David Tomic ist schon mehrmals über seine Grenzen hinausgewachsen, um dann zu merken: Geht doch. Egal ob das die Entscheidung war, eine eigene Backstube zu bauen, oder das Commitment, Billa zu beliefern – der Familienbetrieb hat sich immer dafür ausgesprochen. „Gott sei Dank haben wir bei ein paar Entscheidungen einfach ja gesagt und das umgesetzt. Davon profitieren wir heute“, sagt David.

Impulse von außen
Mit der Einstellung wurde der Biohof Tomic am Klopeiner See zu einer bekannten Größe, was Bio-Getreide betrifft. Von Mittwoch bis Freitag steht der unübersehbare Wagen vormittags auf den Klagenfurter Wochenmärkten in Waidmannsdorf, am Benediktinermarkt und am Biomarkt in der Lidmanskygasse.
Die Auswahl geht weit über Klassiker wie Weizenmehl und Bauernbrot hinaus. Ob Braunhirse, Vierkornflocken oder Linsen – wer fancy Getreide sucht, wird ebenfalls fündig. Und wenn nicht: Gebt David Tomic etwas Zeit. „Impulse kommen sehr oft von außen, wie es auch bei der Braunhirse war. Die Leute haben das nachgefragt, also haben wir uns darum gekümmert“, erzählt er.
„Diese Ideenfindung, wo ich mir etwas ausdenke und dann ein Produkt rauskriege, das auch noch funktioniert – das ist das Schönste für mich.“
Wenn es die Zeit (und die mittlerweile sechsköpfige Familie) zulässt, experimentiert David auch mit neuen Sorten oder entwickelt Produkte weiter – wie die Müslimischung aus übrig gebliebenen Brotbröseln oder das beliebte Granola. „Diese Ideenfindung, wo ich mir etwas ausdenke und dann ein Produkt rauskriege, das auch noch funktioniert – das ist das Schönste für mich.“
Steckenpferd Soja-Toastung
Natürlich geht auch nicht alles von heute auf morgen. David ist mittlerweile seit 16 Jahren am Betrieb und leitet den Hof gemeinsam mit seinem Vater Johannes Tomic, der die Landwirtschaft wiederum 1992 von seinen Eltern übernahm. Der Seniorchef stellte bereits 1993 auf Bio um, definierte damit die Richtung, in die es gehen soll, und stieg in die Direktvermarktung ein. Johannes Tomic ist nach wie vor für die beiden Standbeine Ackerbau und Schweinehaltung verantwortlich und kümmert sich um die Weiterentwicklung seines Steckenpferds, der Soja-Toastung. Die Schweine kommen alle am Hof zur Welt, werden mit Schlachtgewicht abgegeben und als „Zurück zum Ursprung“-Kleeschwein bei HOFER verkauft. Währenddessen konzentriert sich David komplett auf die Direktvermarktung und Produktion.
In Kreisläufen wirtschaften
Das Ineinandergreifen der verschiedenen Standbeine war Johannes Tomic schon immer ein Anliegen und so arbeiten die beiden Landwirte konstant an der Optimierung des Hofkreislaufs. Das selbst angebaute Soja dient zum Großteil als Futtermittel, der Mist der Schweine ist wiederum wertvoll für den Acker und somit das Getreide. Auch der Energiekreislauf ist ein stetiges Thema – aktuell produziert der Hof ein Drittel des eigenen Stromverbrauchs selbst, wobei ein mit Sojaöl betriebener Generator das noch vorantreiben könnte. Und so wird der Betrieb Schritt für Schritt nachhaltiger. „Bei vielen Dingen weiß man vorher nicht, wie sie sich entwickeln oder wie viel Arbeit sie sind. Gott sei Dank – sonst würde man sie vielleicht niemals angehen“, meint David. Auch die Herausforderung eines Mehrgenerationenbetriebs muss man selbst erleben – niemand bereitet einen in der Landwirtschaftsschule darauf vor.
„Bei uns ist alles Handarbeit. Das hat eine andere Wertigkeit als ein reines Industrieprodukt, das kein Mensch mehr angreifen muss.“
„Mein Vater hat sehr viel aufgebaut und mir viel beigebracht, das ich noch erweitert und vergrößert habe – ich musste also nicht bei Null anfangen“, erzählt David, auch wenn eigene Erfahrungen unerlässlich sind. Mit diesen im Gepäck fasst David seine Philosophie mit „Säen, Ernten, Veredeln“ zusammen. Das Selbstverständnis, dass das Produkt, welches man produziert, einen Wert hat, gehört selbstbewusst argumentiert. „Bei uns ist alles Handarbeit. Das hat eine andere Wertigkeit als ein reines Industrieprodukt, das kein Mensch mehr angreifen muss – die handgeschöpfte Zotter-Schokolade hat auch nicht den gleichen Preis wie Milka, auch wenn theoretisch beide Schokoladen sind“, meint David.
Darum fokussiert sich David mit der direkten Vermarktung auf die Region Kärnten, wobei neben Selbstbedienungsläden, Bauernläden und Privatinitiativen auch einige wenige Gastronom:innen beliefert werden. Ein Business, in das David gerne selbst noch einsteigen möchte: „Ich träume von einem eigenen, schönen Hofladen mit Café, wo die Leute auch einkehren. Das soll ein kombinierter Raum mit Verkauf und eigener Küche werden, wo man wieder neue Produkte entwickeln kann. Mir würde auch gefallen, selbst Tofu zu machen, den Rohstoff hätten wir schon da.“ Die Ideen gehen also auf keinen Fall aus. Und sofern im Café das Granola zum Frühstück mit Kärntner Charme serviert wird, sollte das doch laufen.