Über 10.000 Bio-Kisterln verschickt der Biohof Achleitner – pro Woche. So, damit haben wir eure Aufmerksamkeit – und vermitteln auch einen ersten Eindruck, was diesen Familienbetrieb im oberösterreichischen Eferding so faszinierend macht: Große Mengen und hohe Bio-Qualität sind hier kein Widerspruch.
Im Gegenteil: Fast scheint es, als bedingen sie einander, damit dieses ökologische Gesamtkunstwerk seine Ansprüche erfüllt. „Unser Gesamtbetrieb besteht aus vier Säulen“, erklärt Andreas Achleitner, seit Anfang 2024 Herr über dieses vielschichtige Wunderding. „Einmal wären da besagte Bio-Kisterln, die es in 14 Ausführungen gibt und die wir wöchentlich verschicken“, erklärt Achleitner. „Dann gibt es unseren Frischemarkt mit über 6000 Bio-Produkten. Dort befindet sich übrigens auch unser Restaurant, das Kulinarium, in dem täglich frisch gekocht wird. Zusätzlich haben wir unseren Großhandel mit Bio-Obst und Gemüse. Und das Herz von alledem ist natürlich unsere Bio-Landwirtschaft auf rund 85 Hektar.“ Wer Achleitner zuhört, merkt schnell: Der 38-Jährige kennt diesen vielschichtigen Betrieb in- und auswendig. Jahreszahlen, Prozentanteile, Mengenangaben: Es ist, als hätte Achleitner all das von klein auf aufgesogen. Dabei war er jahrelang weit, weit weg von Eferding. Und hätte sich vor einigen Jahren nicht im Entferntesten vorstellen können, zu Hause als Bio-Bauer tätig zu sein.
Von der Software zur Saft-Ware
Fast acht Jahre lang hat er auf vier verschiedenen Kontinenten gelebt und gearbeitet. Begonnen hat alles mit dem Studium der internationalen Betriebswirtschaft in Wien.
Nach einem USA-Aufenthalt dann der große Sprung zurück nach Europa, wo Achleitner eine steile Karriere startet: „Ich habe rund fünf Jahre für Google in Dublin gearbeitet. Da habe ich bemerkt: Cool, wenn ich mich wo hineinbeiße, dann trägt das Früchte. Die Sache war nur: Diese Früchte bei Google waren nicht wirklich essbar. Eh schön, man bekommt dort jede Menge gratis Essen und wird mit allem Möglichen hofiert, aber mir fehlte immer mehr die Sinnhaftigkeit. Bis ich festgestellt habe: Was mir wirklich wichtig ist, ist eigentlich alles zu Hause, nämlich: ein gesunder, nachhaltiger Lebensstil.“
„Hier kann man frühstücken und Mittagessen, alles zu 100 Prozent Bio, eh klar.“
Ohne hochwertige Lebensmittel sei ein solcher Lebensstil gar nicht erst möglich, ist Andreas überzeugt. Und: „Hochwertige Lebensmittel sind einfach Bio – Punkt! Das weiß ich, seit ich ein Kind bin!“ Achleitner spielt damit auf seine Eltern an, die die Landwirtschaft 1986 von den Großeltern väterlicherseits übernommen und 1990 auf Bio umgestellt hatten. In ihrem Fall sei der etwas überstrapazierte Begriff der „Bioniere“ sehr wohl gerechtfertigt.
„Sie waren damals in einer Bubble von Gleichgesinnten, denen naturnahe Landwirtschaft und das Thema extrem wichtig waren“, erinnert er sich. „Dadurch haben sie sich gegenseitig motiviert und auch viel Überzeugungsarbeit außerhalb dieser Bubble geleistet – auch wenn das damals alles andere als einfach war.“
Mehr als ein Restaurant
Doch offenbar war die reine landwirtschaftliche Arbeit Andreas Eltern nicht genug. „2005 kam die Nachricht, dass wir an unserem damaligen Standort in Unterschaden wegen der Hochwassergefahr nicht weiterbauen durften“, erinnert sich Andreas.
„Also verlegten wir alles – bis auf die Äcker, natürlich – an den heutigen Standort Eferding. Was sich zunächst wie eine Hiobsbotschaft anhörte, entpuppte sich für uns aufgrund der guten Verkehrsanbindung aber schon bald als Segen.“, sagt Andreas. „Also ideale Voraussetzungen für die Gründung unserer Bio-Welt!“ Unter demselben Dach wie der Frischemarkt befindet sich seit 2005 das Kulinarium, also das Restaurant der Achleitners. Und doch: Der Begriff Restaurant greift in diesem Fall zu kurz. Denn es ist auch ein Ort, in dem alles, was die Familie Achleitner macht, spür- und essbar wird. „Hier kann man frühstücken und Mittagessen, alles zu 100 Prozent Bio, eh klar“, sagt Andreas.
Küchenchef Hannes und Achleitner-Tochter Birgit zaubern hier täglich wechselnde Speisen – „immer schonend zubereitet und gegart und natürlich ohne Mikrowelle und Geschmacksverstärker“, so Andreas. „Wahrscheinlich sagen die Leute deswegen so oft, dass es hier ‚wie zu Hause‘ oder ‚wie bei der Oma‘ schmeckt. Weil sie wissen, woher die Lebensmittel kommen. Und vor allem: wie viel Arbeit hinter so etwas vermeintlich Einfachem wie einer Karotte steckt.“