Da liegt er, der stattliche Vierkanter von Christa und Thomas Seyr, selbstbewusst in die Mühlviertler Landschaft gebaut. Vor bald 30 Jahren hat das Paar den Seyrhof von Christas Eltern übernommen und vieles anders gemacht. Das ist auf Thomas zurückzuführen, der selbst auch aus einer Bauernfamilie stammt und ein technisches Studium absolvierte. Dort lernte er, komplexe Systeme in ihrer Ganzheit zu sehen. So war klar: Den Hof will das Paar gemeinsam zurück zur Natur führen, zu einer konsequenten biologischen Landwirtschaft.
Best Practice in Konsequenz
Gut 33 Hektar Felder, Wiesen und Wald bewirtschaften die Seyrs heute; außerdem versorgen sie 20 Milchkühe, ein paar Ziegen, Schafe und Hühner. Nur mit der Schweinehaltung haben Christa und Thomas aufgehört, das wäre in ihrem Rahmen nicht biologisch-nachhaltig möglich gewesen. Das Fleisch für den legendären Schweinsbraten von Christa, den die Gäste im Seminar- und Tagungsbereich des Seyrhofs serviert bekommen, stammt aber aus bester Quelle, nämlich von der Biofleischerei Sonnberg in Unterweißenbach.
„Gemüseacker? Bei uns im Mühlviertel heißt das Krautland.“
Die Landwirtschaft am Seyrhof dient im Grunde der Selbstversorgung. Bloß ein Teil der Milch wird an die Salzburg Milch abgegeben, alles, was sonst noch hier am Hof entsteht, wird auch hier verwertet. Christa macht Brot aus dem eigenen Roggen, bestellt einen Gemüseacker („bei uns im Mühlviertel heißt das Krautland“), wo von allem ein bisschen was wächst. Wenn die Ernte einmal zu üppig ausfällt für den Eigenbedarf, dann wird eben eingelegt oder anderweitig veredelt, zu Marmelade, Säften oder Sauergemüse gemacht, erhältlich im kleinen Hofladen, den die Seyrs zur Coronazeit eingerichtet haben.
Vielfalt schützt Unabhängigkeit
Christa und Thomas wollen den Hof, den sie geerbt haben, mit den Leuten teilen, wollen ihn herzeigen. Und sie wollen mit dem vielfältigen Angebot, das sie da in petto haben, auch die eigene Unabhängigkeit sichern. So wurde der Seyrhof vor gut zehn Jahren um den Seminar- und Tagungsbetrieb erweitert. Christa erlangte außerdem die Gastgewerbebefähigung und bekocht seither die Gäste, macht als ausgebildete Kräuterpädagogin Wanderungen und hält Brotbackkurse ab.
Die Seyrs stehen auf vielen Standbeinen, keines davon wächst in den Himmel, aber zusammen halten sie den Hof stabil, und alle gemeinsam stehen sie auf festem Boden: einer ernsthaften biologischen Landwirtschaft, die nicht nur ein schnelles Trendphänomen ist. „Du kannst Bio-Landwirtschaft so oder so betreiben“, sagt Thomas Seyr, und dass er sie so betreibt, braucht er nicht dazuzusagen: gewissenhaft, respektvoll, mit Hingabe.
Wissen, wo’s juckt
Wer sich so intensiv mit dem eigenen Boden beschäftigt wie Thomas und Christa Seyr, der weiß, was es da braucht, was die Tiere nötig haben, wie die Pflanzen wachsen, warum jetzt gerade dies und nicht das passiert. Thomas Seyr findet einen Vergleich: „Ein Arzt, der seinen Patienten seit Jahrzehnten kennt, weiß halt auch eher, woher ein Problem kommt, als einer, der nur kurz in der Ambulanz drüberschaut. Die persönliche Erfahrung ist eben etwas ganz Wesentliches.“ Etwas wesentlich Gutes.