Am Kräuterhof von Sabine und Christian Rossnagl gibt’s eigentlich nur zwei Regeln: Erstens: Alles passiert im Einklang mit der Natur. Zweitens: ganz oder gar nicht. „Wir wollen die Sachen hundertprozentig machen“, erzählt Sabine, und genau deshalb haben sie 2005 auf Demeter umgestellt. „Es spricht nichts gegen bio, aber bei Demeter gibt es eben keine Kompromisse. Entweder du machst es und stehst voll dahinter. Oder du machst es nicht. Es gibt keinen Ausnahmekatalog“, so die Quereinsteigerin. Gemeinsam mit ihrem Mann Christian, der Landwirt und Betriebsführer ist, betreibt sie den Hof seit 2003, übernommen von den Schwiegereltern.
„Wir sind täglich draußen und müssen dem Rhythmus der Natur und der Jahreszeiten folgen.“
Das Arbeiten mit der Natur ist dabei zugleich das Schönste und auch das Herausforderndste. „Wir sind täglich draußen und müssen dem Rhythmus der Natur und der Jahreszeiten folgen“, sagt Christian Rossnagl. Achtsames und rücksichtsvolles Arbeiten ist dabei oberste Prämisse. Die Kreislaufwirtschaft, die für Sabine und Christian im Zentrum steht, verbindet Natur, Mensch und Tier – früher mit Mutterkuhhaltung, heute mit Pferden. Zusätzlich hilft ein benachbarter Waldviertler Bio-Fleischproduzent mit Mist aus, um wirklich alle Flächen abdecken zu können.
Gesunde Ernährung als Zukunftsinvestition
Der Schwerpunkt der Landwirtschaft liegt auf Kräutern, Gewürzen, Hülsenfrüchten und Getreide – wobei sogar direkt am Hof gemahlen wird. Früher wurde viel Obst angebaut und zu Schnaps und Saft verarbeitet. Mit dem Kräuterfokus hat sich der Betrieb in eine neue Richtung entwickelt und ein echtes Alleinstellungsmerkmal herausgearbeitet: gekeimtes Getreide, das direkt vor Ort verarbeitet wird.
„Das war für mich ein richtiger Aha-Moment“, erzählt Sabine. „Wenn man sieht, welchen Mehrwert das Keimen bringt – wie viele zusätzliche Inhaltsstoffe wir dadurch aufnehmen können – ist das einfach toll.“
„Was wir jetzt in unsere Ernährung investieren, ist eine Vorsorge für die Zukunft.“
Gesunde Ernährung ist für die ganze Familie ein zentrales Thema, bei dem sich Sabine auch aktiv um Aufklärung und Wissensvermittlung bemüht. „Was wir jetzt in unsere Ernährung investieren, ist eine Vorsorge für die Zukunft“, ist sie überzeugt. Besonders beliebt ist das gekeimte Porridge, das nur mit heißem Wasser aufgegossen werden muss. Dabei wird versucht, das Produkt so wenig wie möglich zu verändern. „Wir arbeiten mit dem, was wir haben. Wir quetschen aktiv Flocken, das heißt, diese werden nicht thermisch behandelt. Der Vorteil ist, dass wir die Inhaltsstoffe besser halten können. Alle Öle und Fette bleiben drin. Der Nachteil ist, dass das Produkt nicht so lange haltbar ist, wie wir das von Haferflocken im Supermarkt gewöhnt sind“, erklärt Sabine Rossnagl.
„Die Menschen haben den Bezug dazu verloren, wo die Produkte herkommen und wie sie verarbeitet werden. Ich betone immer wieder, dass unser Buchweizenmehl oder unsere Flocken nicht mit konventionellen Produkten vergleichbar sind.“
Qualitätsprodukte mit Erklärung
All das Wissen über Urgetreide, Keimprozesse und die Auswirkungen auf unseren Körper ist bei weitem nicht selbstverständlich. Deshalb bemüht sich Sabine über den Blog auf der Website, Social Media und im direkten Kund:innenkontakt sehr um Aufklärung. „Die Menschen haben den Bezug dazu verloren, wo die Produkte herkommen und wie sie verarbeitet werden. Ich betone immer wieder, dass unser Buchweizenmehl oder unsere Flocken nicht mit konventionellen Produkten vergleichbar sind.“ Vor allem der Fokus auf Urgetreide und alte Sorten sorgt für besonders nährstoffreiche Produkte, auch wenn der Ertrag geringer ist. Ganz nach dem Motto: Qualität statt Masse.
Neben Getreide spezialisiert sich die Familie auch auf Kräuter, Gewürze und Gewürzmischungen, die unter anderem bei SONNENTOR erhältlich sind. Aktuell werden die Produkte vom Kräuterhof Rossnagl vorrangig im eigenen Online-Shop verkauft, außerdem über den Fachhandel und in einigen regionalen Geschäften. Sabine und Christian würden die Zusammenarbeit mit der Gastronomie und vor allem der Hotellerie gerne weiter ausbauen. „Ich könnte mir unsere Produkte gut in einem Basen-Fastenhotel vorstellen. Das Bio-Hotel Retter in der Steiermark bietet unser gekeimtes Porridge beim Frühstücksbuffet an und das ist sehr beliebt“, so Sabine.
Die Weiterentwicklung der Produkte ist ein kreativer Prozess, der bei Sabine und Christian nicht zu kurz kommt. „Dass die Menschen zu Hause ein Produkt essen, dessen Rohstoff auf unserem Feld gewachsen ist, das wir nach unserer Rezeptur verpackt haben – das ist für mich immer noch eines der schönsten Dinge und ein täglicher Ansporn“, schildert Sabine. Gerade bei der Arbeit mit Kräutern wird viel mit der Hand gemacht: Jedes Etikett wird selbst aufgeklebt, jede Mischung von Hand abgefüllt. Sabine und Christian Rossnagl würden es aber nicht anders wollen. Ganz oder gar nicht eben.