch geblieben. Also wäre ich vermutlich in der Kunst- und Kulturbranche tätig.
Ein Geschmack deiner Kindheit?
Ribiseln aus dem Garten. Diese erfrischende Säure vergisst man nicht!
Das beste Gericht bei einem Hangover?
Ramen, also eine fette Nudelsuppe.
Weingut Schödl Family

Weingut Schödl Family ist Mitglied von Gaumen Hoch*

*Gaumen Hoch ist eine Gemeinschaft von Menschen aus der Gastronomie und Landwirtschaft, die sich mit ihrem verantwortungsvollen Handeln für einen gastronomischen Wandel einsetzen. Mit ihrer Mitgliedschaft leisten sie einen Beitrag, um diese Veränderung zu unterstützen. Gaumen Hoch-Mitglieder bekennen sich zu unserem Wertemanifest und werden jährlich von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle geprüft.

Neu bei Gaumen Hoch

Unsere Bewegung wächst: Um Menschen, die Lebensmittel verantwortungsbewusst herstellen oder verarbeiten. Und uns inspirieren, uns gesünder zu ernähren.