24 Grad, Sonnenschein, der Gastgarten mit ganzen 800 Sitzplätzen ist gut gefüllt, es riecht unverkennbar nach Stelze, Sonnencreme und Sonntag im Prater. Kellner Skender weicht inklusive Tableau voller Bier und Spareribs mit einem geübten Schlenker einer Gruppe von Kindern aus, die geradewegs zu den Luftburgen rennen. Kein Problem, das Team ist den Tumult gewöhnt, die Eltern genießen zur Abwechslung ihr Getränk kalt und ihr Essen warm und die Kids sind sowieso begeistert.
Family First
Familienfreundlichkeit ist für die Kolariks selbstverständlich, was sich auch in ihrem Business widerspiegelt: Die Familie betreibt in zweiter Generation das 100-Prozent-Bio-Restaurant Luftburg im Prater, das Ausflugsziel Praterfee mit Erlebnisbereich für Kinder, einen Luftburgen-Verleih sowie das Apartmenthaus Urban Lodge in der Ausstellungsstraße.
„Was meine Mutter aufgebaut hat, hat mir gefallen.“
Geschäftsführer Paul Kolarik war schon mit 7 Jahren klar, dass er den Betrieb seiner Mutter mal übernehmen möchte – hat er sich doch schon damals bei den Lieferantinnen und Lieferanten als „Juniorchef“ vorgestellt. „Ich bin im Prater aufgewachsen und habe immer nur seine schönen Seiten erlebt. Ich liebe das Grüne und die Nähe zur Stadt. Was meine Mutter aufgebaut hat, hat mir gefallen“, erzählt Paul. Auch Ehefrau Bianca kommt aus der Branche und stieg dann doch früher ins Geschäft ein als gedacht. Die Pandemie-Jahre haben vieles verändert und die Zwangspause stellte sich dann als Neubeginn heraus. „Ich hatte das Gefühl, ich kann hier mitgestalten“, meint Bianca, und so startete das Paar 2021 samt großzügigem Lokalumbau in eine neue Ära – und zwar 100 Prozent Bio.
„All in“ im Thema Nachhaltigkeit
2018 war der Betrieb mithilfe der Initiative „Natürlich gut essen“ der Stadt Wien erstmalig biozertifiziert und bereits bei 30 Prozent Bio-Anteil. Doch das war nicht genug, und die Kolariks packte der Ehrgeiz, hier wirklich etwas Großes zu verändern. Nach und nach wurde mit Lieferantinnen und Lieferanten beraten, adaptiert und eine ausgeklügelte Logistikkette entwickelt. Bei einem Restaurant mit 1200 Sitzplätzen und tausenden (!) Gerichten, die pro Tag über den Küchenpass wandern, ist allein die Menge für viele Bio-Produzentinnen und Produzenten eine Herausforderung. Gleichzeitig ist diese ein entscheidender Faktor, der durch preisliche Vorteile die Umstellung erst möglich macht.
„Wir wollen einen Beitrag leisten, um unseren Planeten lebenswert zu halten.“
Schritt für Schritt zur CO₂-Neutralität
Mit dem Bio-Gedanken und der Größe des Betriebs geht auch eine Verantwortung einher, die nicht bei den Produkten aufhört: Die Luftburg soll Nachhaltigkeit auf allen Ebenen vereinen. Ein fixer Stamm an Mitarbeitenden (auch in der Nebensaison) sorgt für stabile Zusammenarbeit, Gäste kommen immer wieder und auch bei den Ressourcen wird gut gehaushaltet. „Wir als Unternehmen wollen einen Beitrag leisten, um unseren Planeten lebenswert zu halten. Sei es durch eine gut kalkulierte Speisekarte sowie kurzfristige Lieferungen für eine bestmögliche Nutzung der Lebensmittel, das Bienenvolk am Dach, Mitarbeiter:innenschulungen zur Müllvermeidung oder weitere Umbauten, die wir planen“, erzählt Paul. Das nächste große Ziel heißt CO₂-Neutralität. Gebäude sollen besser gedämmt werden, neue Systeme verarbeiten Lebensmittelreste zu Biomasse, Altöl wird zu Biodiesel, Gas wird als Energieträger abgelöst und Photovoltaik am Dach verwandelt Sonnenlicht in Strom.
„Wir sind immer noch ein Biergarten!“
Dreifaltigkeit im Prater
Neben all den strategisch klugen Entscheidungen und nachhaltigen Weiterentwicklungen des Unternehmens ist das Ehepaar Kolarik aber vor allem eines: Gastgeber. Die beiden sind selbst große Kulinarikfans und wollen ihren Gästen mehr als nur ihr Essen servieren: eine Atmosphäre, wo man sich wohlfühlen kann, einen entspannten Nachmittag, ein Gericht, das man sich vielleicht nur selten gönnt und dann nur aus Bio-Herkunft.
„Wir geben dem Essen den Wert, den es haben sollte.“
„Wir sind immer noch ein Biergarten“, betont Paul. Die Gäste kommen, um die drei Klassiker Schnitzel, Stelze und Spareribs zu genießen. Das Bewusstsein für hochwertige Lebensmittel wird immer mehr: „Wir geben dem Essen den Wert, den es haben sollte“, meint Bianca. Und das wird hier – im nachmittäglichen Gastgarten – eindeutig wertgeschätzt. „Zugegeben, am Sonntag wird’s bei uns auch mal laut“, lacht Bianca, „aber wir sind ja auch im Prater!“
Bianca und Paul Kolarik
Paul: Optimismus ist alternativlos.
Bianca: Do&Co.
Paul: Oder in die Berge.
Paul: Als Mensch zu wachsen und einen wirklich wertvollen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.