Österreich zählt in Sachen Bio zu den Vorreitern. Mit einem Bio-Bäuer:innen-Anteil von 22,7 Prozent im Jahr 2023 und einem Öko-Flächenanteil in der Landwirtschaft von 27,1 Prozent ist Österreich laut Daten der Agrarmarkt Austria (AMA) und des größten Bio-Verbands, Bio Austria, mit Abstand Spitzenreiter in der EU und weltweit auf Rang zwei hinter Liechtenstein. Das ist auch kaum zu übersehen. Supermarktregale sind gefüllt mit Produkten, die als „biologisch“, „öko“ oder „natürlich“ gekennzeichnet sind. Labels gibt es viele, dafür sorgen die Marketingabteilungen der Industrie, denn bio ist wegen meist höherer Preise ein gutes Geschäft. Aber was bedeutet „bio“ eigentlich genau und wie kann man sicherstellen, dass wirklich bio drinnen ist, was die Labels suggerieren?
Gesetzliche Grundlagen
Bio steht für biologische Landwirtschaft. Die Standards dafür sind in Österreich, wie auch in der gesamten Europäischen Union, gesetzlich geregelt. Seit 2010 müssen Bio-Lebensmittel, die in der EU hergestellt wurden, das EU-Bio-Label tragen. Das Siegel garantiert, dass Lebensmittel den EU-Mindeststandard erfüllen. Dazu zählen:
- der Verzicht auf chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel,
- artgerechte Tierhaltung,
- nur eine bestimmte Anzahl an Tieren pro Quadratmeter,
- Tierfutter aus biologischem Anbau,
- Verzicht auf Gentechnik,
- die Verwendung von Antibiotika nur zu medizinischen Zwecken und
- bei verarbeiteten Lebensmitteln dürfen maximal 49 Zusatzstoffe enthalten sein.
Zulässig ist das Logo nur auf Produkten, die zu mindestens 95 % aus Bio-Zutaten bestehen und zusätzlich strenge Vorgaben für die verbleibenden 5 % erfüllen. Zudem werden Produzentinnen und Produzenten regelmäßig von unabhängigen Stellen kontrolliert. Die Kontrolle ist über einen Code auf der Verpackung ersichtlich.
Bio ist nicht gleich bio
Wie schon im Gesetzestext erkenntlich, handelt es sich hier um Mindeststandards. Bei näherer Betrachtung ist hier Raum für Kritik. So dürfen laut EU-Gesetz sechs Hühner auf einem Quadratmeter gehalten werden und bis zu 3.000 Hennen in einem Stallabteil, um ein Beispiel herauszugreifen. Das ist zwar besser als die 6.000 Tiere pro Abteil in der herkömmlichen Haltungsform, aber trotzdem liegt einem das Wort „Massentierhaltung“ auf der Zunge. Das Leben eines „glücklichen Huhns“ stellt man sich anders vor.
Daher lohnt es sich, genauer hinzusehen, was man kauft. Denn neben der EU-Bio-Kennzeichnung gibt es zahlreiche Bio-Verbände, die weit strengere Vorgaben haben.
Der größte Verband ist Bio Austria, die strengsten Kriterien hat Demeter, der auf biodynamische Landwirtschaft setzt, die Klima, Böden und Ressourcen schont. Hier werden Kreislaufwirtschaft und echtes Tierwohl großgeschrieben.
Es gibt einen ziemlichen Label-Dschungel in diesem Bereich, aber es lohnt sich, diese unter die Lupe zu nehmen. Und Vorsicht bei Bezeichnungen wie natürlich, naturnah, unbehandelt, aus umweltschonender Landwirtschaft oder kontrollierter Anbau. Das können, müssen aber keine Produkte sein, die den biologischen Standards entsprechen.
Tipp: Einen guten Überblick über die Gütesiegel und Marken hat Greenpeace im „Zeichentricks 2022“-Guide zusammengestellt. Unter diesem Link einfach gratis herunterladen.
Da geht noch mehr
Bio hat viele positive Effekte: Es schont die Ressourcen, fördert die Biodiversität, hat deutlich weniger Rückstände von Pestiziden und bietet artgerechtere Tierhaltung. Doch wie schon vorher erwähnt, sind die Standards sehr unterschiedlich. Und bio bedeutet nicht gleichzeitig regional und saisonal. Viele Bio-Produkte, die in österreichischen Supermärkten verkauft werden, stammen aus dem Ausland und haben teils lange Transportwege. Das widerspricht dem Grundgedanken der Nachhaltigkeit, denn der Transport über große Distanzen verursacht erhebliche CO2-Emissionen.
Eine Lösung dafür ist eine stärkere Fokussierung auf regionale Bio-Produkte. Damit minimiert man lange Transportwege und unterstützt zudem die heimische Landwirtschaft. Ein weiterer Vorteil regionaler Bio-Produkte ist die Förderung der Biodiversität. Viele kleine Bauernhöfe in Österreich setzen auf traditionelle Anbaumethoden und alte Sorten, die in der industriellen Landwirtschaft keine Rolle mehr spielen. Dies trägt zur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Ein bewusster Konsum, der regionale und saisonale Bio-Produkte bevorzugt, ist nicht nur gesünder, sondern ein wesentlicher Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft.