Sieben besonders helle Sterne sind es, die beim Sternbild „Großer Bär“ am Nordhimmel hervorstechen. Sieben Sorten sind es, die im Biobeerengarten Hummel, wenn man so will, das Bild „Große Beere“ ergeben.

Himbeeren, Ribisel, Heidelbeeren, Tafeltrauben, Goji-Beeren, Goldbeeren (Physalis) und Mini-Kiwis spielen in der Bewirtschaftung des Bauernhofs, der sich früher der Schweinezucht und dem Ackerbau verschrieben hatte, inzwischen die Hauptrolle. In Nebenrollen gab es einen Teil dieses Beerenobstes hier zwar schon immer, aber unter der Regie von Hannes Hummel junior und seiner Frau Katharina Schödl-Hummel wurden die Beeren die uneingeschränkten Stars am Hof.
Dass sie das auch noch in Bio-Qualität sind, hat eine lustige Vorgeschichte, wie Katharina erzählt: „Geliebäugelt hatten wir mit dem biologischen Landbau schon seit der Jahrtausendwende, aber damals hieß es immer, Himbeeren könne man nicht biologisch machen. Wir haben dann versucht, die entsprechenden Schädlinge zu bestimmen, und sind dabei draufgekommen, dass wir die gar nicht haben.“
Damit stand der Bio-Zertifizierung des einzigartigen Beerengartens im Jahr 2005 nichts mehr im Weg: „Gerade beim Beerenobst ist es wichtig, etwas zu produzieren, das man auch direkt am Ort der Produktion essen kann, ohne Bedenken wegen möglicher Schadstoffe haben zu müssen“, sagt Katharina.
„Immer wenn wir etwas Neues ausprobiert haben, lief das bei uns nach dem Motto: Augen zu und durch. Und wir haben das nie nur mit ein paar Pflänzchen gemacht, sondern sind gleich in die Vollen gegangen.“
Das nackte, kleine Vitaminwunder
Besucherinnen und Besuchern des paradiesischen Bio-Beerengartens können das zu bestimmten Terminen, die auf der Webseite bekanntgegeben werden, tatsächlich tun, denn Himbeeren und Ribisel gibt es hier auch zum Selberpflücken. Auch wenn Himbeeren, Heidelbeeren, Ribisel und Goldbeeren die Hauptrolle spielen, gibt es einen „heimlichen Star“ am Hof: „Weinviertler Kiwis“, die schon von Katharinas Schwiegereltern in den 1990er-Jahren erstmals gesetzt wurden.
Die sind nur zwei bis fünf Zentimeter groß, unbehaart und weisen, wie Messungen ergaben, einen höheren Vitamin-C-Gehalt auf als die Neuseeland-Kiwis: „Wir sind sogar Mitglied der europäischen Mini-Kiwi-Vereinigung, die sich einmal im Jahr trifft, um Erfahrungen auszutauschen“, erzählt Katharina.
Die nackten, kleinen Vitaminwunder sind aber auch die Empfindlichsten im Garten, und speziell später Frost setzt ihnen schwer zu: „Drum ist das sehr riskant, das ist vergleichbar mit Marillen“, klärt Katharina auf. Aber wenn sie das Frühjahr gut überstehen, sind sie sehr gefragt und werden auch auf dem Hof vielfältig verarbeitet: Marmelade, Mus, Kompott, Essig, Dessertwein, Likör und Edelbrand haben die vitaminreichen Mini-Früchte als Basis.
„Bei uns im Hofladen bieten wir auch Produzentinnen und Produzenten aus der Region eine Bühne – sofern sie zertifiziert sind. ,Wie Bio‘ genügt da nicht.“
Neuer Hofladen als „Bio-Bühne“
Vieles wird im Familienbetrieb selbst erzeugt – von Marmeladen und Kompotten über Liköre und Dessertweine bis hin zum legendären Himbeersturm, für den nach wie vor Seniorchef Hannes Hummel zuständig ist. Der packt mit seinem gleichnamigen Sohn aber auch noch an einer anderen Front mit an, verrät Schwiegertochter Katharina: „Marmelade zu kochen, ist bei uns Männersache.“ Ausgelagert sind lediglich die Schokoladenerzeugung sowie die Produktion von Essigen und Edelbränden.
Ein besonderes Schmuckstück am „Beerenhof“ ist der neue Hofladen, der eine ganz andere Bühne darstellt als der alte, im ehemaligen Schweinestall situiert gewesene. In dem bietet die Familie Hummel nicht nur die eigenen Köstlichkeiten aus dem vielfältigen Reich der Beeren an, sondern sie lädt auch Bio-Kolleginnen und -Kollegen aus der Region ein, ihre Waren hier zu präsentieren. Das reicht vom Bio-Brot von Öfferl aus Gaubitsch über das Bio-Bier vom „Kurv’n-Bräu“ in Enzersdorf bis zu Getreide vom Biohof Schmidt in Neudorf. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist allerdings die Bio-Zertifizierung: „Wir haben immer wieder Anfragen, bei denen es heißt: Unsere Ware ist eh so wie Bio. Aber das reicht uns nicht“, macht Katharina in diesem Punkt keine Kompromisse. Radfahrer:innen oder Wanderer werden im Hofladen auf Wunsch auch mit kleinen Speisen, Kuchen und Eis bewirtet. Auch ein Bio-Frühstück bieten die Betreiber:innen des Biobeerengartens mittlerweile an.
Während der „Große Bär“ am Himmel so bleiben wird, wie er ist, ist das bei der „Großen Beere“ zu ebener Erde nicht gesagt, denn Experimentierfreude gehört zum Leben der Familie Hummel einfach dazu, weshalb es nun auch Jostabeeren gibt, diese spannende Kreuzung aus Johannis- und Stachelbeere. Ein Besuch in Loosdorf beim Biobeerengarten ist also in jedem Fall eine lohnende Sache – wenn man das Richtige erwischt: „Mindestens zweimal in der Woche kriegen wir Anrufe von Leuten, die im Loosdorf zwischen Melk und St. Pölten stehen. Und das ist zwei Autostunden von uns entfernt“, sagt Katharina. Also: Loosdorf bei Mistelbach eingeben. Das spart Zeit, die man mit Beeren lohnender verbringen kann.