
„Wenn ich als Kind traurig war, hat meine Mutter gesagt: Geh in den Wald.“
Dieser Satz begleitet Ulli Felber bis heute. Sie ist Österreichs erste klinische Waldtherapeutin und Gründerin des Instituts für Waldbaden in Graz. Im aktuellen Gaumen Hoch-Podcast erzählt sie, wie aus einem Kindheitssatz eine Berufung wurde – und warum Waldbaden keine Esoterik ist, sondern eine wissenschaftlich fundierte Gesundheitspraxis.
Was in Japan unter dem Begriff Shinrin-yoku bekannt wurde, hat längst auch hierzulande Einzug gehalten – als wissenschaftlich belegte Methode, um Stress zu reduzieren und Körper wie Geist zu regenerieren.
„Waldbaden ist eine Gesundheitspraxis. Man geht mit der Absicht in den Wald, sich etwas Gutes zu tun, zu entspannen, das Immunsystem anzukurbeln.“
Wissenschaftlich betrachtet: Warum Waldbaden wirkt

Dass der Aufenthalt im Wald guttut, war schon immer spürbar.
Inzwischen ist er auch gut erforscht: Zahlreiche Studien aus Japan, Deutschland und der Schweiz belegen, dass sich schon nach kurzer Zeit im Wald messbare Effekte zeigen.
- Stressreduktion: Studien (z. B. Antonelli et al., 2019) zeigen, dass sich Cortisolwerte nach 15–20 Minuten Aufenthalt im Wald deutlich senken können.
- Blutdruck & Herzfrequenz: Sowohl systolischer als auch diastolischer Blutdruck lagen in Metaanalysen im Wald signifikant niedriger als in städtischen Umgebungen (Song et al., 2017).
- Immunsystem: Waldspaziergänge steigern die Aktivität natürlicher Killerzellen und erhöhen den Anteil des Immunproteins sIgA im Speichel, das Schleimhäute schützt (Chen et al., 2024).
- Psychische Gesundheit: Eine Meta-Analyse mit über 3.500 Teilnehmenden (Kondo et al., 2023) ergab deutliche Verbesserungen bei Angst, Depression und Lebensqualität.
„Bereits nach zehn Minuten im Wald kann man wirklich anhand des Cortisol-Levels messen, dass dieses deutlich sinkt. Das heißt: Wir entspannen deutlich, die Pulsrate senkt sich, der Blutdruck gleicht sich an. Das sind ganz wertvolle Dinge, die wir wirklich alle brauchen können.“
Felbers Institut arbeitet mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin, genauer mit der Hochschulambulanz für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin, zusammen. Gemeinsam mit Kolleginnen werden dort Übungskonzepte für laufende Studien zu Waldtherapie und Gesundheit entwickelt.

Der Mechanismus hinter der Wirkung
Die Wissenschaft spricht von einem „multisensorischen Effekt“: Licht, Farben, Temperatur, Geräusche, Gerüche – all diese Eindrücke stimulieren den Parasympathikus, also den Teil des Nervensystems, der für Ruhe und Regeneration zuständig ist.
Vor allem die sogenannten Terpene, ätherische Pflanzenstoffe, die Bäume über Blätter und Nadeln abgeben, gelten als wichtiger Wirkfaktor.
Felber erklärt im Podcast, dass Waldbaden „mit Achtsamkeit beginnt“: bewusst wahrnehmen, entschleunigen, die Sinne öffnen. Dieses bewusste Verweilen – nicht Leistung oder Bewegung – unterscheidet Waldbaden von einem Spaziergang. „Weniger ist mehr“, sagt sie. „Man geht langsam, schaut, riecht, hört. Das allein kann das Stresssystem herunterfahren.“
Übungen für den Alltag
Die Übungen, die Felber anleitet, sind einfach, aber wirkungsvoll:
- Schneckentempo-Spaziergang: Eine Stunde, maximal 1,5 Kilometer. „Weniger ist mehr.“
- Atemfokus: Tiefes Atmen, Hände auf die Brust, den Rhythmus spüren – das beruhigt Herz und Geist.
- Sinnes-Check: „Was höre, sehe, rieche ich?“ – Achtsamkeit im Moment.
- Barfuß-Moment: Der Kontakt mit Waldboden und Moos aktiviert unbewusst das Körperschema.
- Kreatives Gestalten: Mit Naturmaterialien kleine Formen oder Bilder legen – ohne Ziel, aber mit Wirkung.
Die besten Waldbaden-Hotels in Österreich
Diese zertifizierten Gaumen Hoch-Mitgliedsbetriebe befinden sich nicht nur in unmittelbarer Waldnähe, sondern werden von Pionier:innen geführt, die sich für den verantwortungsbewussten Umgang mit Lebensmitteln einsetzen. Hier kann man guten Gewissens Urlauben.
Biohotel Schani Wienblick (Wien)

