Oft sind es Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, die in der Landwirtschaft für Innovationen sorgen, da sie einen neuen, offenen Blick auf alte Problemstellungen haben und nicht wissen, „was ned geht“. So verhält es sich auch beim studierten Sportmanager Georg Prantl, der 2011 in die Landwirtschaft seiner Frau Julia in Neudorf auf der windigen Parndorfer Platte im Nordburgenland eingestiegen ist.

Der Betrieb kombinierte damals konventionellen Ackerbau mit Schweinemast. Die entscheidende Frage war, wie sich der Betrieb langfristig entwickeln soll, um enkeltauglich zu bleiben. Georg Prantl nahm sich die Zeit, sich mit der komplexen Materie Landwirtschaft auseinanderzusetzen und so seinen eigenen Weg zu finden.
Ein wichtiger Quell der Selbsterkenntnis und Inspiration war 2015 die Teilnahme am Kurs „Bodenpraktiker:in“ der Bio-Austria. „In diesem Kurs haben wir uns sehr detailliert mit Bodengesundheit auseinandergesetzt. Das gab mir den entscheidenden Impuls, meine Bodenbeziehung so zu intensivieren, dass nur noch die biologische Wirtschaftsweise in Frage kam“, erinnert sich Georg Prantl gerne an diesen Erweckungsmoment.
Seit 2017 ist sein Betrieb nun bereits biozertifiziert. Die Zertifizierung sieht er nicht als Ende einer Entwicklung, sondern als Anfang. „Der Entwicklungsprozess unseres Betriebs geht permanent weiter, weil wir ständig neue Erkenntnisse und Inspirationen aufnehmen“, sagt Prantl, der seit 2020 Aubrac-Rinder züchtet und als „Prantl King Beef“ vermarktet.
Austausch mit Gastronom:innen
„Ich wollte bewusst in den Austausch mit Menschen gehen, die ähnlich wie ich denken und ähnliche Kriterien an ihre Betriebsphilosophie anlegen. Dieser Austausch ist befruchtend.“
Der Betritt zu Gaumen Hoch ist für ihn eine logische Konsequenz der nachhaltigen Bewirtschaftung seiner Flächen: „Ich wollte bewusst in den Austausch mit Menschen gehen, die ähnlich wie ich denken und ähnliche Kriterien an ihre Betriebsphilosophie anlegen. Dieser Austausch ist befruchtend“, freut sich Georg Prantl. Wertvolles Feedback erhält er von Werner Tschiedel, dem Eigentümer und Küchenchef des „Ziegelwerk Gasthaus“ in Wimpassing an der Leitha. „An Werner liefere ich Rinderhälften, die im Gasthaus zerlegt und ‚nose to tail‘ verwertet werden. Wir wissen jeweils exakt, wie der andere arbeitet. Das schafft ein enges Vertrauensverhältnis. Diese Zusammenarbeit entspricht meiner Vorstellung einer verantwortungsvollen Produktionskette, die beim gesunden Boden beginnt und bis zum Teller der Gäste in der Gastronomie reicht.“
Rinderzucht ohne CO₂-Abdruck
Bei der Umstellung seines Betriebes hat sich Georg Prantl bewusst für Aubrac-Rinder entschieden, die in ihrer Heimat, der Auvergne in Frankreich, ganzjährig auf der Weide gehalten werden. Bei ihm wachsen die Tiere auf Kleegras-Kräuterwiesen auf und weiden den Sommer über auf Naturschutzflächen in der Umgebung. „Unsere Rinder nutzen die kargen, durch den Wind ausgetrockneten Böden unserer Region perfekt. Wir bauen durch gezieltes Weide- und Herdenmanagement auf den Ackerflächen Humus auf. Intensiver Pflanzenwuchs verhindert die Erosion, schützt vor der Austrocknung und verbessert die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens.
„It’s not the cow, it’s the how.“
So unterstützen wir auch die Biodiversität und speichern CO₂ aus der Luft im Boden“, erklärt Prantl sein ganzheitliches Konzept. Die Rinder fressen ausschließlich Gras und Heu und erhalten keinerlei Mastfutter wie Getreide oder Soja. Damit zählt Georg Prantl zu den Pionier:innen einer CO₂-neutralen Rindfleischproduktion. „It’s not the cow, it’s the how“, erklärt Georg Prantl. Mit anderen Worten: Nicht die Rinderhaltung per se ist klimaschädlich, es kommt auf die Haltungsform an.
Durch die transparente Darstellung seiner Produktionsbedingungen möchte Prantl auch der typischen Entfremdung zwischen der Landwirtschaft und den Konsument:innen entgegenwirken. „Es ist wichtig zu wissen, wie Lebensmittel produziert werden, um eine bewusste Kaufentscheidung treffen zu können.“
Genuss „from farm to fork“
Sonne, Wind und Regen, frische Luft und viel Bewegung von Geburt bis zur stressfreien Schlachtung – das sind die „Zutaten“ für das ausschließlich grasgefütterte „Prantl King Beef“ „Die Fleischstruktur ist kurzfaserig, zart und weist weniger Fett auf. „Das Fleisch besticht durch seinen aromatischen Eigengeschmack und passt perfekt zu einer modernen umweltbewussten Ernährung“, ist Georg Prantl auf seine Qualität stolz.
„Bei uns beginnt die Fleischreifung schon auf der Wiese.“
Eine weitere Besonderheit auf seinem Hof ist, dass alle Kühe ihre Kälber im März bekommen, so wie es dem natürlichen Kreislauf der Natur entspricht. So wachsen die Kälber im Gleichklang mit der im Jahresverlauf zunehmenden Vegetation auf. Sie bleiben acht Monate bei ihren Mutterkühen und ernähren sich von deren Milch. Danach werden sie Teil der großen Herde, die in extensiver Weidewirtschaft die Naturlandschaft pflegt.
Während in der Intensivmast Tiere mit 16 bis 17 Monaten geschlachtet werden, ist das bei ihm oft erst nach 24 bis 30 Monaten der Fall. Bei uns beginnt die Fleischreifung schon auf der Wiese“, beschreibt Georg Prantl ein weiteres Qualitätsmerkmal seiner Haltungsform. Aktuell beliefert Georg Prantl mit seiner Marke „Prantl King Beef“ neben Werner Tschiedel vom Gasthaus Ziegelwerk auch den Gaumen Hoch-Betrieb Joseph in Bruckneudorf sowie andere Gastronomiebetriebe, die den ganzheitlichen Mehrwert seiner Fleischproduktion schätzen. „Durch die Kooperation mit Gastronom:innen multipliziert sich die Wertschätzung der bewussten Haltungsform in Richtung der Gäste. Die kommen in den Genuss von köstlichen und klimafitten Rindfleischgerichten“, sagt Prantl.