Search
Close this search box.

Gemüseraritäten im Jänner

Lila Kohlsprossen, ein Spinat, der im Winter besser wird, Kohl, der die Felder von Bio-Bauer Reiner zum Leuchten bringt und mehr rares Gemüse.
von Nick Pulina
Lila Kohlsprossen
© Canva

Und wieder ist ein Jahr vergangen. Bis der Saisonkalender wieder so richtig gut gefüllt ist mit den verschiedensten Obst- und Gemüsesorten, müssen noch einige Wochen vergehen. Doch schon am Jahresbeginn hält die Natur die eine oder andere Leckerei für uns bereit. Hier sind fünf Gemüsesorten, nach denen ihr euch jetzt umsehen solltet.

Winterspinat

© Kraftwerk

Für gewöhnlich gilt der Spinat unter Landwirtinnen und Landwirten als kleine Diva. Er ist recht anspruchsvoll im Anbau und kommt mit Kälte oder gar Frost überhaupt nicht gut klar. Anders ist das beim Winterspinat. „Der wird im Winter sogar immer besser“, weiß Robert Brodnjak vom Krautwerk in Großmugl. „Dadurch, dass der Winterspinat eine gewisse Kälteresistenz besitzt, kann man ihn auch im Winter problemlos im geschützten Anbau eine Zeitlang stehen lassen. Als eine Art natürlicher Frostschutz lagert der Winterspinat Zucker ein. Daher kommt er zu seinem besonders intensiven und leckeren Aroma.“ Verwenden kann man das Blattgemüse genauso wie den herkömmlichen Spinat, und auch hinsichtlich ihrer Nährstoffe unterscheiden sie sich nicht wirklich. So stecken auch im Winterspinat zahlreiche wertvolle Antioxidantien, B- und C-Vitamine und Spurenelemente wie Eisen, Kalium, Kalzium und Magnesium.

Lila Kohlsprossen

© Canva
Lila Kohlsprossen

Auch wenn sich die violetten Kohlsprossen nur minimal von ihren grünen Geschwistern unterscheiden, sind sie doch ein wahrer Augenschmaus auf dem Marktstand, im Kühlschrank und erst recht später auf dem Teller. Wie auch beim Feder- oder Palmkohl ist es inzwischen gar nicht so unüblich, auch die Sorten mit einem höheren Gehalt an den farbgebenden Beta-Carotinen anzubauen. Wo früher nur ein leuchtend einfarbiges Grün gewünscht wurde, ist Vielfalt heute auch im Gemüsebeet gewünscht. Im Fall der Kohlsprossen bringt dies sogar einige spannende kulinarische Vorzüge mit sich. So sind die lila Sprossen meist etwas kleiner und zarter, müssen weniger geputzt werden und verbreiten beim Kochen einen weniger intensiven Geruch als die grünen. Wer das leuchtende Violett der Kohlsprossen behalten will, sollte sie nur kurz anrösten oder am besten direkt roh zu einem knackigen Salat verarbeiten – besonders empfehlenswert mit einigen Granatapfelkernen, gerösteten Saaten und einer würzigen Vinaigrette mit Honig, Raz el-Hanout und Harissa.

Osaka-Kohl

© Shutterstock
Osaka-Kohl

Manche Lebensmittel sind so schön anzusehen, dass man es kaum übers Herz bringt, sie zu verarbeiten. So ist es auch beim Osaka-Kohl, der aktuell die Felder von Familie Reiner in Frauenkirchen zum Leuchten bringt. „Eigentlich gehört der Osaka-Kohl als sogenannter ‚Ornamentkohl‘ zu den Zierkohlsorten“, sagt Paul Reiner Junior, der gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Bruder in dritter Generation den Reiners-Hof führt. „Man kennt diese Sorte mit ihren knallvioletten Blättern hauptsächlich aus Ziergärtnereien. Man kann sie aber auch sehr gut essen. In der Küche eignet sie sich für alle Rezepte, in denen man sonst Spitzkohl verwenden würde.“ Wie wäre es denn im Hinblick auf den Namen dieser Kohlsorte z. B. mit einem leckeren, lilafarbenen Okonomiyaki? Für diese aus der japanischen Provinz Osaka stammende Leckerei wird zunächst ein flüssiger Teig aus etwas Mehl, Backpulver, Eiern und Dashi hergestellt, unter den dann kleingeschnittener Kohl gehoben wird. Wer mag, gibt noch Karotten, eingelegten Ingwer oder andere Zutaten nach Wahl hinzu und backt den Teig schließlich wie einen Pfannkuchen auf dem Herd. Noch Okonomi-Soße, Mayonnaise, Nori-Algen und Thunfischflocken darüber geben und fertig ist ein nahrhaftes und echt japanisches Mittagessen – heute eben mal in Lila.

Blattbrokkoli


© Krautwerk
Blattbrokkoli

„Im Gegensatz zum herkömmlichen Brokkoli bildet der Blattbrokkoli, auch bekannt als Brokkoli Fiolaro, keine Röschen aus“, weiß Robert Brodnjak. „Hier werden nur die Blätter geerntet. In Italien zieht man sie einfach direkt vom Stiel ab, schneidet diesen dann in Stücke, schwitzt ihn kurz mit Zwiebeln und Knoblauch an, gibt die geschnittenen Blätter hinzu und löscht alles mit ein bisschen Gemüsefond ab. Jetzt noch Gnocchi, Tagliatelle oder Penne dazugeben, alles einmal kräftig durchschwenken und mit Parmesan und gerösteten Pinienkernen bestreuen – schon hat man ein tolles Wintergericht.“ Gesund ist diese alte italienische Blattkohlsorte obendrein. Auch sie ist reich an Antioxidantien, Mineralien und Vitaminen, insbesondere dem Vitamin K. Und auch die für die Zellregeneration förderliche Folsäure ist im Fiolaro überdurchschnittlich vertreten.

Radicchio

© Krautwerk
Radicchio Yellowstone

Zugegeben, Radicchio steht inzwischen ganzjährig in jedem Supermarkt. Doch diesen meinen wir nicht. Oder habt ihr schon einmal Yellowstone, Verona, Trevisio, Castelfranco oder Chioggia im Supermarkt gesehen? Diese Radicchio-Sorten sind echte Raritäten und untermauern einmal mehr die ungeheure Vielfalt von vermeintlich wohlbekannten Gemüsesorten. Sie alle stehen bei Robert Brodnjak auf den Feldern des Krautwerks und erfüllen diese mit Farbe. Von Gelb über Grün bis hin zum herkömmlichen Violett: Die Radicchiosorten sind genauso bunt wie ihre Einsatzmöglichkeiten. „Natürlich kann man sie alle gut für ein Risotto verwenden“, sagt Brodnjak. „Man kann aber auch, wie in Italien, eine leckere Frittata aus ihnen machen. Dazu den Radicchio einfach in Stücke schneiden,  mit Zwiebel anschwitzen, zum Ablöschen etwas Rotwein verwenden und dann verquirlte Eier darüber schlagen. Den Yellowstone-Radicchio kann man auch sehr gut und einfach vierteln und in heißem Olivenöl knusprig anbraten. Wenn die Blätter dann leicht karamellisieren, ergibt das einen großartigen Geschmack zwischen Süße und Bitterkeit. Noch etwas Zitronenzeste darüber reiben und man möchte gar nichts anderes mehr essen.“

Neu bei Gaumen Hoch

Unsere Bewegung wächst: Um Menschen, die Lebensmittel verantwortungsbewusst herstellen oder verarbeiten. Und uns inspirieren, uns gesünder zu ernähren.