Das Klischee von der urigen Bio-Landwirtschaft hat mit der Realität sehr oft nur am Rande zu tun, in der kleinen Innviertler Gemeinde Wildhag trifft es ins Zentrum: Am Biohof Wölfleder wird grundehrliche Handarbeit geleistet, die Mensch und Tier ein würdiges Leben ermöglicht. „Wir fahren alle 14 Tage mit zwei bis drei Schweinen zum Schlachter und produzieren dann selbst Speck und Schinken, machen Beuschel und gepressten Saukopf – es wird wirklich das ganze Schwein verarbeitet“, sagt Biobauer Roman Wölfleder. Dazu gibt es im Hofladen Frischfleisch von Schwein und Lamm, Wurstwaren, Honig, Saft, Eier – „halt alles, was wir selber haben“. Das ist, rein mengenmäßig, nicht wahnsinnig viel, aber dafür wirklich, wirklich gut.
In der Überschaubarkeit liegt die Kraft. Das Innviertel hat ja in den letzten Jahren einen echten Hühnerboom erlebt, „die Hühnerställe sind bei uns wie die Schwammerl aus dem Boden geschossen“, sagt Roman Wölfleder.
„Wir fahren alle 14 Tage mit zwei bis drei Schweine zum Schlachter und produzieren dann selbst Speck und Schinken, machen Beuschel und gepressten Saukopf – es wird wirklich das ganze Schwein verarbeitet.“
Gut Ding will Weile haben
Er hat da lieber nicht mitgemacht, und das hat mehrere Gründe. Erstens mag Roman nicht 6000 Tiere in seinem Stall haben (was eine hendlbranchenübliche Größe wäre, aber „da ist mir klein und fein lieber“). Und zweitens wird er prinzipiell skeptisch, wenn etwas gar rasant und „schnell schnell“ passiert.
„Schön kleinweise“ ist eine Phrase, die Roman dagegen sehr gern verwendet, er kann sie zum Beispiel gut gebrauchen, wenn er seinen Werdegang zum Bio-Bauern erzählt. Gelernt hat er nämlich Elektriker, der elterliche Hof – seit immerhin 1592 in Familienbesitz und am Schluss ein konventioneller Milchviehbetrieb – war vor seinem Einstieg mehr Liebhaberei als tragfähiges Geschäft und war für eine kurze Zeit sogar komplett stillgelegt.
„Angefangen haben wir mit vier Schafen und zehn Hühnern, inzwischen haben wir 30 Mutterschafe plus Nachzucht, 70 Hühner, vier Zuchtsauen und knapp 40 Mastschweine.“
Step by Step
Im Jahr 2010 hat er es trotzdem – gemeinsam mit seiner Frau Sandra – wissen wollen: „Da hatten die Eltern schon fast allen Grund an den Nachbarn verpachtet und selbst nur mehr zwei, drei Schafe gehalten. Aber dann haben Sandra und ich schön kleinweise begonnen, Lämmer zu vermarkten – das ist auch ganz gut gegangen. Zur Corona-Zeit hat mir dann ein Freund zwei Schweine zugefüttert, das hat überhaupt super funktioniert, weil bei uns in der Nähe sonst fast niemand Bio-Schweinefleisch anbietet. Dann haben wir schön langsam auch wieder den Grund zurückgenommen und gesagt, jetzt bauen wir noch einen kleinen Stall. Und so ist das weitergegangen.“
Schön kleinweise ist da also ein schöner, kleiner Bio-Bauernhof herangewachsen: „Angefangen haben wir mit vier Schafen und zehn Hühnern, inzwischen haben wir 30 Mutterschafe plus Nachzucht, 70 Hühner, vier Zuchtsauen und knapp 40 Mastschweine.“ Das reicht jetzt aber auch, meint Roman. Anno 2016 folgte die Umstellung auf Bio, vertrieben wird bei Wölfleders nach wie vor das Allermeiste, was am Hof entsteht, per Direktvermarktung: im wöchentlichen Hofladen (Donnerstag ab 17 Uhr) oder per Online-Shop, den Roman Wölfleder aber, ehrlich gesagt, erst so richtig in Schwung bringen muss – „wenn ich einmal dazukomme“.
„Für uns ist es, wie wir es jetzt machen, genau richtig. Wir wollen nicht wachsen, wir wollen so weitermachen.“
Ja, die Zeit ist knapp, Roman ist Nebenerwerbsbauer und arbeitet Teilzeit in der Automatenfirma seines Onkels. Das wird auch noch so bleiben, denn „ich bin seit 23 Jahren in dem Betrieb, da mag man auch nicht so einfach aufhören.“ Und er hat „ein riesiges Glück, dass die Eltern noch zu Hause mithelfen können.“ Auch die beiden Buben, Leon und Jona, packen neben der Schule am Hof an.
Zum Schluss hat Roman Wölfleder noch eine besonders gute Nachricht: „Für uns ist es, wie wir es jetzt machen, genau richtig. Wir wollen nicht wachsen, wir wollen so weitermachen. Wir sind am Anfang ja sicher auch belächelt worden von den großen Landwirtinnen und Landwirten. Aber inzwischen sehen sie, dass es gar nicht schlecht war.“