Biohof Kajetan

Weniger Leistung, mehr Leben: Auf dem Biohof Kajetan geben die Kühe der Familie Feichtenschlager nicht alles – sondern nur das Beste. Und das ein Leben lang.
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Mit Herz und Klauen

von Lucas Palm

Schafgarbe, Pfennigkraut und Wiesenkerbel oder Kuckuckslichtnelke und Gundelrebe: Nein, die Rede ist hier nicht von einem Kräutergarten. Sondern von den Wiesen des Biohof Kajetan im oberösterreichischen Schneegattern.


„Uns geht es darum, möglichst alte und gesunde Kühe zu haben.“
Martin Feichtenschlager
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„Hier grasen unsere Kühe von Frühling bis Herbst“, sagt Hanneke Feichtenschlager, die zusammen mit ihrem Mann Martin den Hof in dritter Generation führt. Natürlich: Allein aus all diesen wertvollen Kräutern ließe sich wohl ein Geschäft aufbauen. Doch Hanneke und Martin geht’s um die Milch. Um richtig gute Milch. Und vor allem: um gesunde Kühe, die sehr, sehr alt werden können. 

Was es für beides braucht: eine intakte Natur mit gesunden Böden. Dafür haben Martins Eltern und deren Eltern vorgesorgt. Den Hof der Familie Feichtenschlager gibt es seit 1972, Seniorgründer Kajetan Feichtenschlager ist bis heute Namenspatron. Biozertifiziert ist der Hof seit 1999, „wobei meine Eltern auch davor nie auf die Idee gekommen wären, die Wiesen zu spritzen“, sagt Martin. 2020 übernahm er mit Hanneke den Hof – und die Leidenschaft nicht nur für alles, was da auf den Wiesen wächst, sondern auch für die 35 Fleckviehkühe.

„Das geht natürlich nur, wenn die Kühe auch weniger Milch geben, als sie könnten. Kühe mit hoher Milchleistung haben einen Preis. Und den bezahlen sie mit ihrer Lebensdauer.“
Martin Feichtenschlager

Weniger ist mehr

„Uns geht es darum, möglichst alte und gesunde Kühe zu haben“, sagt Martin. „Weil auch eine möglichst lange Lebensdauer der Nutztiere Teil einer nachhaltigen Landwirtschaft ist.“ Die Fleckviehkühe der Feichtenschlagers werden schon jetzt überdurchschnittlich alt – nämlich zehn bis elf Jahre.

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Bio-Heumilch als Markenzeichen: Hanneke und Martin betreiben für ihre Produkte viel Aufwand.
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Bio-Heumilch als Markenzeichen: Hanneke und Martin betreiben für ihre Produkte viel Aufwand.

„Unsere älteste Kuh ist 13 Jahre alt. Das geht natürlich nur, wenn die Kühe auch weniger Milch geben, als sie könnten“, erklärt Martin. „Kühe mit hoher Milchleistung haben einen Preis“, sagt auch Hanneke, „und den bezahlen sie mit ihrer Lebensdauer.“ Deswegen hält es das Paar mit seinen Kühen folgendermaßen: „Wir setzen auf weniger Milch, aber dafür auf fittere Kühe, die länger leben – und auch weniger Tierarztkosten und Arbeitsaufwand verursachen.“ Aber wie sorgt man dafür, dass eine Kuh lange gesund lebt? Das Schlüsselwort ist in diesem Fall die Züchtung. Und diese beginnt mit dem Samen des Stiers. 

„Wir setzen auf weniger Milch, aber dafür auf fittere Kühe, die länger leben – und auch weniger Tierarztkosten und Arbeitsaufwand verursachen.“
Martin Kajetan

Rohmilch aus dem Zapfhahn

„Wir wissen genau, welche Werte ein Stier vererbt, weil das im Labor genau aufgeschlüsselt wird“, sagt Martin. „Wichtig ist, die Werte des Stiers in Relation zu den Eigenschaften der Kuh zu setzen, damit man ein möglichst gesundes und robustes Kalb bekommt.“ Diese Robustheit zeigt sich nicht nur in der langen Lebenserwartung der Kühe. Sondern auch in ihrer körperlichen Angepasstheit an die Umgebung.

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Ihre Kühe füttern sie auch im Winter „mit Heu von unseren eigenen ungespritzten Wiesen und minimalen Mengen an biologischem Getreide und im Sommer mit frischem Gras“.
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Neben der Heumilch werden auch etliche Käsespezialitäten angeboten.

