Mit seiner Frau Tamara betreibt Stefan Pamer seit 2019 eine kleine Bio-Landwirtschaft im Burgenland mit Legehennen, Walnuss-Plantage, Marillenbäumen und Sanddorngarten in Ufernähe des Neusiedlersees. Ein naturbelassener, fast schon wilder Ort, an dem nur einmal im Jahr vor der Ernte gemäht wird.
„Ansonsten ist da eine Blumenwiese für die Insekten“, sagt Stefan. Flora und Fauna leben hier in Symbiose, eingegriffen wird nur minimal, gedüngt wird mit Mist. Wie viele Kolleginnen und Kollegen haben auch die Pamers mit Extremwetterereignissen wie Spätfrost, starken Regenfällen oder Hagel zu kämpfen, die zu Ernteausfällen führen können. Dieses Jahr traf es die Marillen- und Sanddornernte besonders hart. Dennoch „geht was weiter“: So kommen die vitaminreichen Fruchtsäfte, die hier in Podersdorf produziert werden, in der Gastronomie immer besser an, wie Stefan sagt.
„Bei unseren Säften kommt immer nur die Tafelware zum Einsatz.“
Natursaft ohne Kosmetik
Die Säfte und Marmeladen vom Sanddorn und der Marille sind die wichtigsten Produkte der Pamers. „Bei unseren Säften kommt immer nur die Tafelware zum Einsatz“, sagt Stefan. „Die Frucht muss perfekt sein, dass sie bei uns in die Flasche kommt.“
Marillen, die etwas angeschlagen sind, werden zum Schnaps weiterverarbeitet. Abfüllen lässt er die Säfte in zwei Betrieben in der Steiermark. Oft werden Säften Ascorbin- und Zitronensäure zugesetzt, damit sie länger haltbar bleiben und ihre Farbe behalten, bei ihren Natursäften möchte er das vermeiden. „Beim Apfel-Sanddornsaft setzt sich dann der Trübsaft vom Apfel ab und das Öl vom Sanddorn schwimmt obenauf. Das ist vielleicht optisch nicht so schön, aber auch ein Beweis dafür, dass es ein reiner Natursaft ist.“ Man muss ihn nur aufschütteln.
„Es war immer schon meine Vision, gesunde Lebensmittel zu produzieren. Und dann habe ich mich auf die Suche gemacht nach einem Produkt oder einer Pflanze, die es bei uns in der Region noch nicht gibt.“
Mit dem Apfel-Sanddornsaft hat Stefan die höchst erreichbare Punktezahl bei der Ab-Hof-Messe in Wieselburg erreicht, wo landwirtschaftliche Produkte prämiert werden. Die Naturbelassenheit, die für die Säfte gilt, gilt auch für die Marmeladen: Sie kommen ohne Gelierzucker aus und haben einen Fruchtanteil von 72 Prozent. Eine reine Sanddorn-Marmelade gibt es bei den Pamers noch nicht, soll aber bald folgen.
„Sanddorn hat einen sehr hohen Vitamin-C-Gehalt und unzählige andere Vitamine.“
Gesundmacher Sanddorn
Die „Zitrone des Nordens“, wie die Frucht beizeiten genannt wird, wird in Österreich nur sehr selten angepflanzt. Für die Pamers ein Alleinstellungsmerkmal. „Es war immer schon meine Vision, gesunde Lebensmittel zu produzieren. Und dann habe ich mich auf die Suche gemacht nach einem Produkt oder einer Pflanze, die es bei uns in der Region noch nicht gibt. Über eine Bio-Fachmesse in Deutschland bin ich auf den Sanddorn gekommen.“ Sanddorn hat einen sehr hohen Vitamin-C-Gehalt und unzählige andere Vitamine, wie Stefan sagt. Und viele weitere Eigenschaften, die den Körper bei der Heilung unterstützen können.
Vor zwei Jahren hat das Paar, das zwei kleine Töchter aufzieht, mit dem „Naturnest“ eine Bio-Greißlerei aufgemacht: „Ein Ort, an dem wir hochwertigste Bio-Produkte anbieten, mit denen die Leute ihren Tagesbedarf an Lebensmitteln decken können.“ Tamara und Stefan vertreiben im Laden eigene Produkte, aber auch vieles von Bio– oder Demeter-Produzentinnen und Produzenten aus der Umgebung. „Vorwiegend beziehen wir von kleinstrukturierten Betrieben, weil die oft die besten Lebensmittel produzieren und dabei auf Tier und Natur achten.“
„Wir schauen bei den Betrieben ganz genau hinter die Kulissen: Wie ist der Umgang mit den Tieren, dürfen sie auf der Weide herumlaufen, haben die Kühe noch Hörner?“
Tierwohl hat für die Pamers oberste Priorität: „Wir schauen bei den Betrieben ganz genau hinter die Kulissen: Wie ist der Umgang mit den Tieren, dürfen sie auf der Weide herumlaufen, haben die Kühe noch Hörner?“ Stefan hält es für würdelos, wenn Kühen mit ihren Hörnern wichtige Werkzeuge genommen werden. Genauso entscheidend ist für ihn, dass die Kälber einige Wochen und Monate bei der Mutter bleiben dürfen und sie nicht gleich am Tag der Geburt voneinander getrennt werden: „Wenn man sowas mal gehört und gesehen hat, vergisst man es nicht wieder. Mutter und Kalb sind 100 Meter voneinander entfernt und schreien tagelang so laut, dass es einem durch den ganzen Körper fährt.“
Das Thema Gesundheit liegt dem Bio-Bauern am Herzen. Er selbst hat früher trotz Getreidestauballergie mit seinem Bruder eine konventionelle Landwirtschaft und einen großen Getreidehandel betrieben. Bis er nicht mehr konnte und sich mit der Bio-Landwirtschaft eine neue Existenz aufgebaut hat, die im Einklang mit seinen Werten ist und seine Gesundheit nicht belastet.
„Das Schönste ist, dass man in und mit der Natur arbeiten kann. Dass man immer wieder schöne Schmetterlinge sieht, oder Bienen um sich herumfliegen hat und nicht in der lauten Stadt sein muss.“ Stefan plant nun den nächsten Schritt: eine Naturoase mit verschiedenen Plätzen für verschiedene Arten, wo sich die Natur zurückziehen und ungestört erholen kann.