„Uns ist es darum gegangen, ein Bewusstsein zu schaffen“, erklärt Isolde Bornemann. Sie sitzt mit ihrem Mann Dieter vor einem Plenum im gut gefüllten Veranstaltungssaal des Presseclub Concordia in Wien. Anlass ist die Präsentation eines Buchprojekts, das das Ehepaar gemeinsam umgesetzt hat. ORF-Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher führt durch die Präsentation – es geht viel um Bilder, die sich einprägen. Im Schnitt wirft beispielsweise jede:r Österreicher:in eine Scheibe Brot pro Tag in den Müll. 75 Kilogramm Lebensmittel pro Person sind es in einem Jahr – und da wird es schon wieder abstrakt. Aber genau hier setzt das Buch „Aufgegessen!“ an. Abstrakte, schwer vorstellbare Größen sollen hier sichtbar gemacht werden. Das Raunen im Saal während eines ersten kurzen Einspielers auf der Leinwand lässt vermuten: Das Vorhaben ist gelungen.
Fotos, die Eindruck machen
Das Buch verknüpft eindrucksvolle Fotografie mit fundierter Information und praktischen Tipps. Während Dieter Bornemann in 110 Fotografien die Realität der Verschwendung in heimischen Haushalten dokumentiert, liefert Food-Bloggerin Isolde Bornemann Hintergrundwissen, Analysen und Rezepte zur kreativen Resteverwertung.
Ein zentrales Element ist ein vierwöchiges Experiment, bei dem elf unterschiedliche Haushalte in Österreich ihr Wegwerfverhalten dokumentierten. Trotz oft gegenteiliger Selbsteinschätzungen („Wir werfen nichts weg!“), zeigte sich am Ende doch: Auch bei den achtsamsten Familien sammelte sich ein beträchtlicher Berg an noch genießbaren Lebensmitteln – vor allem Obst, Gemüse, Brot und Milchprodukte.
Lebensmittelverschwendung in Zahlen
Laut aktuellen Zahlen der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) wirft jede:r Österreicher:in jährlich im Schnitt 75 Kilogramm Lebensmittel zu Hause weg. Auf ganz Österreich hochgerechnet ergibt das ein erschreckendes Bild: Allein private Haushalte verursachen rund 685.000 Tonnen vermeidbarer Lebensmittelabfälle pro Jahr. Damit sind sie für den Großteil der insgesamt etwa 1,2 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle jährlich verantwortlich.
Auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Landwirtschaft bis zur Gastronomie – entstehen enorme Verluste:
- 167.000 Tonnen in der Landwirtschaft,
- 121.800 Tonnen in der Produktion,
- 97.400 Tonnen im Einzelhandel und Großhandel,
- 175.000 Tonnen in der Außer-Haus-Verpflegung.
Dabei wären viele dieser Abfälle vermeidbar – sei es durch bessere Planung, richtige Lagerung oder den bewussteren Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum.
Aufgegessen! Lösungen, die wirken
„Aufgegessen!“ bietet mehr als nur eine Analyse des Problems – das Buch gibt konkrete Handlungsvorschläge, von Rezepten für Reste wie Kipferlschmarrn oder Gemüsesuppe bis zu Checklisten für den Alltag. Ein QR-Code im Buch führt zur digitalen Begleitliste, mit der man sein eigenes Wegwerfverhalten überprüfen kann.
Ausstellung und Präsentation
Die Fotografien aus dem Buch sind vom 13. Juni bis 12. Oktober 2025 beim Festival La Gacilly-Baden Photo zu sehen. Die offizielle Buchpräsentation findet am 29. August 2025 in der Thalia Wien-Mitte statt.
Aufgegessen!
von Isolde und Dieter Bornemann ist ein eindrucksvolles Buch über Lebensmittelverschwendung in Österreich. Mit starken Fotos, fundierten Fakten und persönlichen Geschichten macht es sichtbar, wie viel Essen wir wegwerfen – und zeigt zugleich, wie wir mit einfachen Lösungen und kreativen Rezepten nachhaltiger leben können.
Erschienen im Verlag Edition Lammhuber.
ISBN 978-3-903462-14-4, Format: 29,7 x 21,0 cm, 144 Seiten, € 39,90 Hardcover
