Er war noch ein junger Bub, als er seinen Vater zur Landwirtschaftsmesse in Ried im Innkreis begleitete und dort eine wunderschöne, schwarz gesprenkelte Kuh entdeckte: „Das wird einmal meine Rasse“, stand ab diesem Zeitpunkt für den kleinen Robert Strohbichler fest.
Das kindliche Entflammen von einst ist längst einem tiefen Bewusstsein und sehr viel Wissen gewichen, aber den Entschluss von damals hat Robert umgesetzt: Heute grasen auf seinem Biohof im Seekirchner Ortsteil Schmieding 15 Mutterkühe der Rasse „Pustertaler Sprinzen“ in der mit Ochsen, Kalbinnen und Kälbern insgesamt 40-köpfigen Herde.
Den früheren Milchwirtschaftsbetrieb hat bereits Roberts Vater Josef vor 15 Jahren auf Mutterkuhhaltung umgestellt, und Bio, sagt Robert, war diese Landwirtschaft schon lange vor der Zertifizierung: „Solange ich denken kann, haben wir das gelebt. Ich bin damit aufgewachsen und die Philosophie meines Vaters war schon immer: Was wir aus der Wiese nehmen, tun wir auch wieder hin.“ Seit drei Jahren führt Robert den Hof, aber nach wie vor packt die ganze Familie mit an – Papa Josef, Mama Anna und Lebensgefährtin Jasmin. Und wenn irgendwo der Hut brennt oder einfach zusätzliche helfende Hände gefragt sind, steht Bruder Josef junior parat: „Ob ein Ochse einzufangen oder ein Baum zu schmeißen ist – er ist der Mann für alle Fälle“, lobt Robert.
„Mein Papa war schon ein Vorreiter in Sachen Tierwohl, und diese Einstellung ist eins zu eins auf mich übergegangen.“
Die faszinierende Geschichte der Sprinzen
Aber zurück zu den speziellen Rindern, die auf dem Strohbichler-Hof leben. Nach der kindlichen Liebe auf den ersten Blick vertiefte sich Robert in die Geschichte dieser Rasse und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Waren die Pustertaler Sprinzen in der k. u. k.-Monarchie noch die beliebteste Rasse gewesen, standen sie Anfang der 1950er-Jahre kurz vor dem Aussterben und es gab in Österreich nur noch 300 registrierte Kühe. Seit dem Jahr 2000 existiert ein Gen-Erhaltungsprogramm, und heute gibt es österreichweit 350 Züchter und etwa 3000 Sprinzen.
Robert Strohbichler ist einer dieser Züchter und schätzt an der immer noch bedrohten Rasse mittlerweile wesentlich mehr als die ansprechende Optik: „Diese Tiere sind ideal für Mutterkuhhaltung, extrem robust und von der Qualität des Fleisches mit Wagyu oder Black Angus zu vergleichen.“ Außerdem hat es sich der junge Landwirt aus dem Salzburger Flachgau mittlerweile zur Aufgabe gemacht, sich um bedrohte Arten zu kümmern und hat wohl auch deshalb zu seinen Rindern ein sehr spezielles Verhältnis: „Jede Kuh ist für mich wie mein Hund, den ich seit 15 Jahren habe. Sie haben alle einen eigenen Charakter, und ich weiß bei jeder einzelnen Kuh, wie ich mit ihr umgehen muss.“
Eine von ihnen steht auf dem Biohof Strohbichler quasi unter Artenschutz und genießt alle Rechte. Die inzwischen 19 Jahre alte Rana war die erste Mutterkuh, die einst auf den Hof kam und von der die halbe aktuelle Herde abstammt: „Sie hat einen Sonderstatus und wird einmal an Altersschwäche sterben“, sagt Robert, der allen seinen Tieren einen Namen gibt. Das mit der Altersschwäche ist für „Urmutter“ Rana vorerst aber ohnehin noch kein Thema, denn zum größten Erstaunen aller auf dem Hof kalbte sie mit 19 noch einmal.
„Ich kümmere mich um bedrohte Rassen, weil mir sehr viel an Vielfalt und an der Erhaltung liegt. Es gibt doch nichts Schöneres, als wenn unsere Welt eine vielfältige ist.“
Ein Bauernhof als Arche für bedrohte Arten
Roberts Engagement für gefährdete Rassen geht weit über seine Sprinzen-Rinderherde hinaus. Auf seinem Hof tummeln sich auch 40 Sulmtaler Hühner, die ebenfalls auf der Roten Liste stehen. In diesem Jahr will er auch wieder vier Bienenstöcke aufstellen, um der alten österreichischen „Dunklen Biene“ das Überleben sichern zu helfen. Lebensgefährtin Jasmin arbeitet mit den seltenen Huzulen-Ponys als Reitpädagogin für Kinder, und selbst Hofhund „Bucky“ ist als österreichischer Pinscher eine bedrohte Tierart.
Robert Strohbichler hält auf seinem Biohof nicht einfach nur Nutztiere, sondern er pflegt mit diesen ein fast schon partnerschaftliches Verhältnis. Seine Leidenschaft für die Landwirtschaft fällt mit einer ausgeprägten Tierliebe zusammen: „Die Tiere sollen bei mir so naturgemäß wie möglich leben. Es wird rundherum eh alles immer größer und immer mehr, da habe ich lieber das Kleine und Feine.“ Die Direktvermarktung auf seinem Hof wird er aber ausbauen, denn er und Jasmin haben ein Ziel vor Augen: „Im besten Fall können wir einmal beide nur vom Hof leben. Denn das ist unsere große Leidenschaft.“