Kartoffelbauer in Zissersdorf bei Stockerau, das ist ungefähr so wie Winzer in der Wachau oder Kernölproduzent in der Oststeiermark – man ist einer von vielen. Josef Resinger sticht trotzdem heraus, und das liegt an seinem ganz besonderen Zugang zur Knollenfrucht.

Sie ist für ihn wesentlich mehr als etwas, das er einfach nur aus der Erde holt und verkauft. Nach zehn Wanderjahren bei Agrarmarkt Austria, im Landmaschinen-Großhandel und in der Saatgut-Produktion konzentriert sich der heute 40-jährige Ingenieur und Absolvent der HBLFA in Wieselburg mittlerweile voll auf die Bio-Landwirtschaft, die er 2013 von seinen Eltern Johanna und Josef übernommen hat.
„Man kann durchaus sagen, dass ich eine Passion für Erdäpfel habe“, beschreibt Josef junior sein besonderes Verhältnis zu einem Produkt, das in dieser Region für viele nichts Besonderes ist, sondern eine Selbstverständlichkeit. Er fährt zu Sortenschauen nach Deutschland, arbeitet auch mit dem Berater seines „großen“ Erdäpfel-Nachbarn Christian Anzböck zusammen, um über neue Entwicklungen in der Kartoffelwelt ohne Verzögerung und aus erster Hand informiert zu werden: „Da gibt es immer wieder spannende Sachen, mit denen sich große Betriebe nicht aufhalten, weil es sich für sie nicht rechnet. Für mich kann da aber durchaus Interessantes dabei sein, das ich ausprobiere.“
„Es gibt nichts, in das ich mich lieber reintigere als in alles rund um den Erdapfel. Und in diese Materie kann man sehr tief eintauchen.“
Liebling, Grazie und bunte Spielereien
Es ist oft schon die Sprache, die verrät, ob jemand etwas einfach nur macht oder mit sehr viel Herzblut und Leidenschaft dabei ist. So ist das auch bei Josef Resinger, der unter den verschiedenen Kartoffelsorten einen „Liebling“ hat, nämlich die Glorietta: „Das ist ein mittelfrüher, gelbfleischiger Erdapfel mit einem traumhaften Geschmack“, schwärmt er.
Die Agria, einen mehligen Püree-Erdapfel, nennt er eine „große Grazie“, die viel Freude bereiten, sich aber auch gehörig zieren kann: „Da kann sehr schnell etwas schiefgehen, und dann ist sie entweder zu groß oder zu klein oder von der Form her völlig daneben.“ In so einem Fall kann Josefs Liebe auch erkalten, und dann kommt es, wie bei der zickigen Agria, auch einmal zu einer Trennung: „Ich musste sie gegen eine andere Sorte auswechseln.“
Der leidenschaftliche Kartoffelbauer experimentiert auch mit blau- und rotfleischigen Exemplaren, musste dabei aber die Erfahrung machen, dass die Optik manchmal Dinge verspricht, die am Gaumen nicht gehalten werden: „Diese Sorten sind eine Spielerei und eine große Lotterie dazu. Und man muss leider sagen: Geschmacklich sind die Bunten nicht das große Highlight.“ Aber außergewöhnlich sind sie und hübsch anzuschauen auch – also haben sie sich ihr Plätzchen im Portfolio trotzdem verdient.
Stichwort Portfolio: Neben den Erdäpfeln, die Josef mit seiner Frau Michaela auch in einem Selbstbedienungs-Hofladen im Ort anbietet, sind Ölkürbisse das zweite Standbein. Die Kerne werden in einer steirischen Presse zu qualitativ hochwertigem Kürbiskernöl verarbeitet, das bei der „Ab Hof“ in Wieselburg bereits dreimal mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Noch tummeln sich auf dem Biohof der Resingers auch etwa 400 Hühner, aber damit hört der passionierte Landwirt im Herbst 2025 auf: „Wir hatten Riesenprobleme mit der Vogelgrippe, ich kann die Hühner nicht mehr wie bisher frei herumlaufen lassen. Damit wird das zu schwierig, und wir steigen im September ganz aus.“
„Sollten mir je Zweifel an meinem Bekenntnis zur biologischen Landwirtschaft kommen, genügt eine Runde mit dem Rennrad. Dann ist die Lunge voll mit Pflanzenschutzmitteln, die anderswo ausgebracht werden, und ich weiß wieder ganz genau, was ich zu tun habe.“
Bio gegen schlechte Laune
Der Hof wird seit mittlerweile sieben Jahren biologisch bewirtschaftet, und Josef ist jeden Tag froh über diese Entscheidung: „Ich habe mit meinem Vater ja schon davor 25 Jahre lang immer wieder darüber geredet.“ Als der Beschluss schließlich feststand, entfuhr Vater und Sohn unisono ein befreites „Endlich!“ Verständlich, wenn man Josef über die Zeit davor sprechen hört: „Mir ging der konventionelle Pflanzenschutz schon dermaßen auf die Nerven, dass das irgendwann mit meiner Psyche nicht mehr vereinbar war. Jedes Mal, wenn ich vom Spritzen heimkam, war ich dermaßen grantig, dass letzten Endes schon allein deshalb alle froh waren, als wir auf biologischen Anbau umstellten.“ Es sei Gift, sagt er, das man da ausbringe: „Das spürt, riecht und schmeckt man, und ich verstehe nicht, warum es dagegen keinen großen Aufschrei aus der Bevölkerung gibt.“