„Alles, was in die Suppe kommt“, bauen die Fruhmanns neben den Ackerbauflächen in ihrer Landwirtschaft an: Karotten, Pastinaken, Lauch, Sellerie und Petersilie. Außerdem Kartoffeln und Rote Rüben sowie Salate, Kraut- und Kohlarten, die von Gastronomen und Gastronominnen wie Gerda Stocker, der „Kräuterwirtin“ aus Kirchschlag in der Buckligen Welt, veredelt werden. Und Kräuter en masse – zum Beispiel Koriander, Lavendel, Salbei, Thymian und Zitronenmelisse.
„Ich will den Vegetationszeitraum so gut es geht ausweiten und bis in den Winter hinein ernten“, sagt Silvia Fruhmann. Ihr größter Motivator sei, die landwirtschaftlichen Flächen – in ihrem Fall sind es 15 Hektar – in einem besseren Zustand an die nächste Generation zu übergeben: „Im Normalfall übergibt man die Dinge ordentlich.“ Enkeltauglich sagt man heute dazu.
„Wir haben uns gefragt, wie wir dem Boden, dem wir etwas wegnehmen, wieder etwas zurückgeben können.“
„Milchviehbetrieb ist der beste Partner für eine Kreislaufwirtschaft„
Um etwas in Zukunft ordentlich übergeben zu können, muss man sich in der Gegenwart entsprechend darum kümmern. Als Silvia und ihr Mann Paul die konventionell geführte Landwirtschaft 2010 von seinen Eltern übernahmen, stand für sie fest, dass sie auf eine biologische Bewirtschaftung umstellen. „Wir haben uns gefragt, wie wir dem Boden, dem wir etwas wegnehmen, wieder etwas zurückgeben können“, sagt Silvia. Die erste Antwort befindet sich ein paar Kilometer weiter.
Dort lebt ein Bio-Milchbauer, der von ihnen Getreide und Grünfutter für seine Kühe bekommt und den Fruhmanns im Gegenzug Dünger liefert. „Ohne den organischen Dünger wären die Felder nicht so fruchtbar, wie sie es jetzt sind. Der Milchviehbetrieb ist der beste Partner für eine Kreislaufwirtschaft“, sagt Silvia, die die Landwirtschaft seit drei Jahren hauptberuflich führt, während ihr Mann seinen Vollzeitjob hat. Anders geht es sich finanziell für eine fünfköpfige Familie wie ihre nicht aus, wie sie sagt.
„Wenn in der Erde Leben sein soll, dann muss das auch für oberhalb gelten.“
Das natürliche Auf und Ab mit den Blühstreifen
Die zweite Antwort auf die Frage, was der Boden braucht, haben die Fruhmanns in der Biodiversität gefunden. „In einer Handvoll Erde sind so viele Lebewesen wie es Menschen auf der Erde gibt: über acht Milliarden. Es ist uns immer ein Anliegen, dass die Erde lebt. Wenn in der Erde Leben sein soll, dann muss das auch für oberhalb gelten“, sagt Silvia. Sie haben Blühstreifen angelegt, zuerst viele kleinere, dann weniger größere.
Die dort vorhandenen Pflanzen und Blumen ziehen Nützlinge und Schädlinge gleichermaßen an – in der Insektenwelt gibt es immer natürliche Gegenspieler. „Ich hatte bis jetzt noch keine Ernte, die ausgefallen wäre aufgrund eines Schädlings.“
Die Schnecken, mit denen dieses Jahr viele zu kämpfen hatten, bevölkerten bei den Fruhmanns nicht die Salatköpfe, sondern die Blühstreifen. Dort hatten sie genügend Platz, wie Silvia sagt. Das Gemüse, das Silvia und ihr Mann via Ab-Hof-Verkauf und am Bauernmarkt verkaufen, ließen sie in Ruhe.
Tea time für Schädlinge
Wermut gegen Schädlinge, Brennnessel zur Stärkung und Scharfgarbe zur Erfrischung an heißen Sommertagen.
Ein gesunder Boden hat einen weiteren großen Vorteil: Er kann besser Wasser speichern. „Wobei wir auch einen Pluspunkt haben aufgrund der örtlichen Gegebenheiten. Unser Boden ist ein Auboden, der grundsätzlich gut durchfeuchtet ist. Es gibt nur wenige Tage, an denen wir keinen Tau haben. Wenn ich morgens im Hochsommer rausgehe, sind die Schuhe nass“, sagt Silvia. Bisher kommen sie ohne Brunnen und Bewässerungssystem aus. Kritisch wird es, wenn sie in den Trockenperioden Jungpflanzen setzen, die besonders viel Wasser brauchen.
„Da arbeiten wir mit Pflanzenstärkungstees.“ Eine natürliche Lösung und intensive Intervention, weil die Pflanzen täglich mit unterschiedlichen Tees eingesprüht werden – Wermut gegen Schädlinge, Brennnessel zur Stärkung und Scharfgarbe zur Erfrischung an heißen Sommertagen.
Der Lohn zeigt sich dann bei der Ernte – und in der Qualität: „Wenn ich zum Beispiel den Radicchio ernte, dann hält der locker noch Wochen ohne Qualitätseinbußen. Es macht einfach eine Freude, das den Kundinnen und Kunden so weitergeben zu können.“