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Leithaland Gemüse

Im Nordburgenland setzen drei junge Quereinsteiger auf kleinteiligen Bio-Gemüseanbau und Raritäten. Mit Erfolg.
Leithalandgemüse
© Leithalandgemüse

Trio mit 40 Arten

von Martha Miklin

„Wir sind im Grunde eine der ältesten Marktgärtnereien Österreichs“, sagt Andreas Graf. Er führt den Bio-Betrieb mit seinem Cousin Michael und dem gemeinsamen Freund Alfred seit sieben Jahren. Auf insgesamt vier Hektar pflanzen die Quereinsteiger über 40 Gemüsearten und Kräuter an. Die Produkte vermarkten sie direkt: Ab-Feld-Verkauf, Bauernmärkte, Gemüsekisterl. Jungpflanzen für Privatgärten vertreiben sie ebenso. Das Marktgärtnerei-Mascherl brauchen sie nicht. Vielleicht, weil der Hype ihnen gerade zu groß ist. „Uns geht es nicht um einen Namen, sondern um die Qualität von Gemüse. Sie bezeichnen sich lieber als „junges landwirtschaftliches Projekt“.

Tomatillo, Puntarelle und Melothria

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Trial and Error – nach diesem Prinzip haben sie ihr Sortiment zusammengestellt. Es ändert sich laufend. „Insbesondere bei Salaten hat es gedauert, bis wir Sorten gefunden haben, die auch im Sommer schöne Köpfe machen.“ Sie bauen außerdem Raritäten an: gelbe Tomatillos, die löwenzahnartige Puntarelle oder Melothria, die mexikanische Minigurke in Olivengröße.

Die Fixstarter sind die Cash Cows: Tomaten, Salate, Kohlgemüse, Kräuter. „Die Frage ist immer: Was eignet sich für den Erwerbsanbau, ist wirtschaftlich und schmeckt gut?“ Spielereien muss man sich leisten können. 

„Wir drei machen alle alles.“ 
Andreas Graf

Gastrokundinnen und -kunden haben Andreas und seine Partner in Wien und im Burgenland. Darunter das Gasthaus Ziegelwerk in Wimpassing an der Leitha und die Cucina Alchimia in Wien – hier wird gern unkonventionell experimentiert und fermentiert. Oder der Pluschkovits in Leithaprodersdorf, der nach Falstaff beste Heurige des Burgenlands. Langjährige Kundinnen und Kunden dürfen mitreden, wenn es um den Anbau bestimmter Sorten geht. „Für die Cucina Alchimia produzieren wir gerade Jalapeños zum Einlegen.“ Der Austausch ist wichtig und gut. Auch mit den Privatkundinnen und -kunden. Andreas legt Wert darauf, dass die Konsumentinnen und Konsumenten den Produkten gegenüber Wertschätzung empfinden. 

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Das reichhaltige Angebot vom Leithalandgemüse.

Herausforderungen gibt es für Leithaland Gemüse natürlich. Nicht nur, was das Finden und Halten von Mitarbeiter:innen betrifft. Das verheerende Hochwasser im September 2024 verschonte sie. Die Hitze tut es nicht. „Das Wetter war schon vor sieben Jahren verrückt, wir kennen es nicht anders.“ Neu ist, dass immer wieder andere Schädlinge in die Gärten eindringen: Reiswanzen, Baumwollkapselwürmer, Gemüseeulen – das sind Nachtfalter, die Tomaten befallen. Es gibt immer was zu tun am Feld. Und nicht nur da. Die Vielfalt im Garten spiegelt sich im Abwechslungsreichtum wider, den der Job mit sich bringt. Vom Anbau und der Ernte über den Vertrieb und den Verkauf bis zu Social Media und dem Interview, das die Basis dieses Texts bildet. „Wir drei machen alle alles.“ 

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Andreas Graf bei der Arbeit auf dem Feld, mit…
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… seinem Kollegen Michael Konstanzer.
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Gemeinsam mit Alfred Reder (m.) produziert das Trio über 40 Gemüsesorten.

Acker-Sehnsucht 

In der Zeit vor Leithaland Gemüse hatten Andreas, Michael und Alfred technische Jobs. „Der Michi hat Windradln zusammengebaut, der Alfred hat Kabelverbindungen entwickelt und ich bin den ganzen Tag im Planungsbüro gesessen“, sagt Andreas. Als Ausgleich gartelten sie und gingen klettern. In den 9-to-5-Jobs waren sie unglücklich. Bevor sie die ersten Kreuzacker anbauten, also kleine Flächen, die nur als Ausgleichsfläche dienen, probierten sie sich am Schwammerlanbau im Keller aus. „Das war uns zu finster, zu steril und außerdem hatten wir da nur ein Produkt“. Sie gingen also raus auf den Acker. 

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Das „Feld ist unser Lebensraum“ ist einer der Kernsätze in der Philosophie der drei Landwirte.
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Die Arbeit im Garten ist nah an den Elementen. „Ich mag den Wechsel des Sortiments und der Jahreszeiten. Im Frühjahr freue ich mich auf einen Kopfsalat, im Juni auf die Paradeiser und im Herbst auf Kürbis und Endiviensalat. Es ist schön, dass es immer etwas anderes gibt.“ Größer werden wollen sie nicht. Nur strukturierter.

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Vielleicht, weil die drei mittlerweile Väter geworden sind. Und Freunde geblieben. Das ist nicht selbstverständlich in einem herausfordernden Job wie dem ihren. Der aber vielleicht gerade deswegen als so sinnstiftend empfunden wird von den Dreien: Es ist schön, wenn alle am selben Strang ziehen. Und wenn das eigene Tun weite Kreise zieht – auf die Teller der Wirtshäuser, in die Esszimmer und Privatgärten.

Andreas Graf von Leithalandgemüse

Andreas Graf

Ein Geschmack deiner Kindheit?
Gefüllte Paprika.
Der erste Job deines Lebens?
Erntehelfer im Raiffeisen Lagerhaus.
So einfach und so gut – welches Gericht ist das für dich?
Fetanudeln mit Cocktail-Paradeisern.
Wofür bist du dankbar?
Dafür, dass alle meine Lieben gesund sind.
Wo trifft man dich an, wenn du nicht in der Arbeit bin?
Zu Hause bei meiner Familie. 
Leithaland Gemüse

Leithaland Gemüse ist Mitglied von Gaumen Hoch*

*Gaumen Hoch ist eine Gemeinschaft von Menschen aus der Gastronomie und Landwirtschaft, die sich mit ihrem verantwortungsvollen Handeln für einen gastronomischen Wandel einsetzen. Mit ihrer Mitgliedschaft leisten sie einen Beitrag, um diese Veränderung zu unterstützen. Gaumen Hoch-Mitglieder bekennen sich zu unserem Wertemanifest und werden jährlich von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle geprüft.

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