Das Hobby von den Tschidas ist dunkelrot, rund und gesund – und würde auf den Namen Aroniabeere hören, wenn es Ohren hätte. Die hat es als Frucht naturgemäß nicht. Dafür hat es die kleine Beere, die Kurt und Michaela im burgenländischen Seewinkel seit 2014 anbauen, sonst ganz schön in sich.
Resilient, unprätentiös und voller toller Wirkstoffe: Die Aroniabeere gilt als „Medical Food“, weil sie zahlreiche Vitamine und Antioxidantien enthält, denen allerlei positive Wirkungen auf den Körper nachgesagt werden. So soll die Frucht, die auch Apfelbeere genannt wird, Cholesterin senken, Blutdruck regulieren, das Immunsystem stärken, den Stoffwechsel anregen und sogar das Krebsrisiko reduzieren.
„Die Aroniabeere ist auch wie Medizin zu behandeln: Vom Direktsaft sollte man nicht mehr als 100 Milliliter pro Tag trinken und auch nicht auf nüchternen Magen. Das ist kein Saft, den man gegen den Durst trinkt.“
Aroniabeeren-Saft trinkt man weniger gegen den Durst als für die Gesundheit. Sein herb-säuerliche Geschmack ist gewöhnungsbedürftig. Aber viele schwören auf seine Wirkung. So wie Michaelas Freundin, über die die Tschidas auf die Aroniabeere gekommen sind. „Sie hat uns erzählt, dass sie keine Verkühlung mehr hat und es ihr generell besser geht, seitdem sie ihren Saft trinkt.“ Dass die vom Aussehen her an Heidelbeeren erinnernde Beere auch noch unprätentiös im Anbau und der Ernte ist, überzeugte Kurt, der etwas gesucht hatte, das er neben dem Fulltime-Job in der baulichen Instandhaltung am Flughafen Wien machen konnte.
Er besorgte 1.000 Pflanzen des Rosengewächses, das in der Blütezeit kleine, weiße Blüten treibt und sich im Herbst dunkelrot verfärbt. Sie gediehen prächtig. Nach drei Jahren war Ernte-Premiere. Heute vertreiben die Tschidas unterschiedlichste Produkte, zu denen sie die Beeren veredeln – via Online-Shop, ab Hof, auf Märkten und in ausgewählten Greißlereien und Läden der Region.
Weil es keine Schädlinge gibt, die es auf die Beere abgesehen haben, ist sie prädestiniert für die biologische Bewirtschaftung. Die Tschidas haben von Anfang an Bio-Anbau betrieben. Die Bio-Zertifizierung holten sie sich 2021. Temperaturen bis zu minus 40 Grad machen der resilienten Beere nichts aus, und auch die Trockenperioden übersteht sie meistens ohne Zutun von Wasser. Die Ernte erfolgt nicht sukzessive, sondern auf einmal und ist nicht so zeitaufwendig.
„Interessant sind die Nebenprodukte, die wir gar nicht geplant hatten – wie der Essig oder die Schokobeeren.“
„Die Beere ist eine schöne Entspannung“, findet Kurt. Als sie begonnen hatten, gab es nur wenige Landwirtinnen und Landwirte, die die Beere kultivierten – obwohl man in der Südsteiermark bereits zur Jahrtausendwende damit begonnen hatte. Mit der Zeit wurden es immer mehr. „Viele haben wieder damit aufgehört, weil sie die Beeren nicht loskriegen. Der Markt ist dazu nicht groß genug.“
Aus Saurem Süßes machen
Das Hauptprodukt der Tschidas ist der Direktsaft, den sie in der Steiermark abfüllen lassen. Eine durstlöschende Variante ist das Kracherl, und zum Verdünnen gibt es einen Sirup. „Interessant sind die Nebenprodukte, die wir gar nicht geplant hatten – wie der Essig oder die Schokobeeren.“ Letztere waren ein Zufallstreffer. Die Tschidas wollten die Beeren, die beim Liköransetzen übrigbleiben, nicht wegwerfen und fanden einen Chocolatier, der sie in bittere Schokolade hüllte.
2023 erhielten die Tschidas bei der Ab Hof Messe in Wieselburg das goldene Stamperl für ihr TschidAronia „Aronia Feuerwasser“, einen 40-prozentigen Edelbrand von der Aroniabeere.
„Die Schokobeeren sind ein Geschmackserlebnis. Mittlerweile setze ich den Likör an, um zu den Beeren zu kommen“, sagt Kurt. Bei den International Chocolate Awards wurden die „beschwipsten Aroniabeeren“ mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. „Und am Markt sind sie ein Kundenfänger“, so Kurt. Sowie ein niederschwelliger erster Schritt, um sich mit den positiven Eigenschaften der Beere auseinanderzusetzen, die ihr den Namen „Wunderbeere“ eingebracht hat.