Rund 1,5 Tonnen an Lebensmitteln werden laut dem Report zum Lebensmittelkonsum in Österreich des Vereins Land schafft Leben in Österreich pro Kopf und Jahr konsumiert. Nur leider in einem für die Gesundheit nicht optimalen Verhältnis: Während wir nur ein Drittel der Menge an Gemüse essen, die empfohlen wäre, konsumieren wir zu viel Fleisch – ein Drittel der verzehrten Menge wäre gesundheitlich ratsam. Außerdem zeichnet sich beim Griff ins Regal eine Tendenz zum Konsum von hoch verarbeiteten Lebensmitteln ab.
Worauf die Österreicher:innen beim Kauf von Lebensmitteln achten
Am wichtigsten ist den Österreicher:innen laut Eurostat-Umfrage der Geschmack der Lebensmittel, gefolgt von Herkunft, den Kosten und dem Nährwert. Erstmals wurde auch das Kriterium „Klima und Umwelt“ erhoben, das unter den Konsument:innen an Bedeutung gewinnt.
Wenn man sich den Konsum von Bio-Lebensmitteln genauer ansieht, so ist Bio den Österreicher:innen vor allem bei Milch wichtig (25 % Bio-Konsumanteil), gefolgt von Frischgemüse (18 %), Kartoffeln (16 %) und Eiern (13 %). Äußerst schlecht schneidet Fleisch ab: lediglich vier Prozent des Fleischkonsums in Österreich fällt auf Bio-Qualität.
Was wir fordern, ist nicht was wir fördern
Das Wunschverhalten des/der Konsument:in weicht dabei durchaus vom Konsumverhalten ab.
„Wir fordern mehr Tierwohl, entscheiden dann aber anhand des Preises.“
Am Beispiel Schwein lässt sich das plakativ darstellen: Während sich die Österreicher:innen mehrheitlich Tierwohl und ein gutes Leben für die Schweine wünschen, sieht die Realität ganz anders aus.
„Das Problem ist: Alle loben die Landwirtinnen und Landwirte, die nach hohen Qualitätsstandards produzieren, aber es schlägt sich im Einkaufsverhalten nicht wider.“
Die Quote für Bio-Haltung beim Schwein beträgt in Österreich lediglich vier Prozent, 96 Prozent arbeiten konventionell – ohne strenge Vorgaben und Standards. Von den vier Prozent Bio-Fleisch verzehren wir in Österreich wiederum nur 1,4 Prozent. Der Rest wird ins Ausland exportiert.
„Mit jedem Griff ins Regal geben wir einen Produktionsauftrag. Das muss uns bewusst sein.“
Negativbeispiel Pute
„Werden die Qualitätsstandards in der Lebensmittelproduktion gehoben, muss der Konsum mitgehen“ – ein Irrglaube, der sich gut am Beispiel der österreichischen Pute verdeutlichen lässt. 2005 hat man in Österreich das EU-weit strengste Gesetz in der Haltung von Puten erlassen und den Tieren u.a. mehr Platz zugestanden – im Schnitt doppelt so viel wie in anderen EU-Ländern, wie etwa Polen, Deutschland oder Ungarn. Die Konsequenz: Den Österreicher:innen wurde die heimische Pute zu teuer, der Selbstversorgungsgrad brach auf unter 37 Prozent ein.
Ein Preisvergleich: Während eine Pute aus Deutschland aktuell in Österreich zu einem Kilopreis von unter neun Euro erhältlich ist, liegt jener in AMA-Qualität bei ab 15 Euro (Großhandel), jener im Einzelhandel bei rund 21 Euro. In einer gänzlich anderen Liga spielt die Bio-Pute: Ihr Kilopreis schlägt sich aktuell mit 36,90 Euro zu Buche. In der heimischen Gastronomie werden mittlerweile 90 Prozent des Putenfleischkonsums mit Ware aus dem Ausland gedeckt, lediglich 10 Prozent kommen noch aus Österreich.
„Das Learning bei der Geschichte: Wenn der/die Konsument:in den Weg nicht mitgeht, bringt der politische Wille und die Rahmengesetzgebung leider auch nichts.“
Transparenz statt Rabattschlachten
Österreich ist mit 30 bis 40 Prozent im Europavergleich eines der Länder mit den größten Rabattanteilen im Lebensmitteleinzelhandel. 2003 lag dieser noch bei 12 Prozent.
„Damit weckt man die Gier des Menschen. Und lenkt die Aufmerksamkeit auf das, was dem Handel gerade wichtig ist.“
Was braucht es also? Laut „Land schafft Leben“ ist es vor allem Transparenz – als Entscheidungshilfe für die Konsument:innen beim Lebensmitteleinkauf. Erst dadurch lässt sich Entscheidungsfreiheit sicherstellen.
Von der Politik fordert Royer erneut die Herkunfts- und Haltungskennzeichnungspflicht – im Lebensmittelhandel nicht nur auf heimische, sondern auch auf Importware. Das Gleiche wünscht er sich für die Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung.
„Wir wissen, dass das Thema unter den Bäuer:innen umstritten ist. Aber um Haltungsbedingungen zu verändern, braucht es ganz einfach mehr Transparenz im System.“
Was „Land schafft Leben“ von der Politik fordert, lebt unsere Gemeinschaft vor. Wir bringen mehr Bio auf die Teller der Konsumentinnen und Konsumenten – von der Landwirtschaft zur Gastronomie. Wir bekennen uns freiwillig – aus einer inneren Überzeugung und Haltung heraus – dazu, Lebensmittel nach hohen ökologischen und biologischen Standards herzustellen oder zu verarbeiten. Unsere landwirtschaftlichen Betriebe bewitrschaften zu 100 % biologisch, unsere gastronomischen setzen mindestens 30 % Bio-Lebensmittel ein. Sie machen sichtbar, woher sie ihre Lebensmittel beziehen und setzen Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung. Mehr über unsere Gemeinschaft.