Wer in einem der lichtdurchfluteten Ateliers im Schani in Wien Ottakring aufwacht, wird beim ersten Blick aus dem Fenster von einer Aussicht über ganz Wien begrüßt und steht kurz danach vor der Qual der Wahl. Das Frühstücksbuffet besteht nicht nur aus rein regionalen und biologischen Produkten, sondern enthält noch dazu sehr viel Hausgemachtes. Kuchen, Aufstriche, Marmeladen, Palatschinken, Milchreis, Omelette – das Team kocht und bäckt für die Gäste täglich frisch, einiges davon auf Bestellung, damit nichts weggeschmissen wird. „Bei uns ist alles sehr familiär und wir versuchen individuell auf die Wünsche der Gäste einzugehen. Wenn sich jemand zum Beispiel vegan oder glutenfrei ernährt, adaptieren wir das Buffet nochmal zusätzlich und schaffen hier eine größere Auswahl“, erzählt Juliette Komarek-Hehle, die das Hotel bereits in vierter Generation führt.
SCHANI | Der Ur-Wiener-Begriff „Schani“ ist nicht nur ein Spitzname für Johann (Strauß zum Beispiel), sondern auch für den „G’schamsten Diener“. Vom Ausspruch „Schani, trag den Garten raus“, in dem der Ober den Bediensteten auffordert, die Bankerl rauszustellen, kommt auch der heutige Begriff „Schanigarten“. |
Biologisch seit 30 Jahren
Schon die Schwiegermutter, Hilda Komarek, baute das Hotel in den 1990er Jahren nach und nach um und führte als eine der ersten im Land das österreichische Umweltzeichen. Im Sommer 2023 wurde das ursprüngliche „Hotel Gallitzinberg“ nach Umbau in die Schani-Hotel-Gruppe integriert und es folgte die 100-Prozent-Bio-Zertifizierung. Die hört aber nicht beim Essen auf: „Neben biologischen Lebensmitteln haben wir auch in jeder Kategorie mindestens ein Bio-Getränk, Bio-Handtücher und -Bettwäsche, umweltzertifizierte und nachfüllbare Kosmetika und sind Fair-Trade-Partner bei Tee, Kaffee, Trinkschokolade, Bananen und Reis“, sagt Juliette.
Der Fokus auf den biologisch-regionalen Charakter steht hier klar im Vordergrund und ist Stück für Stück mit dem Hotel mitgewachsen. Abgesehen vom Frühstücksbuffet gibt es nachmittags Kaffee und Kuchen sowie eine kleine Barkarte, wobei sogar die Spirituosen wie Gin, Limoncello oder Bitter biologischer Herkunft sind. Außerdem gibt’s Bio-Weine von Zahel oder Wieninger, Bio-Zwickl von Ottakringer sowie verschiedene Säfte. Wer bei der Anreise aufs Auto verzichtet, bekommt einen Drink als Goodie und für alle Sportlichen (hallo Höhenmeter!) gibt es Fahrräder zum Ausborgen.
Als Nachhaltigkeitsmanagerin aller Schani-Hotels, die von Ehemann Benedikt Komarek gegründet wurden, ist es Juliette ein besonderes Anliegen alle Bemühungen in diese Richtung noch mehr auszubauen.
„Wir sind am Fuße des Wiener Waldes mit direkter Busverbindung in die Stadt – bei uns kann man also beides haben.“
So wurde zum Beispiel bei der Neueröffnung ein Großteil der Möbel übernommen, upgecycelt und wieder verwendet. Schön, wenn der nachhaltige Weg gleichzeitig den Altwiener Stil mit Holzvertäfelung und Wiener Geflecht hochleben lässt – die Ahnenwand mit Familienfotos vergangener Generationen passt hier perfekt ins Konzept.
Natur oder Stadt? Beides!
Mittlerweile gibt es 17 Zimmer, wobei bald zwei weitere Familienzimmer folgen. Durch die Ruhelage mitten am Wilhelminenberg machen Familien und Hundebesitzer:innen den Großteil der Gäste aus. „Wir sind am Fuße des Wiener Waldes mit direkter Busverbindung in die Stadt – bei uns kann man also beides haben“, erklärt Juliette das Motto des Betriebs.
„Es wäre schön, wenn sich Österreich als kulinarisches und biologisches Land positioniert!“
Juliette stammt selbst aus einer Hotelfamilie in Vorarlberg, wo Einbindung der umliegenden Bäuerinnen und Bauern, Regionalität und Gastfreundschaft schon immer wichtig waren. „Das ist in meiner DNA verankert und ich bin froh, dass die Familie meines Mannes genauso tickt und wir gemeinsam was verändern können“, sagt sie. Die Ideen dafür gehen nicht aus: „Im Schani Hauptbahnhof haben wir einen Postkasten, wo jede:r Vorschläge für grüne Verbesserungen einwerfen kann, die wir versuchen umzusetzen. Ich würde mir wünschen, dass der Umweltgedanke in der Branche noch präsenter wird. Das ist der einzige richtige Weg für die Zukunft, und es wäre schön, wenn sich Österreich so positioniert: als kulinarisches und biologisches Land!“ Das klingt nach einem guten Vorsatz.