So gelingt den Zotters die Schokoladen-Zepter-Übergabe

Wie schafft man es, ein Traditions-Unternehmen mit Dynamik und Herzblut weiterzugeben? Josef und Julia Zotter über die Kraft des Miteinanders.
Josef und Julia Zotter im Gaumen Hoch-Podcast
© Gaumen Hoch

Im idyllischen Riegersburg in der steirischen Hügellandschaft schlägt das süße Herz einer der bekanntesten Schokoladenmanufakturen Europas: Zotter. Im Gaumen Hoch-Podcast sprechen Gründer Josef Zotter und dessen Tochter Julia, die nun das Unternehmen in die nächste Generation führt, offen über Herausforderungen, Emotionen und konkrete Strategien, wie aus einer klassischen Übergabe ein gemeinsamer Zukunftsentwurf wird. Ein Paradebeispiel dafür, wie Familienunternehmen den Generationenwechsel als Chance für Innovationsschub und nachhaltige Weiterentwicklung nutzen können.

„Die große Gefahr ist ja, dass da Innovationsgeist verloren geht – und genau da bringt die Jugend wieder neuen Schub.“
Josef Zotter

Vom Kuhstall zur Weltmarke

Die Geschichte von Zotter ist geprägt von unternehmerischer Leidenschaft und dem Mut, nach einer Insolvenz neu zu starten. Josef Zotter erzählt, wie alles begann – mit einer Konditorei in Graz, jugendlichem Leichtsinn, ersten Erfolgen und schließlich der bitteren Erfahrung einer Pleite. „Lieber pleite, bevor ich irgendwelche Kompromisse eingehe“, sagt er rückblickend. Statt aufzugeben, startete er am Hof seiner Eltern neu – ausgerechnet im alten Kuhstall, der zum Ursprung einer heute weltbekannten Schokoladenwelt wurde.

© Gaumen Hoch
Zotter Podcast
Während der Aufnahme servierten Christina Luger und ihr Team der Lounge81 ihren Lounge81-Taco: ein Maistaco mit Bio-Rindfleisch, einer von mexikanischer Mole inspirierten Schokosauce aus Zotter-Schokolade und sommerlichem gebratenem Gemüsesalat.

Eine Kindheit zwischen Torten und Kakaobohnen

Dass Zotter heute für über 600 Sorten, 200 Mitarbeitende und 4.000 Vertriebspartner steht, hat viel mit Haltung zu tun: Bio, fairer Handel und Innovationsgeist sind seit jeher untrennbar mit dem Namen verbunden. Julia Zotter, die das Unternehmen übernimmt, beschreibt ihre enge Verwurzelung: „Ich fühl mich in der Firma überall zu Hause, weil ich ja von Anfang an dabei war.“ Schon als Kind legte sie Kürbiskerne auf die ersten Tafeln – heute reist sie regelmäßig zu Kakaobäuerinnen und -bauern in aller Welt, spricht mit ihnen auf Augenhöhe und bringt ihre internationale Ausbildung ein.

„Es ist wichtig, nicht nur die Leute kennenzulernen, sondern ihnen zu zeigen: Wir wertschätzen eure Arbeit.“
Julia Zotter

Wenn Schokolade pikant wird

Dass Vater und Tochter dabei nicht nur das Geschäftliche verbindet, sondern auch die gemeinsame Leidenschaft für Kreativität, wird im Gespräch deutlich. Von Schokolade mit Chili, Käse oder Mango bis zu Schokosaucen in pikanten Gerichten – das Experimentieren ist Teil der DNA. Gleichzeitig zeigen die Zotters, dass Unternehmertum Verantwortung bedeutet: für Produzent:innen, für Konsument:innen und für kommende Generationen.


Erfolgsfaktoren: Kommunikation, Vertrauen, frühe Einbindung

Aktuelle Studien bestätigen, dass eine rechtzeitige und offene Kommunikation zwischen den Generationen entscheidend für den Erfolg der Betriebsübergabe ist. Die Nachfolgegeneration – hier Julia Zotter – wird bei Zotter aktiv und schon früh in unternehmerische Entscheidungen einbezogen. Ein gemeinsames Ziel, Werte wie Nachhaltigkeit und Qualität, sowie der Wille, das Unternehmen zukunftsfähig zu machen, stehen im Mittelpunkt. Der Generationenübergang wird dabei nicht als abruptes „Loslassen“, sondern als fortlaufender Dialog zwischen Josef, dem Gründer, und Julia, die als nächste Generation den Betrieb übernimmt, gelebt.

Julia bringt internationale Erfahrungen ein, modernisiert Prozesse und entwickelt neue Produkte in Zusammenarbeit mit dem Team. Josef bleibt Ratgeber und treuer Begleiter – so gelingt der Balanceakt zwischen Kontinuität und Erneuerung.

Generationenübergang ist kein Selbstläufer

In Österreich planen laut aktuellen Zahlen rund 47 % der österreichischen KMU innerhalb der nächsten 10 Jahre eine Betriebsübergabe. Doch fast die Hälfte dieser Betriebe hat dafür noch keine geeignete Nachfolge – besonders kleinere Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeiter:innen sind betroffen. Fehlende Planung, Kommunikationsmängel und Unsicherheiten behindern oft den Generationenwechsel. Zotter zeigt, wie durch strukturierte Übergabe, Einbeziehung von Externen sowie frühzeitige Klärung von Eigentums- und Führungsfragen Unsicherheiten minimiert werden können.

Abschließend bleibt die Frage offen: Wie können andere Betriebe von Zotter lernen, die nächste Generation nicht nur einzubinden, sondern gemeinsam ein neues Kapitel zu gestalten? Unsere Podcastfolge mit Zotter Schokolade spart auch die Risiken nicht aus: vom emotionalen Loslassen über finanzielle Fragestellungen bis zum Umgang mit unterschiedlichen Vorstellungen in der Familie. Ein echter Mehrwert für alle, die nachhaltige Familienbetriebe und moderne Generationenübergaben interessieren.

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