Felder, Wälder, Viecher – in seinem ersten Leben war der Seyrhof in Gutau im Mühlviertel ein gewöhnlicher Vierkanter mit gemischter Landwirtschaft. Dann kamen Christa Seyr und ihr Mann Thomas, die den Hof 1998 übernahmen, auf neue Beine stellten und eine konsequente Umstellung auf biologische Landwirtschaft vorantrieben. So begann das zweite Leben des Seyrhofs, sein drittes folgte bald: Der Bauernhof wurde nach außen hin geöffnet und dient seit 2015 auch als Tagungs- und Feierort.
„Unser Wunsch war es, die herrliche Kulisse, in der wir leben, auch einem breiteren Publikum zu öffnen“, erklärt die Familie Seyr. Und in diesem Sinn errichteten sie auf ihrem Gut einen großzügigen Seminarraum und eine Gaststube, alles in sehr bewusster Bauweise – mit Holz aus dem eigenen Wald, Sumpfkalkputz, Schilfdämmung, Hackschnitzelheizung und einer eigenen Pflanzenkläranlage.
Sonntags Küche für alle
Was zählt, sind aber die inneren Werte. Die stammen hier aus dem eigenen Boden und aus Christa Seyrs Küche. Die Hausherrin zählt zu den renommierten Gastgeberinnen des Mühlviertels, auch wenn ihre Küche nicht allen zugutekommt, sondern nur Seminar- und Tagungsgästen – oder den Glücklichen, die hier Geburtstage, Taufen oder Hochzeiten feiern. Immerhin: einmal im Monat findet am Seyrhof ein öffentlicher Brunch-Sonntag statt, an dem jede und jeder Christas Küche kennenlernen kann.
Von nah…
Diese Küche lebt auch von den Produkten, die Christa Seyr zur Verfügung hat. Sie stammen durchwegs aus der eigenen Landwirtschaft – aus dem Gemüsegarten, in dem vor allem alte Sorten wachsen und von den eigenen Getreidefeldern. Oder aber aus dem Laufstall, in dem 20 Milchkühe stehen; von den Hendln oder von den Wiesen, die Christa, eine gelernte Kräuterpädagogin, bestens für ihre Zwecke zu nutzen weiß.
Neben den frischen Grundprodukten kommen auch selbstgemachte Essige und Öle, Kräutersalze, Sirupe und Eingelegtes zum Einsatz; bloß das Fleisch für den legendären Schweinsbraten von Christa wird zugekauft, allerdings aus allererster Quelle, nämlich der Bio-Fleischerei Sonnberg im nahen Unterweißenbach.
… und fern
Die Kundschaft kommt zum Teil von weither – und erstaunlich häufig aus den USA. Viele Donaukreuzfahrer:innen erkunden das Mühlviertel mit Exkursionen zum Seyrhof, lernen hier Mohnflesserlbacken, kriegen eine klassische Mühlviertler Brettljause und sind manchmal ganz verwundert, wie so ein Bauernhof auch ausschauen kann.
Neben der Tagungs-Gastronomie kann man am Seyrhof auch Brotbackkurse und Kräuterwanderungen mitmachen oder geführte Hofnachmittage erleben. Das Angebot ist vielfältig, auch weil Thomas und Christa Seyr lieber auf mehreren Standbeinen stehen als sich einer:m einzigen Abnehmer:in oder Geschäftszweig auszuliefern.
„Wenn du viele verschiedene Sorten anbaust, wird immer eine gut reifen.“
Also machen sie eben vieles. Und sie machen dieses Viele auf eine einfache, gute Weise – als Familienbetrieb, denn auch die vier Kinder Florian, Maximilian, Miriam und Sophie helfen natürlich mit, soweit es die Zeit und die Schule erlaubt. So macht auch die persönliche Einstellung, das Bekenntnis zur Diversität, einen ökonomischen Sinn, erklärt Thomas Seyr: „Es geht sich immer aus, weil sich das System ausgleicht. Das ist wie in der Natur: Wenn du viele verschiedene Sorten anbaust, wird immer eine gut reifen – und wenn der Mangold in einem Jahr nichts wird, dann gibt es in dem Jahr halt mehr Spinat.“