„Und baut ihr auch Käse an?“ Fragen wie diese, die bei Führungen mit Schulklassen am Bauernhof immer wieder auftauchen, geben Simon Zoubek die Gewissheit, dass er am richtigen Platz ist. Nämlich in der Rolle des modernen Landwirts, der Wiener Schüler:innen erklärt, dass Karotten nicht auf Bäumen wachsen – und was ein Kohlrabi ist. „Ernährung und Landwirtschaft hängen unmittelbar zusammen. Ich finde es besonders wichtig, genau das den Kindern näherzubringen“, meint er. Wenn Kinder die Hände in die Erde stecken, sehen, wie Gemüse wächst, und dabei auch mitbekommen, wie viel Arbeit dazugehört, entsteht ein ganz anderes Bewusstsein für Lebensmittel. Ein Bildungsauftrag, dem sich Simon aus Überzeugung widmet – und der Wirkung zeigt. Immer wieder kommen neue Kund:innen in den ADAMAH-Bioladen oder zu Events am Hof, weil den Kindern die Exkursion viel Spaß gemacht hat. „Wenn wir so ein Feedback bekommen und eine Familie dadurch den Anstoß erhält, bewusster einzukaufen, war das die ganze Arbeit für mich wert“, sagt Simon.
Veredelung von Getreide und Rohstoffen
Der jüngste der vier Zoubek-Geschwister ist einer der beiden Landwirte der Familie – und unter anderem für die ADAMAH-Eigenmarken und die Veredelung der Produkte zuständig. Simons Bruder Stefan Zoubek verantwortet die ADAMAH Produktions-GmbH, also den Gemüsebau, während Elisabeth und Christian Zoubek den Vertrieb leiten. Zwar überschneiden sich die Aufgabenbereiche naturgemäß, doch eine klare Trennung war allen wichtig: „Wir sind alle vier so stur – das würde sonst nicht funktionieren“, erzählt Simon Zoubek. Das Wichtigste ist für ihn, dass die ganze Familie voll und ganz hinter der Philosophie des Betriebs steht. Bei Events wie dem Pflanzenmarkt helfen sowieso alle zusammen.
„Ernährung und Landwirtschaft hängen unmittelbar zusammen. Ich finde es besonders wichtig, genau das den Kindern näherzubringen.“
Simon wusste lange nicht, ob der Beruf des Landwirts wirklich zu ihm passt. Nach der AHS-Matura und Auslandsstationen – unter anderem beim Ernten von Orangen und Weintrauben in Zypern – ergab sich die Chance, in den Betrieb einzusteigen, als seine Mutter Sigrid Zoubek in Pension ging. „Das habe ich bisher nicht bereut“, meint Simon Zoubek, der heute mit großer Leidenschaft Rohwaren zu hochwertigen Produkten veredelt und laufend an neuen Zusammensetzungen tüftelt.
Das Getreide wird zu Nudeln, Porridge oder Grieß verarbeitet, das Mehl entsteht in der eigenen Mühle. Eines von Simons Highlights ist das Ölpressen: „Pflanzliche Öle sind wertvoll für den Körper. Viele der Rohstoffe wachsen hier gut, weil sie wenig Wasser brauchen und sich gut in die Fruchtfolge der Produzent:innen in der Region einfügen.“ Eine weitere Lieblingsaufgabe – die auch noch gut riecht – ist die Verarbeitung von Kräutersalzen und Teemischungen.
„Jedes verkaufte Bio-Produkt ist sinnvoll und gut. Mit dieser Haltung bin ich aufgewachsen.“
Simon Zoubek zieht Zusammenarbeit Exklusivität vor
Die Philosophie lautet längst nicht mehr, alles selbst zu machen – sondern sich lieber mit Betrieben aus der Umgebung zusammenzuschließen. „Viele sind auf ihr Produkt – etwa Essig oder Honig – sehr spezialisiert, aber weniger auf die Vermarktung“, erklärt Simon Zoubek. „Da ist es viel sinnvoller, zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen.“ Der Bio-Grundsatz, den seine Eltern Sigrid und Gerhard Zoubek seit 1997 verfolgen, bildet dabei die selbstverständliche Basis. „Jedes verkaufte Bio-Produkt ist sinnvoll und gut. Mit dieser Haltung bin ich aufgewachsen. Deshalb versuchen wir, unsere Produkte nicht nur im Bio-Kistl, sondern auch im Großhandel zu platzieren“, so Simon.
Die Ideen für Weiterentwicklungen gehen ihm nicht aus. Ein großes Ziel ist, den landwirtschaftlichen Kreislauf zu schließen – also selbst zu kompostieren – und den Hof noch stärker zu einem Ort zu machen, an dem sich Menschen gerne aufhalten, inklusive Gastronomieangebot. „Ich denke, unsere Kund:innen schätzen sehr, dass wir als Familie greifbar sind und immer jemand da ist. So werden die Produkte auch lebendiger.“
Eine Welt, in der es – zumindest in Österreich – nur Bio-Produkte gibt, wäre Simons Wunschvorstellung. Denn er ist überzeugt: Langfristig ist das die einzige Lösung. Auch wenn sich dafür die Prioritäten vieler Menschen verändern müssten. „Wer bestimmt, was wichtig ist? Das ist immer relativ“, meint Simon Zoubek. „Aber ich würde sagen: Als Landwirt:innen die Menschen zu ernähren und mit hochwertigen Produkten zu versorgen – das ist durchaus wichtig.“