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Krautwerk in Großmugl

Mit ihrer Marktgärtnerei Krautwerk treibt Familie Detz-Brodnjak die heimische Gemüsekultur auf die Spitze (der Qualitätspyramide).
Am Feld vom Krautwerk
© Gaumen Hoch

Der Wink mit dem Gartenzaun­pfahl

von Sebastian Hofer

Wenn Robert Brodnjak vom Sellerie erzählt, weitet sich der Horizont, es beginnt zu leuchten, und eine Superknolle geht auf. Er erzählt dann nämlich, wie er einmal zu Forschungszwecken dreizehn verschiedene Sorten von dem Gemüse angebaut und die verschiedenen Pflanzenbestandteile später noch einzeln zubereitet und verkostet hat: Teile des Herzstücks der Knolle: klare Grapefruit-Noten. In den Wurzelhaaren: Macadamia-Nuancen. Am Wurzelansatz: Orange-Zitrus. Und im Herzstück ein cremiges Hühnerfleischaroma. „Sellerie ist Sellerie ist Sellerie? Ja, schmeck’s!“

© Gaumen Hoch
Gemüse pflanzen

Fröhliche Wissenschaft

Robert Brodnjak geht mit seinem Gemüse fast schon wissenschaftlich um, aber es ist eine fröhliche Wissenschaft. Ja, auch weil sie froh macht. Nicht zuletzt den Gemüsebauern selbst, und zwar von Anfang an: Als Brodnjak und seine Frau Claudia Detz im Jahr 2012 mit dem Gemüseanbau begannen, war das auch ein Seelenfriedensstiftungsprojekt.

Brodnjak hatte Koch gelernt, war in der Gastronomie aber nie ganz glücklich geworden und hatte schließlich zum IT-Administrator umgesattelt. Detz war als Bilanzbuchhalterin tätig. So richtig happy waren sie damit beide nicht – mit dem Gemüse, das zunächst auf ihrer Terrasse, dann auf einem Versuchsfeld in Stammersdorf wuchs, dagegen sehr wohl, weshalb dieses immer wichtiger und zentraler wurde und schließlich tatsächlich zum Haupterwerb: Eine kleine Ackerfläche wurde gepachtet, das „Krautwerk“ gegründet. Fehler wurden gemacht und fortan vermieden, Erfolge gefeiert und akribisch – wissenschaftlich – weiterverfolgt.

„Und irgendwann rief Heinz Reitbauer, der Steirereck-Chef, an: Ihm sei zu Ohren gekommen, dass der Herr Brodnjak elf verschiedene Erbsensorten anbauen würde und wollte fragen, ob er denn nicht eine Probelieferung bekommen könne. Er konnte. Und er wollte mehr, und nicht nur Erbsen.“ 

„Irgendwann rief der Steirereck-Chef, an: Ihm sei zu Ohren gekommen, dass der Herr Brodnjak elf verschiedene Erbsensorten anbauen würde.“
Robert Brodnjak
© Mirco Taliercio
Gemüse

Von Ernteplänen und Sonderwünschen 

Heute sind Reitbauer und ein paar auserlesene Kolleginnen und Kollegen aus der heimischen Spitzengastronomie – 15 Restaurants, und basta – immer noch die Krautwerk-Hauptkundschaft. Mit ihnen besprechen Robert Brodnjak, Claudia Detz und die gemeinsame Tochter Saskia Detz individuelle Erntepläne und sonstige Sonderwünsche, entwickeln Sorten weiter, geben sachdienliche Hinweise, zum Beispiel, wie ein Karfiol sich geschmacklich entwickelt, wenn man ihn bis kurz vor die Blüte weiterzieht, oder auf welche Weise jede Karotte ihr Terroir schmeckbar macht. Man kann das alles zum Glück auch als Privatkundin und -kunde erfahren: Das Krautwerk vertreibt seine Produkte am Karmelitermarkt, Samstagvormittag, früh kommen lohnt sich. 

Die Krautwerk-Farm liegt in der Weinviertler Gemeinde Großmugel, genauer: zwischen Porrau und Füllersdorf, oder sagen wir: ein paar Felder östlich von Hollabrunn. Sie war schon einmal größer, etwas mehr als drei Hektar. Dann gab – schon wieder! – Heinz Reitbauer den Wink mit dem Gartenzaunpfahl: Man möge sich doch einmal die Blue Hill Farm in Upstate New York anschauen. Man schaute – und beschäftigte sich danach noch intensiver mit dem Prinzip Marktgärtnerei, also dem streng handwerklichen Gemüseanbau auf kleinster Fläche.

„Wir sind flächenmäßig kleiner geworden, aber als Betrieb gewachsen.“
Robert Brodnjak
© Gaumen Hoch
Handarbeit beim Gemüseanbau
Handarbeit wird in Großmugl großgeschrieben.

Handarbeit vom Feinsten

Brodnjak und Detz stellten ihr System um. Auf Chemie oder Bewässerungsanlagen hatten sie schon immer verzichtet, nun ließen sie auch die Maschinen im Schuppen, machten alles nur mehr von Hand. Das bedeutet mehr Aufwand, aber bringt auch mehr ein, weil enger gesetzt und schneller reagiert werden kann. Aus drei Hektar wurde einer, von dessen Ertrag die Familie und sechs Mitarbeiter:innen leben können. „Wir sind flächenmäßig kleiner geworden, aber als Betrieb gewachsen“, sagt Robert Brodnjak.

Es geht nicht ums Reichwerden, es geht ums gute Leben, um die Vielfalt der Sorten und der Geschmäcker. Die entstehen nämlich, davon sind sie bei Krautwerk überzeugt, beim Wachsen, also am Feld, und nicht erst in der Küche. Und ansonsten gilt, ganz ehrlich: „Unser Gemüse ist zu schade, um es in einer Suppe zu verarbeiten.“

Robert Bonjak

Robert Brodnjak

Ein Geschmack deiner Kindheit?
Sarma
Die schlimmste kulinarische Erfahrung, die du je gemacht hast?
Gegartes Schwein nach Kalua Art aus dem Erdloch
Für welche Zutaten gibst du auch gern viel Geld aus?
Trüffel
Der beste Koch/die beste Köchin der Welt ist …?
Herr Heinz Reitbauer und Paul Ivic
Dein Lieblings-Gemüse?
Sellerie
KRAUTWERK GARTEN

KRAUTWERK GARTEN ist Mitglied von Gaumen Hoch*

*Gaumen Hoch ist eine Gemeinschaft von Menschen aus der Gastronomie und Landwirtschaft, die sich mit ihrem verantwortungsvollen Handeln für einen gastronomischen Wandel einsetzen. Mit ihrer Mitgliedschaft leisten sie einen Beitrag, um diese Veränderung zu unterstützen. Gaumen Hoch-Mitglieder bekennen sich zu unserem Wertemanifest und werden jährlich von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle geprüft.

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