Bio, heißt es, müsse man sich leisten können. Bedeutet: Sie können ganz schön teuer sein, diese Lebensmittel, die chemiefrei, nachhaltig, gesund und bestenfalls auch noch regional sind. Da können 150 Gramm Butter im kleinen Bio-Shop nebenan schnell einmal 3,90 Euro kosten. Oder ein Glas Honig acht. So das Klischee.
Die Sache ist aber die: Immer mehr Menschen in Österreich kaufen Bio-Lebensmittel – und das, obwohl das generelle Lebensmittelangebot so teuer ist wie noch nie. Der Grund: die Inflation. Doch dabei fällt eines auf: Bio-Lebensmittel sind von den horrenden Inflationsraten weniger betroffen als konventionelle, sprich: Die Preise konventioneller Lebensmittel sind stärker gestiegen als die der Bio-Lebensmittel. Warum ist das so? Ist Bio prinzipiell krisenfester als Nicht-Bio? Und welche Zahlen stecken hinter diesem Phänomen?
Österreich is(s)t Bio!
Was den Anteil der Bio-Einkäufe im Einzelhandel angeht, sprechen die Zahlen in Österreich eine klare Sprache. In diesem Fall sind es die Zahlen, die von FiBL Schweiz in Zusammenarbeit mit IFOAM Organics International erhoben wurden. Laut FiBL-Senior-Researcher Helga Willer kann Österreich den weltweit zweithöchsten (!) Bio-Anteil am Gesamtmarkt im Lebensmitteleinzelhandel vorweisen, nämlich 11,5 Prozent. Zum Vergleich: Beim Spitzenreiter Dänemark sind es 12 Prozent.
„Der Anteil an Bio-Lebensmitteln liegt selbst in Zeiten der Teuerungen über dem Vorkrisenniveau.“
Was die Pro-Kopf-Ausgaben für Bio-Lebensmittel pro Jahr betrifft, liegt Österreich mit 287 Euro an dritter Stelle – hinter Dänemark mit 369 Euro und der Schweiz mit 441 Euro. „Die Konsument:innen in Österreich sind damit starke Partner:innen der Bio-Landwirtschaft“, sagt auch Susanne Maier, Geschäftsführerin der BIO AUSTRIA.
„Das ist angesichts der hohen Inflationsrate besonders erfreulich, denn der Anteil an Bio-Lebensmitteln liegt selbst in Zeiten der Teuerungen über dem Vorkrisenniveau, denn der wertmäßige Bio-Anteil im Gesamtjahr 2019 lag bei 9,3 Prozent – und damit also um gut zwei Prozentpunkte unter dem heutigen Anteil.“
Bio als Inflationsbremse
Warum aber ist die Inflationsrate für Bio-Lebensmittel vergleichsweise gering? „Das hat im Wesentlichen zwei Gründe“, erklärt Susanne Maier. „Erstens sind Bio-Lebensmittel viel weniger von fossilen Ressourcen abhängig, weil sie keine chemisch-synthetischen Düngemittel und chemisch synthetischen Spritzmittel brauchen, die bekanntlich auf Basis von Erdgas erzeugt werden. Und zweitens hat die Bio-Landwirtschaft, was tierische Produkte betrifft, eine regionale Futtergrundlage – und ist damit nicht abhängig von Futtermittelimporten.“
Das Portal Enkeltaugliches Österreich liefert zur Inflationsrate von Bio- und konventionellen Lebensmitteln aufschlussreiche Zahlen. Während das gesamte Lebensmittelangebot im österreichischen Einzelhandel 2023 insgesamt um 16,5 Prozent teurer als im Vorjahr wurde, stiegen die Bio-Lebensmittel um gerade einmal 7,5 Prozent. Damit lagen sie auch deutlich unter der Inflationsrate von 11,5 Prozent. „Viele unserer Mitglieder bestätigen, dass die Preise ihrer Produkte deutlich weniger gestiegen sind als die Inflation in Österreich“, schreibt das Portal etwa. Und: „Beim Denns Biomarkt kostet der idente Warenkorb von 2021 nur 3,12 Prozent mehr und liegt dadurch auch deutlich unter der Inflationsrate.“
Der Mythos von ach so unleistbaren Bio-Produkten wird also ausgerechnet durch die Teuerungen widerlegt. Und wie es aussieht, werden Österreichs Konsument:innen auch in Zukunft weiter verstärkt auf Bio setzen. Das zeigt auch eine Studie der AMA. Dort ergab eine Befragung, dass Bio als wichtigster Faktor wahrgenommen wird, um den Wert eines Lebensmittels zu steigern. Mehr denn je, könnte man sagen, ist dieser Wert seinen Preis wert – und auch leistbar.