Unser Gespräch hatte mit einer Verspätung von etwa einer Stunde stattgefunden. Es gab davor nämlich für Barbara und Florian Tauferer noch etwas Wichtiges zu tun. Der Panettone musste fertig werden. Genauer gesagt, die Panettone. Panettone? Wir dachten, die Tauferers vom Rietzerhof wären Gemüsebäuerinnen und Gemüsebauern. Ja. Sind sie. Auch.

Der Reihe nach, und die wesentlichen Fakten zuerst. Barbara und Florian Tauferer betreiben eine Biolandwirtschaft in Telfs, im Tiroler Oberland. Angebaut wird alles, was gemüsemäßig in eine gesunde Küche gehört. Karotten, Kohl, Knoblauch, Zwiebel, Rote Rüben, Zucchini und mehr. Neben dem Gemüse wird am Rietzerhof auch Getreide angebaut, und mit dem Getreide kam auch das Brot. Nicht nur Brot. Die Tauferers stellen auch Mehle, Grieße und Dinkelreis her. Vermarktet wird ganz klassisch über die Zustellung von Gemüsekisten, einen Hofladen und einen Webshop. So weit, so faktisch. Viel spannender sind die Menschen, die hinter dem Rietzerhof stehen. Und ihre Geschichte.
„Als wir den Betrieb übernahmen, hatten wir wenig Ackerflächen und ein paar Hochbeete. Aber dann hat es angefangen, richtig Spaß zu machen.“
Früher war der Rietzerhof ein traditioneller Hof, auf dem auch Mutterkühe gehalten wurden. Allerdings wurde der Betrieb, den Barbara und Florian Tauferer 2018 von Barbaras Eltern übernahmen, schon einige Jahre nicht mehr bewirtschaftet. „Als wir den Betrieb übernahmen, hatten wir wenig Ackerflächen und ein paar Hochbeete.“ Das Ziel war Selbstversorgung. „Aber dann hat es angefangen, richtig Spaß zu machen“, erinnert sich Florian Tauferer.
Er ist übrigens der Quereinsteiger bei den beiden. Während Barbara die landwirtschaftlichen Schulen in Imst und Kematen besucht und eine Ausbildung zur Konditorin bis hin zur Meisterin (der Panettone!) abgeschlossen hat, kommt Florian aus einer ganz anderen Ecke. Der Ötztaler war zuerst Nachrichtentechniker, dann Vertriebler im Außendienst. Größer kann ein Sprung in der beruflichen Veränderung kaum sein.
Am Anfang drehte sich noch alles ums Gemüse, aber „Wir haben schnell festgestellt, dass nur Gemüse etwas schwierig ist für eine gute Fruchtfolge, deshalb haben wir auch mit dem Getreideanbau begonnen“. Noch davor fällten Barbara und Florian Tauferer eine Grundsatzentscheidung. Kurz nach der Übernahme des elterlichen Betriebs wurde auch ein Bio-Kontrollvertrag mit der Austria Bio Garantie unterschrieben. Das war 2021. Nach den beiden vorgeschriebenen Umstellungsjahren könnte man den Rietzerhof (fast) als frisch gebackenen Biohof bezeichnen.
„Die Herstellung von Sauerkraut oder Roter Rübensalat war für uns eine wichtige Sache. Es war der Start in den Vollerwerb.“
Es gibt übrigens noch etwas, das den Betrieb auszeichnet. Brot und Sauergemüse. „Die Herstellung von Sauerkraut oder Roter Rübensalat war für uns eine wichtige Sache. Es war der Start in den Vollerwerb.“ Beides sind im Übrigen sensationell gute Produkte. Neben dem Hofladen gibt es sie auch in den Tiroler BILLA oder SPAR-Filialen, und das Brot kam, wie bereits erwähnt, als die Tauferers auch begannen, Getreide anzubauen. Die Aufgabenteilung in der Backstube ist jedenfalls klar. Süßes Gebäck ist Barbaras Reich, am Brot werkt Florian.
Man muss übrigens nicht unbedingt selbst kochen, wenn man die Rietzerhof-Produkte genießen will. Die Gastronomie wird beliefert. Auch, wenn mengenmäßig da noch Luft nach oben ist.