Urbanes Waldbaden am Stadtrand: Das Schani Wienblick liegt oberhalb der Steinhofgründe und bietet Naturzugang ohne weite Anreise. Hier trifft Stadtbewusstsein auf Waldrandruhe – ideal für kurze Auszeiten im Grünen. Darum war es auch der perfekte Gastgeber für die Gaumen Hoch-Podcastfolge zum Thema Waldbaden. Host Alexandra Seyer-Gmeinbauer und Ulli Felber wurden hier bestens mit einem herrlichen Bio-Frühstück bewirtet.
Biohotel Rupertus – Leogang (Salzburg)
Das familiengeführte Rupertus liegt eingebettet zwischen Wiesen und Wäldern in den Leoganger Bergen. Hier verbinden sich Yoga, Waldbaden und alpine Achtsamkeit zu einem ganzheitlichen Retreat.
Geführte Wald-Auszeiten und Meditationen gehören fix zum Wochenprogramm.

4 S Wellnesshotel Alpin Juwel – Saalbach-Hinterglemm (Salzburg)
Am Sonnenhang von Saalbach gelegen, mit direktem Zugang zu Bergwald und Wanderwegen. Yoga, Entschleunigung und Stille-Räume gehören im Alpin Juwel zum Programm – ideale Bedingungen für selbstbestimmtes Waldbaden mitten in der Bergnatur.

Biohotel Gralhof – Weissensee (Kärnten)
Direkt am naturbelassenen Weissensee gelegen, umgeben von Wiesen, Uferwald und Wasser. Der Gralhof steht für Stille, ökologische Gastfreundschaft und unmittelbaren Zugang zur Landschaft – ideal für sanfte Naturgänge und Achtsamkeit im Freien.

der daberer – das Biohotel – St. Daniel (Kärnten)
Das traditionsreiche Biohotel liegt in einer eigenen Waldlichtung mit Bachlauf und wald.teich mitten im Grünen. Yoga, Stille-Rituale und Natur-Spa-Momente holen den Wald ins Haus. Das daberer ist ein idealer Ort für alle, die Ruhe im Rhythmus der Natur suchen.

RETTER Bio-Natur-Resort – Pöllau (Steiermark)
Eines der Pionier:innenhäuser für Naturwellness in Österreich: Im Retter werden Wald, Wiese und Weite zur Bühne für geführte Waldbaden-Einheiten, Kräuterwanderungen und Waldrituale.
Ein Ort, an dem Nachhaltigkeit und Regeneration spürbar Hand in Hand gehen.

Biohotel Leutascherhof – Leutasch (Tirol)
Zwischen Wettersteingebirge und Gaistal öffnet sich der Wald direkt vor der Hoteltür.
Das „Waldzeitritual“ lädt zu zwei Stunden bewusster Achtsamkeit im Grünen ein – begleitet von erfahrenen Naturtrainer:innen. Der Leutascherhof ist ideal für alle, die Waldbaden mit Bewegung und Bergluft verbinden wollen.

Biohotel Grafenast – Hochpillberg (Tirol)
Ein Rückzugsort auf 1.300 Metern Höhe, direkt im Bergwald oberhalb von Schwaz. Zwischen Kunst, Philosophie und Panoramablick findet man hier vor allem eines: Ruhe. Der Wald beginnt im Grafenast vor der Haustür, Achtsamkeit ist Programm – auch ohne es so zu nennen.

Ein Kreis schließt sich
Waldbaden beginnt vielleicht dort, wo der Alltag Pause macht. Wo das Rascheln der Blätter lauter ist als das Handy. Wenn das Licht durch die Baumkronen fällt, die Luft nach Harz riecht – und man plötzlich spürt, dass man Teil von etwas Größerem ist. Für Ulli Felber war der Wald zuerst Zuflucht, dann Berufung – und für alle, die ihm begegnen, eine Einladung, wieder Mensch zu sein.





