„Was für unsere Kühe wichtig ist, sind die Klauen“, so Martin. „Dadurch, dass sie viel auf der Weide sind, brauchen sie starke Klauen und Gelenke, damit sie sich nicht verletzen. Und auch auf die Körpergröße kommt es an: Unsere Kühe dürfen nicht zu groß und nicht zu schwer werden, weil es sonst Probleme auf unseren steilen Flächen gäbe.“ All das, was Martin und Hanneke für ihre Fleckvieh-Kühe tun, danken diese ihnen: in Form von hochwertiger Milch, die mittlerweile weit über die Grenzen von Schneegattern geschätzt wird.

„Wir machen alles in einem Rhythmus, der für uns passt – und für unsere Kühe, natürlich.“ 
Hanneke Feichtenschlager
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Gegründet wurde der Hof von Großvater Kajetan – nach Hanneke und Martin steht derweil schon die nächste Generation mit ihren Söhnen in den Startlöchern.

Die – unpasteurisierte! – Rohmilch gibt es beim hofeigenen Milchautomaten 24 Stunden am Tag frisch vom Zapfhahn, und auch selbstgemachte saisonale Joghurts verkaufen Martin und Hanneke ab Hof. „Momentan stellen wir zwei Sorten Topfenbällchen her. Künftig werden wir unsere Topfensorten aber noch ausweiten“, freut sich Hanneke. Und fügt hinzu: „Aber Turbowachstum ist nicht unsere Absicht. Wir machen alles in einem Rhythmus, der für uns passt – und für unsere Kühe, natürlich.“ 

Hanneke Kajetan

Hanneke Feichtenschlager

Ein Gericht, das du immer noch nicht perfekt hinkriegst?
Semmelknödel. Nachdem ich hergezogen bin, lernte ich Knödel zum ersten Mal kennen. Es war keine kulinarische Liebe auf den ersten Blick, da ich mit der Konsistenz nichts anfangen konnte. Mittlerweile schmecken sie mir, nur fallen sie mir beim Kochen immer wieder auseinander. Es wird wohl nie heiße Liebe werden zwischen mir und den Knödeln. 
Das beste Kochbuch, das je geschrieben wurde?
„Veronikas Hofküche“ von Veronika Brudl. Sie bringt regionalen und darüber hinaus biologischen Produkten aus Heumilch viel Wertschätzung entgegen. Auch verwertet sie gerne Lebensmittel, die man noch vom Vortag im Kühlschrank hat. Das macht ihr Kochbuch für mich so praktikabel, und so schafft sie es, dass man als Leser(-in) mit großer Freude kocht, denn man hat Zutaten verwertet, die man ansonsten vielleicht zum Müll gegeben hätte. 
Wovon kannst du nicht genug kriegen? 
Vom alten Gouda-Käse. Ich liebe diese bröckelige und gleichzeitig sanfte Konsistenz, die Salzkörner und seinen leicht salzigen Geschmack. Der perfekte Begleiter zum würzigen Spezialbier.
Wo trifft man dich an, wenn du nicht in der Arbeit bist? 
Entweder in meinem Garten oder in einem Spezialbier-Lokal – wenn es nur eines in unserer Nähe gäbe.
Für welche Zutaten gibst du auch gern viel Geld aus?
Für alle Lebensmittel. Aber vor allem für Butter, Brot und Fleisch. Aufgewachsen bin ich mit Margarine auf pflanzlicher Basis. Ein Butterbrot kannte ich nicht und das war im Nachhinein auch klar, denn mit Margarine schmeckt das einfach nicht. Dann lernte ich hier die Bio-Butter aus Heumilch von der Käserei Höflmaier, 15 Minuten von uns entfernt, kennen. Eine dicke Scheibe Butter auf dem saftigen Bio-Karottenbrot vom Aicherhof. Mehr braucht man nicht. Das ist Nahrung für die Seele!

Biohof Kajetan ist Mitglied von Gaumen Hoch*

*Gaumen Hoch ist eine Gemeinschaft von Menschen aus der Gastronomie und Landwirtschaft, die sich mit ihrem verantwortungsvollen Handeln für einen gastronomischen Wandel einsetzen. Mit ihrer Mitgliedschaft leisten sie einen Beitrag, um diese Veränderung zu unterstützen. Gaumen Hoch-Mitglieder bekennen sich zu unserem Wertemanifest und werden jährlich von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle geprüft.

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